Erziehung zwischen Autorität und Macht

Gilt ein Mädchen als „gut erzogen“, dann fällt es vor allem damit auf, dass es nicht auffällt. Es wird nichts anstellen, das die Polizei auf den Plan ruft. Es wird sich Erwachsenen gegenüber respektvoll verhalten und sich in jeder Situation zu benehmen wissen. Doch das alles kommt nicht von ungefähr. Es ist das Ergebnis konsequenter Erziehung und nicht selten mit schmerzhaften Erfahrungen verbunden, die sich prägend auf das ganze Leben auswirken.

Es ist heute eher die Regel als die Ausnahme, dass eine Horde Kinder lautstark den Schulbus betritt und Zwölfjährige in einer Sprache miteinander reden, die erwachsenen Zeugen die Schamesröte ins Gesicht treiben. „Sag mal Gerdi, wann bist du zum letzten Mal gefickt worden,“ hörte ich kürzlich einen Grünling über die Köpfe der anderen hinweg einem Mädchen zurufen, die dabei alles andere als verlegen war, sondern ihm eine freche Antwort zurückbrüllte.

Er war der Typ Pickelgesicht und hielt sich vermutlich schon für richtig männlich, weil er bereits mit einer Morgenlatte aufwachte. Sie war ein eher pummeliges Ding, das mit sichtlichem Stolz ein ansehnliches Paar Brüste unter dem bunt bedruckten T-Shirt zur Schau trug. Wie fast alle Mädchen in dem Rudel steckte auch sie in knallengen Jeans, die sich über ausgeprägte Pobacken spannten und keinen Zweifel daran ließen, dass sie den Wandel vom Kind zur Frau bereits weitgehend hinter sich gebracht hatte.

Schon zu meiner Schulzeit waren es die dicken Mädchen, die als Erste die Aufmerksam der Jungen auf sich zogen. Sie entwickelten einfach schneller weibliche Formen und konnten sich daher meist vor Verehrern nicht retten. Im Vergleich dazu wirkten ihre schlanken Geschlechtsgenossinnen irgendwie noch knabenhaft und trugen bestenfalls einen bescheidenen Ansatz spitzer Knospen unter dem obligatorischen T-Shirt.

Zu mehr als einem zaghaften Petting war es aber damals nur selten gekommen. Die meisten Jungs wussten auch kaum über die weibliche Anatomie bescheid, denn Pornofilme gab es noch nicht und selbst der Playboy wurde unter der Ladentheke gehandelt. Wer es daher geschafft hatte, eine „rumzukriegen“ und ihm ihre Pflaume zu zeigen, zählte bereits zu den erfahrenen Kerlen, die bereits live gesehen hatten, was die anderen nur aus dem Anatomiebuch kannten.

Bei den heutigen Zwölfjährigen kann man davon ausgehen, dass vermutlich die Hälfte der Mädchen bereits die Pille nimmt, während jeder der Jungs ein Handy voller Pornofilmchen bei sich trägt und damit zumindest theoretisch bereits weiß, was eine Frau ausmacht, wo man seinen steifen Schwanz reinstecken muss und wie man sie von vorne und von hinten nimmt.

Früher haben besorgte Eltern genau darauf geachtet, wo sich die heranwachsende Tochter aufhielt und vor allem mit wem. Wenn es hieß, um zehn bist du zu Hause, dann war das Gesetz und selbst fünf Minuten Verspätung zogen mindestens eine Ohrfeige nach sich. Für Mütter war es selbstverständlich, die Sachen ihrer Töchter durchzuwühlen, um auf Anzeichen verbotenen Tuns zu stoßen. Schon die Entdeckung einer Schachtel Zigaretten führte dabei zu einem ausgewachsenen Skandal und das ertappte Mädchen fürchtete sich vor dem Augenblick, in dem Vater nach Hause kommen und sich ihrer annehmen würde.

In den 60er Jahren trugen die Mädchen noch Röcke und die waren im Handumdrehen hochgeschlagen, um einer vorlauten Göre ein paar kräftige Schläge mit dem Kochlöffel zu verpassen. In einem Fall wie heimlichem Zigarettenrauchen hingegen war sie zumindest unten herum nackt und es war die strenge Hand ihres Vaters, die sie zum Kreischen brachte. Die hielt nämlich entweder einen schönen, alten, schmiegsamen  Ledergürtel oder einen extra für solche Momente bereitliegenden Rohrstock, damit die Tochter ihre verdiente Strafe auch richtig spürte. In manchen Familien gab es sogar noch die altbewährte Weidenrute, die besonders gefürchtet war und mit jedem Hieb gleich ein halbes Dutzend Striemen erzeugte.

