Bei gefallenen Mädchen hilft nur Strenge



Was macht man mit einem Teenager, den die allein erziehende Mutter einfach nicht mehr bändigen kann? Wie kriegt man eine notorische Schulschwänzerin in den Griff? Wohin mit einer Minderjährigen, die auf dem Straßenstrich aufgegriffen wurde? Und wie geht man mit einer Mädchenclique um, die alten Omas die Handtaschen klaut. Heute steht das Jugendamt bei solchen Fällen vor einem unlösbaren Problem. Früher gab es für solche Fälle nur eine Lösung: Ab ins Erziehungsheim.

Bis in die 50er Jahre hinein gab es sie noch. Heute findet man sie nur noch in Osteuropa, Amerika und einigen lateinamerikanischen Staaten: Heime für schwer erziehbare Mädchen, die niemand will und keiner bändigen kann. Orte hinter hohen Mauern, in denen man weiß, wie man einem rebellischen Teenager Manieren beibringt. Die meisten Heime dieser Art wurden von der katholischen Kirche betrieben. Und die wusste schon immer, dass die Erziehung eines Mädchens nur mit Strenge funktioniert. Und wenn es sich um ein besonders aufmüpfiges Exemplar handelt, dann musste man eben besonders hart durchgreifen.

Besonders die schwarzberockten Nonnen sahen es als eine heilige Aufgabe an, solchen „gefallenen Mädchen“ wieder auf den Weg der Tugend und des Glaubens zurückzuführen. Und sie taten es am liebsten mit dem Rohrstock in der Hand. Denn ein Mädchen, das nicht gehorchen wollte, dem musste man eben Gehorsam beibringen. Und zwar Schlag für Schlag und Strieme für Strieme. So lange, bis jeder Stolz, jede Boshaftigkeit und jeder teuflische Hang zum Ungehorsam gebrochen war.

Die Nonnen verstanden sich als Dienerinnen des Herrn. Und sie entwickelten einen geradezu fanatischen Eifer, um aus verwahrlosten Mädchen junge Dienerinnen Gottes zu machen, die morgens vor ihrem Bett knieten und brav ihr Gebet aufsagten. Und die gelernt hatten, dass Gehorsam und Demut die wichtigsten Eigenschaften sind, die der Herr von einem jungen Mädchen erwartet.

Doch bis dahin war es meist ein weiter Weg. Und es war ein mühsamer Prozess aus Demütigung und Strafen erforderlich, bis das Ziel erreicht war. Strafen die weh taten. Strafen, die sich tief ins Gedächtnis einprägten. Denn kein Mädchen vergisst den Augenblick, in dem es von kräftigen Helfershänden festgehalten wurde, während brennende Stockhiebe auf seine entblößten Hinterbacken einprasselten. Denn eine eifrige Nonne verstand es, Schmerzen zu erzeugen. Und sie wusste, dass der unaufhaltsam zur Fraulichkeit heranwachsende Hintern eines Teenagers genau das richtige Ziel abgab, um eine verdiente Strafe entgegenzunehmen.

Doch in einem Erziehungsheim gab es nicht nur Nonnen. Es gab auch Lehrer, die diesen Ort gewählt hatten, weil sie hier ihrem Erziehungsauftrag am wirkungsvollsten nachkommen konnten. Es waren ganz besonders strenge Lehrer, vor denen sich die Mädchen fürchteten und demütig den Blick senkten, wenn sie ihnen begegneten. Und für diejenigen, die es nicht taten, fand ein guter Erzieher immer einen geeigneten Anlass, um ihnen ihren Stolz auszutreiben.

Früher machte man keine allzu großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ein Lehrer war in aller Regel männlich und vom Staat mit weit reichenden Rechten ausgestattet. Und die setzte er durch, ganz gleich ob der Schüler Hosen trug oder die Schülerin einen Rock. Das war an den öffentlichen Schulen so und das wurde in den Erziehungsheimen natürlich auf besonders strenge Weise gehandhabt. Jungs zog man den Hosenboden stramm, bevor der Stock in Aktion trat, und Mädchen schlug man den Rock hoch. Wobei sich so mancher Lehrer insgeheim das Recht herausnahm, das hinderliche Höschen ebenfalls aus dem Weg zu räumen. Denn irgendwie schien es eine ausgemachte Sache zu sein, dass Mädchen besonders streng bestraft werden müssen, um für die ihnen innewohnende Widerspenstigkeit und Faulheit zu büßen.

SM-Clubs gab es zu jener Zeit noch nicht und den Begriff Spanking kannte man nur in englischsprachigen Ländern und dort bezeichnete er die alltägliche Art der Zurechtweisung, die vor allem strenge Mütter ihren Töchtern verabreichten. Verspürte ein Mann das besondere Bedürfnis, seine Frau in ihre Schranken zu weisen, dann gab ihm das Gesetz das Recht, dafür den Stock oder den Lederriemen zu verwenden. War die häusliche Lust erloschen, gab es immer noch die diskreten Freudenhäuser mit der roten Laterne. Diese wurden zumeist von Frauen geführt und die verschickten gerne eine Einladung, wenn es galt, eine ungelehrige Dirne zurechtzuweisen und der eine oder andere Herr dies zu beobachten wünschte.

Die Mädchen in den Erziehungsheimen galten als der Abschaum der Gesellschaft. Mädchen aus der Gosse, über deren Befinden man sich keine allzu großen Gedanken machen musste. Eine Denkweise, an der sich im Wesentlichen bis heute nichts geändert hat. Ein Lehrmeister, der dort unterrichtete, tat dies in aller Regel auch aus dem Grund, weil er hier besonders häufig nacktes weibliches Fleisch zu sehen bekam, das unter seiner Rute, seinem Rohrstock oder seinem Lederriemen eine nicht unerotische Lebhaftigkeit entwickelte, die ihm als Erzieher so manchen Einblick ermöglichte, der seine schmutzige Fantasie in Wallungen brachte.

Denn ein Mädchen, das ohnehin schon Unzucht betrieben hatte, verdiente es nicht, dass man auf ihre Scham Rücksicht nahm. Und ein rebellisches junges Ding musste man geradezu so lange schlagen, bis es winselnd am Boden lag und alles versprach, was man aus seinem Mund hören wollte. Es ist sicher kein Zufall, dass Mädchen aus dem Erziehungsheim kaum eine vernünftige Anstellung fanden und daher ein Reservoir an käuflichem Fleisch bildeten, aus denen die Bordelle des Landes ihren Nachschub bezogen.

Dadurch verfestigte sich im Denken der Menschen der Gedanke, dass ein widerspenstiges Mädchen ganz besonders streng erzogen werden muss. Über viele Generationen hinweg waren Eltern und Erzieher gleichermaßen der Überzeugung, dass ein schlecht erzogenes Mädchen unweigerlich in der Gosse landete. Mädchen wurden daher besonders unnachgiebig erzogen. Von Müttern, die um jeden Preis ihre Unschuld schützen wollten. Von Vätern, die an das Ansehen ihrer Familie dachten. Und von Ehemännern, die eine gehorsame Frau schätzten und ihr ein für allemal klar machen wollten, wo ihr Platz im Leben ist und was ihnen blüht, wenn sie auf die Idee kommen sollten, sich dagegen aufzulehnen.