Das Martinet: Zucht der dutzend Striemen



Wer an Zucht und Ordnung denkt, der denkt in Deutschland und England an den Rohrstock, der früher in jedem Klassenzimmer hing. In Irland und Schottland ist es die Tawse, jener breite Lederriemen, den unzählige Schülerinnen mit einem Besuch im Büro des Direktors verbinden. In Amerika nimmt das Paddel diese Aufgabe wahr. Das dünne Brett mit Griff wird vor allem in den Staaten des Bible Belt noch immer gerne auf dem Körperteil angewandt, den man dort nicht ohne Grund als „Seat of Learning“ bezeichnet. In Frankreich ist es das Martinet, das man noch heute in jedem Supermarkt kaufen kann.

Der Ursprung des Martinet ist zwar Frankreich, doch auch in anderen Ländern gibt es ähnliche Instrumente. In Deutschland sprach man früher von der Klopfpeitsche. Sie war vor allem im Elsass gebräuchlich, wo man es ja gewohnt war, wechselseitig deutsche und französische Bräuche zu übernehmen. Vor allem in Westfahlen kannte man den Siebenstriemer, der bis in die 70er Jahre hinein auch zur Züchtigung von Kindern und Jugendlichen benutzt wurde.

In der BDSM-Szene haben Martinet, Klopfpeitsche und Siebenstriemer einen festen Platz im Ritual der gespielten Bestrafungen. Sie heißen dort Flogger und sind äußerst beliebt, weil sie auch von weniger geübten Männern benutzt werden können, um weibliche Hinterbacken mit Striemen zu versehen, ohne Gefahr zu laufen, dabei blaue Flecken oder andere lange sichtbare Spuren zu hinterlassen.

Bei Wikipedia wird das Martinet als mehrriemige kleine Peitsche beschrieben, die vor allem zur körperlichen Züchtigung von Kindern und Jugendlichen und zur Erziehung von Haustieren benutzt wird. Letzteres ist auch der Grund dafür, weshalb man ein Martinet vor allem im Zoohandel oder in der Tierabteilung der großen Supermarkt-Ketten findet. Doch französische Eltern wissen, dass der auf der Packung abgebildete Hund nur ein Vorwand ist. In Wirklichkeit werden Martinets nämlich nach wie vor für den eigenen Nachwuchs gekauft. Das ist wohl auch der Grund, weshalb dieses spezielle Instrument früher in jedem französischen Spielzeug-, Farben- und Haushaltswarengeschäft zu haben war.

Das ist eine Besonderheit unseres Nachbarlands, das wohl zu den einzigen Ländern in der EU zählt, in dem die Prügelstrafe nie wirklich abgeschafft wurde und sich offenbar nach wie vor großer Beliebtheit erfreut.

Technisch gesehen besteht ein Martinet aus einem massiven Holzgriff, der meist aus Buche oder Kiefer gefertigt ist und an den bis zu 20, meist aber zwischen 9 und 12 dünne Lederriemen befestigt sind. Sie sind mindestens 25 und höchstens 30 Zentimeter lang. In französischen Familien gehörte das Martinet früher zum festen Haushaltsinventar und war oft für alle sichtbar in der Küche aufgehängt. Dort diente es den Kindern als ständige Warnung und war bei Bedarf jederzeit griffbereit. Manchmal hing das Martinet auch im Eingangsbereich der Wohnung oder des Hauses, um jedem Besucher zu signalisieren, dass in diesem Haushalt „Zucht und Ordnung“ herrschen. Den Kindern wurde oft weisgemacht, das Martinet sei ein „Geschenk vom Weihnachtsmann“.

Von der Wirkung her ist das Martinet am ehesten mit der Tawse oder einem breiten Ledergürtel zu vergleichen. Ein Rohrstock will mit einer gewissen Geschicklichkeit geführt werden und hinterlässt bei ernsthafter Anwendung dramatische Blutergüsse, die später in allen Farben zu schimmern beginnen und noch Tage später zu spüren sind. Mit dem Martinet führt hingegen selbst eine ausgiebige Bestrafung nicht so leicht zu Verletzungen der Haut. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Wucht eines Hiebes auf mehrere Riemen verteilt und der einzelne Lederstreifen somit keine allzu einschneidende Wirkung hat. Das ist vergleichbar mit dem Lederriemen oder Gürtel, der ja ebenfalls seine Wirkung auf eine relativ breite Fläche verteilt.

