Heimliches Camping mit Freunden

Wenn ich darüber nachdenke, wird mir bewusst, wie sehr sich unsere Welt doch verändert hat. Und das innerhalb von nur einer Generation. Als ich zur Schule ging, begann gerade das, was man später die sexuelle Revolution nannte. Die Beatles sangen "Yeah, yeah, yeah" und die Mick Jagger röhrte "I can't get no satisfaction". Die Teenies knutschten auf offener Straße und die Erwachsenen redeten von der "verkommenen" Jugend. Doch es ging ein Riss durch das Land. Während die einen Miniröcke trugen oder mit knallengen Jeans zur Schule gingen, mussten sich andere mit strengen Eltern auseinandersetzen, die "so etwas" keinesfalls duldeten. Während sich die einen am Samstagabend in einem der neuen Beat Clubs herumtrieben, trauten sich die anderen noch nicht einmal, zu Hause danach zu fragen.

Das Ergebnis waren natürlich Heimlichkeiten. So manche Schülerin wurde bei ihrer Freundin vermutet, wo sie fleißig für die nächste Klassenarbeit übte, während sie in Wirklichkeit bei einer der zahlreichen Partys herumhing, den ersten Alkohol trank und die erste Zigarette rauchte. So manche von ihnen machte im Schlafzimmer abwesender Eltern die ersten sexuellen Erfahrungen, auch wenn diese nur darin bestanden, dass sich seine Hände zaghaft unter ihr Höschen schoben. Unvorstellbar, wenn das herausgekommen wäre. Damals schlugen Eltern noch zu und verhängten obendrein noch mindestens sechs Wochen Hausarrest.

Es war die Zeit, als sich im Sommer ganze Autokarawanen über die Alpen bewegten. Urlaub in Italien war angesagt. Natürlich Camping, denn für mehr reichte das Geld meist nicht. Auch die Teenies fanden es toll, im Zelt zu schlafen und da man im Zeitalter der Hippies und der freien Liebe lebte, machten sich natürlich Jungs und Mädchen gemeinsam auf, um die Schulferien in der freien Natur zu erleben.

Auch hier wieder dasselbe Bild. Die einen durften mit, die anderen mussten zu Hause hart darum kämpfen. Doch junge Leute hielten seinerzeit noch zusammen. Mit dem Ergebnis, dass skeptische Eltern überall zu hören bekamen, dass natürlich ein reiner Mädchenausflug geplant war. Eltern mussten eben nicht alles wissen und wenn es nicht anders ging, half nur eine unverblümte Lüge.

Die Jungs machten natürlich auch einen Ausflug und wie es der Zufall wollte, traf man sich auf demselben Campingplatz. Dort wurde dann ein zünftiges Lagerfeuer gemacht, gesungen und getrunken und irgendwann am späteren Abend zogen sich die Pärchen in ihre kleinen Hauszelte zuruck. So manche heutige Mutter, die in der Flower Power-Zeit groß geworden ist, hat unter dem Zeltdach ihre Jungfräulichkeit verloren.

Ich kannte aber auch eine, die hatte richtiges Pech. Vielleicht war sie nicht gut im Lügen. Oder ihr Vater wollte auf Nummer sicher gehen. Auf jeden Fall tauchte er zu später Stunde auf und erwischte doch tatsächlich seine Tochter im angetrunkenen Zustand beim Knutschen. Der Kerl hatte schon seine Hand unter ihrer Bluse. Doch ihr Vater sorgte dafür, dass der Spaß ein abruptes Ende fand. Sie war Tränen überströmt, als sie von ihm zum Auto gezerrt wurde und man sah ihr an, dass sie panische Angst hatte.

Das musste sie wohl auch, denn sie war eines der unglücklichen Dinger, die es mit besonders strengen Eltern zu tun hatten. Erst nach den Schulferien konnte sie ihren Freund wieder heimlich treffen. Sie hatte nicht nur Hausarrest bekommen. Sie war auch noch in derselben Nacht nach Strich und Faden verdroschen worden. Eine Siebzehnjähre hatte eben noch nicht mit Jungs "herumzumachen" und wenn sie sich über das Verbot ihrer Eltern hinwegsetzte, holte Vater eben den Lederriemen hervor.