In den Händen der Staatsmacht



Es ist ein Frauengefängnis. Eine junge Frau wird auf den Innenhof geführt. Kräftige Hände halten sie fest. Ihre Kleidung wird entfernt. Ein hölzernes Gestell wartet auf sie. Sie wird darüber gebeugt. Ihre Arme werden mit Lederriemen fixiert. Ihre Beine ebenfalls. Ihre Bewegungsfreiheit ist auf ein Minimum beschränkt. Sie beißt die Zähne zusammen, denn sie weiß nur zu genau, was gleich folgen wird.

Die Szene spielt nicht irgendwann im Mittelalter, sondern in den dreißiger Jahren. Ort der Handlung ist ein deutsches Frauengefängnis zur Nazizeit. Es könnte aber genau so gut ein japanisches Konzentrationslager irgendwo in Korea sein. Oder ein Camp hinter Stacheldraht irgendwo in Südamerika. Irgend ein Ort, an dem ein Staat die Menschen gefangen hält, die er für schuldig hält. Und Staaten waren noch nie zimperlich, wenn es um ihre Interessen geht. Und um Menschen, die ihnen Widerstand leisten,die sich ihren Gesetzen widersetzen oder einfach nur im Weg sind.

Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um einen Mann dreht, oder um eine Frau. Im Gegenteil, Frauen sind es, die besonders zu leiden haben. Denn es sind Männer, die das Sagen haben. Und Männer empfinden eine ganz besondere Befriedigung dabei, es einer Schlampe mal so richtig zu zeigen.

Im obigen Fall ging es nur um einen unbedeutenden Diebstahl. Sie war noch keine zwanzig Jahre alt. Sie hatte in der Küche gearbeitet und hatte gestohlen. Einen Apfel nur, aber es geht ums Prinzip und Strafe muss sein. In diesem Fall zwölf Hiebe auf das entblößte Gesäß. Mit einem Ochsenziemer, der ordentlich weh tut und lang anhaltende Spuren hinterlässt. Denn sie soll lernen, dass es Regeln gibt, die einzuhalten sind. Und Gesetze, an die sich jeder halten muss.

Denn Staaten brauchen Untertanen und die sind in Wirklichkeit nicht viel mehr als Sklaven. Auch wenn sie für ihre Arbeit Lohn beziehen und sich mehr oder weniger frei bewegen dürfen. Wenn es dem Staat gefällt, kann er diese Freiheit einschränken. Er kann Ausgehverbote erlassen und er kann bestimmen, wer sich wo aufhalten darf. Nicht nur in Diktaturen, sondern eigentlich überall. Man muss nur die Gesetze lesen, die meist nur Juristen kennen.

In vielen Ländern ist Prostitution verboten. Aber bestraft werden nur die Frauen. Sind sie noch jung, landen sie im Erziehungsheim, wo dann Männer darüber bestimmen, wie ihnen ihr Laster auszutreiben ist. Sind sie schon älter, steckt man sie einfach ins Gefängnis. Denn Ordnung muss sein, denn eine anständige Frau heiratet, wie es sich gehört. Oder besser gesagt, sie wird geheiratet. Von einem Mann, der künftig über sie verfügen darf. Und der sie auf seine Weise zurechtweisen darf. Mit der Faust, mit der flachen Hand, mit dem Ledergürtel. Das ist zwar meist auch verboten. Aber es wird praktisch nie verfolgt. Es sei denn, er hat es übertrieben und sie ist an seinen Schlägen gestorben.

Staaten haben schon immer Kriege geführt. Früher war es dabei ganz selbstverständlich, dass die Frauen den Siegern gehörten. Die jungen zumindest. Denn sie waren die begehrte Beute, auf die sich jeder Krieger freute. Denn er kämpfte selten für seine eigenen Interessen, sondern für die des Staates. Dafür setzte er sein Leben ein. Dafür wollte er belohnt werden und die beste Belohnung bestand immer darin, frisches,  junges, weibliches Fleisch in die Hände zu bekommen.

Die Frauen selbst spielten dabei keine Rolle. Sie waren ein Spielball des Schicksals. Hatten sie Glück, konnten sie nach dem Krieg wieder ihren Mann und Beschützer in den Armen halten. Hatten sie Pech, wurden sie eben der Besitz eines Anderen. Aber nur, wenn sie noch jung und begehrlich waren. Oder so jung, dass sie es eines Tages sein würden.

Wobei die alten Denkmuster noch lange nicht aus den Köpfen sind. Im Balkan-Konflikt waren es die Frauen, die den Gegnern in die Hände fielen, nachdem diese ihre Männer beseitigt hatten. Nach der Lust am Töten kam die Lust an der Vergewaltigung und in jedem Penis steckte der ganze Hass auf diejenigen, gegen die man gekämpft hatte. Sie wurden bestraft für die Toten in den eigenen Reihen. Und nach dem Krieg landeten nicht wenige von ihnen in den Bordellen der Sieger, um das zu tun, wofür Frauen geschaffen sind.

Noch aktueller sind die Ereignisse im Nahen Osten. Von arabischem Geld und internationalen Waffen aufgebaut war die ISIS auf dem Weg zu einem neuen Staat. Ihr Lohn war nicht Ehre und Geld. Ihr Lohn waren vor allem Frauen. Christliche Frauen zum Beispiel, die man bedenkenlos versklaven konnte, denn sie waren Ungläubige und damit ohnehin des Todes. Oder Frauen aus den eigenen Reihen, die es mit den Geboten Allahs nicht so ernst nahmen und sich ohne Schleier den Blicken der Männer darboten. Sie waren schlichtweg Huren und hatten die strengste aller Strafen verdient. Aber zuvor musste man es ihnen zeigen. Man musste sie sich zu eigen machen, ihre Reize freilegen, sie nehmennehmen, wie Frauen genommen gehören. Man musste sie schlagen, wenn sie nicht willens waren. Und man musste sie töten, nachdem sie ihre irdische Strafe erhalten hatten.

Auch hier kam sie wieder zum Vorschein, die alte Regel: es ging allein um die Jungen, die Hübschen, die Begehrenswerten. Je jünger desto besser,, wobei für einen Moslem die Frau ab dem Augenblick beginnt, in dem sie ihre erste Regel hat. Tauchte das erste rote Signal zwischen ihren Beinen auf, war der erste fordernde Penis meist nicht mehr fern. Im Interesse des eigenen Vergnügens, im Sinne des Propheten und im Namen des Staates.

Denn Staaten tun zwar gerne so, als stünden sie für Gleichheit und Gerechtigkeit. Doch wenn es um Frauen geht, sehen sie doch oft nicht wo genau hin. Und wenn Männer gelegenheit dazu haben, werden sie ihren Instinkten nachgehen und ihrem Verlangen freien Lauf lassen.

Denn Staaten tun zwar gerne so, als stünden sie für Gleichheit und Gerechtigkeit. Doch wenn es um Frauen geht, sehen sie doch oft nicht wo genau hin.