Ein Wort wie „ficken“ hätte ein solches Mädchen nicht in den Mund genommen. Schon mit Zwölf mit einem Jungen herumzumachen, wäre ihr gar nicht in den Sinn gekommen. Das Einzige, was sie sich vielleicht erlaubte, war heimlich an sich selbst herumzuspielen. Aber auch das war streng verboten und wenn der aufmerksamen Mutter ein verräterischer Fleck auf dem Bettlaken auffiel, wartete mittags nach der Schule bereits der Kochlöffel auf die kleine Sünderin. Danach wurde sie dann zur Beichte geschickt und musste dem Pastor von ihrem unkeuschen Tun berichten.

Auch damals konnte eine Horde Schülerinnen und Schüler recht ausgelassen sein, wenn die Glocke das Ende der letzten Schulstunde verkündet hatte. Aber sie standen artig auf, wenn ein Erwachsener die Straßenbahn betrat. Und dass ganze Gruppen schwänzender Schülerinnen durch die Einkaufszentren schlenderten, erlebte man seinerzeit auch nicht. Die würden nämlich bei ihrem verbotenen Tun Gefahr laufen, von einem Nachbarn gesehen zu werden, der es für seine Pflicht hielt, ihre Eltern darüber zu informieren.

Schule schwänzen hieß nicht nur Nachsitzen. Es bedeutete auch einen Besuch im Rektorat und diesen Raum würde so eine kleine Verbrecherin erst verlassen, nachdem alle ihre grellen Schreie gehört hatten. Den gelben Onkel gab es nämlich nicht nur für die Jungs. Auch die Mädchen mussten damit rechnen, ein Dutzend kräftige Hiebe übergezogen zu bekommen. Dabei war zwar aus verständlichen Gründen stets eine weibliche Lehrkraft anwesend, aber besonders schlimme Vergehen wurden nicht selten vom Rektor höchstpersönlich bestraft. Wobei man den Jungs dabei lediglich den Hosenboden strammzog. Den Mädchen hingegen wurde nicht nur der Rock oder das Kleid hochgehoben. Ihnen wurde obendrein noch das Höschen stramm gezogen, bis es fast vollständig zwischen den Pobacken verschwand. Ein genormter Schulrohrstock konnte auf diese Weise natürlich ganz besonders ungehindert seine Wirkung entfalten.

Wobei ein Vergehen in der Schule natürlich umgehend auch den Eltern berichtet wurde. Dies geschah in Form des so genannten blauen Briefes, den die Betreffende zu Hause vorzeigen und von den Eltern unterschreiben lassen musste. Ein besonders heimtückischer Umstand, der in den meisten Familien dazu führte, dass es gleich noch eine Tracht Prügel gab.

„Ab ins Bett,“ hieß es dann und die bereits in Tränen aufgelöste Tochter wusste, dass sie wenig Später Besuch von ihrem Vater erhielt. Der wiederum erwartete, dass die kleine Sünderin bereits mit bangen Gefühlen im Bett auf ihn wartete. Sie wusste natürlich was ihr dann blühte. Erst würde die Bettdecke hochgeschlagen. Dann wurde ihr Nachthemd bis zum Bauchnabel nach oben geschoben und schließlich setzte es eine erneute Tracht Prügel deren Ziel ihr gesamter Unterkörper war, da sie natürlich ihr Bestes tat, um den unbarmherzig geführten Hieben auszuweichen und dabei immer neue Bereiche ihres Fleisches dem Stock, der Rute oder dem Leder preisgab.

Ein Lehrer war eben eine Autorität, die beträchtliche Macht über seine Schüler hatte. Eine Mutter natürlich erst recht. Und ein verantwortungsvoller Vater war die gefürchtetste Person im Leben einer Tochter, dessen Machtmittel nahezu unbegrenzt waren und der im Alter mächtig stolz darauf war, sie mit aller Strenge erzogen und eine anständige Frau aus ihr gemacht zu haben.