Auch in seiner Schmerzwirkung unterscheidet sich das Martinet deutlich von den anderen gebräuchlichen Bestrafungsinstrumenten. Ein kräftiger Schlag mit dem Rohrstock geht durch Mark und Bein und wird als unerträglich empfunden. Ein breiter Lederriemen erzeugt einen dumpfen, heiß brennenden Schmerz. Bei einem Martinet fühlt es sich eher wie tausend Nadelstiche an, die mehr oder weniger gleichmäßig über den gesamten Hintern verteilt wirken. Es ist ein heller, spitzer Schmerz, der durchaus nachhaltige Wirkung zeigt und besonders bei Mädchen einen anhaltenden Gesang an schrillen Schreien hervorruft.

Das Martinet wird fast ausschließlich auf das nackte Gesäß appliziert. Treffen die dünnen Riemen auf bekleidete Haut, lässt die Schmerz- und Strafwirkung nämlich stark nach. Mädchen mit kurzen Röcken oder Kleidern bekommen das Martinet nicht selten auf den unbekleideten Oberschenkeln zu spüren. Das kann ganz spontan geschehen, wenn sie frech zu ihrer Mutter war oder sich geweigert hat, eine ihr aufgetragene Aufgabe zu erfüllen. Es gibt Stimmen, die davon überzeugt sind, dass Schlage auf die Oberschenkel wesentlich schmerzhafter sind als auf die fleischige Oberfläche des entblößten Hinterns.

Dennoch werden ungehorsame Kinder fast immer zumindest unten herum nackt gemacht, bevor das Martinet in Aktion tritt. Kleinere Mädchen werden nicht selten einfach unter den linken Arm geklemmt, während die Rechte frei ist, um die Klopfpeitsche zu schwingen. Oder Vater stützt einen FUß auf der Sitzfläche eines Stuhles ab, um die Kleine übers Knie zu legen und ordentlich zu verdreschen. Durch die relativ kurze Ausführung eines Martinets ist das bequem möglich und erzeugt ein schreiendes und zappelndes Mädchen, das die Bestrafung mit einem gleichmäßig rot glühenden Hintern verlässt. Wobei bestimmte Eltern die Tatsache zu schätzen wissen, dass ein wild mit den Beinen um sich kickendes Mädchen zwangläufig auch die Körperpartien offenbart, die als ganz besonders empfindlich gelten. Die Innenseiten der Schenkel zum Beispiel, aber auch die zarten Falten der Muschi. Irgend ein Riemen des Martinets veirrt sich immer da hin und löst damit ein besonders lautes Quieken aus.

Eltern mit Durchblick wissen, dass man die schmerzende Wirkung des Martinets noch steigern kann, indem nur mit der Hälfte der Riemen zugeschlagen wird. Mancher Vater gibt sich auch große Mühe, die einzelnen Riemen sorgfältig mit Lederfett zu behandeln, damit sie schön geschmeidig bleiben und besser der Körperkontur folgen können. Eine andere Methode ist es, die Riemen vor der Anwendung in einen Eimer mit Wasser zu tauchen. Dabei saugt sich das Leder voll, wird damit schwerer und zeigt eine wesentlich höhere Wirkung.

Auch wenn das Martinet keine bleibenden Schäden verursacht und weder blutunterlaufene noch Haut noch aufplatzende Striemen erzeugt, gibt es auch in Frankreich vehemente Gegner dieser Erziehungsmethode. Sie reden vor allem von der Demütigung einer solchen Züchtigung und verlangen schon seit Jahren eine Änderung der entsprechenden Gesetze. Immerhin konnten sie erreichen, dass die Anwendung des Martinets zur Bestrafung von Kindern seit 1984 verboten ist. Bei Jugendlichen ist sie jedoch nach wie vor erlaubt.

Franzosen sind eben auch in Erziehungsfragen eher konservativ eingestellt und lassen sich ihre Rechte nicht so einfach nehmen. Besonders in der Provinz – und die macht den größten Teil des Landes aus – hängt daher das Martinet nach wie vor an seinem Platz. Und so manches Mädchen weiß, dass sie auch als Teenager damit rechnen muss, nackt gemacht und mit einem Dutzend Lederriemen ausgepeitscht zu werden.