Von der Schulbank direkt auf den Strich
In der angelsächsischen Welt spricht man von "White Slavery" und meint ein Milliardengeschäft von globaler Dimension, das den Begriff Sklaverei durchaus rechtfertigt. An Anfang waren es vor allem Asiatinnen, die an die Bordelle überall auf der Welt verkauft wurden. Sie kamen aus Thailand und den Philippinen und waren sehr beliebt, denn sie waren klein, zierlich und anschmiegsam. Irgendwann waren es dann junge Mädchen aus Rumänien, Bulgarien und den Balkan-Ländern. Sehr junge Mädchen, fast noch Kinder, die spezielle Gelüste befriedigten. Mittlerweile leben die Menschenhänlder mitten unter uns und holen ihr Frischfleisch ganz einfach vom Schulhof ab.
Dabei ist es immer wieder Großbritannien, das für Skandale sorgt. Erst in Rochdale, dann in Rotherham und jetzt in der kleinen Provinzstadt Telford. Es scheint einfach zu sein, junge Mädchen zur Prostitution zu zwingen. Ganz besonders wenn sie erst vierzehn sind und die Entwicklung vom Mädchen zur Frau kaum abgeschlossen ist. Eine Vierzehnjährige erklärte: "Ich hasste, was da geschah und was die Männer mit mir taten, ließ mich frösteln. Aber sie sagten mir, wenn ich irgend jemand detwas sagen würde, dann würden sie meine kleinen Schwestern holen und meiner Mutter sagen, dass ich eine Prostituierte bin."
"Nacht für Nacht wurde ich zum Sex mit Männern gezwungen, die mich dafür in schmutzige Häuser brachten," berichtete die Kleine und man fragt sich natürlich, was das wohl für ein Elternhaus ist, in dem ein Teenager einfach nächtelang wegbleiben kann, ohne dass die Eltern etwas dagegen unternehmen. "Der schlimmste Augenblick kam kurz nach meinem 16. Geburtstag, als ich unter Drogen gesetzt und von fünf Männern vergewaltigt wurde. Tage später tauchten sie bei mir zu Hause auf und drohten, es niederzubrennen, wenn ich auch nur ein Wort über das verlauten lassen würde, was geschehen war."
Polizei und Jugendamt wussten seit über zehn Jahren, was in ihrer Stadt passierte, aber sie waren offenbar unfähig, der Situation Herr zu werden. Die Täter waren meist junge Ausländer und die Strukturen der weit verzweigten Familienclans waren nur schwer auszumachen. "Wir tun so als ob wir von dem organisierten Missbrauch von Kindern und Jugendlichen nichts wüssten," gab Professor Liz Kelly vom Bereich Child and Woman Abuse an der Londoner Metropolitan University zu. "Wir sind gut, wenn es darum geht, weiße Mädchen zu identifizieren. Aber wir sind kaum in der Lage, Männer auszumachen, die zu ethnischen Minderheiten zählen und mal hier und mal da in Erscheinung treten," gab eine Streetworkerin zu.
Eine Behördenvertreterin sagte bereits 2013: "Schon seit den 90er Jahren macht uns die Art bestimmter Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch Sorgen, mit denen wir konfrontiert wurden." Getan hat sich seitdem anscheinend wenig, denn gerade Großbritannien ist noch immer das Land, in dem immer wieder einzelne Ringe aufgedeckt werden, bei denen es um Beschaffung, Verkauf und Missbrauch von Kindern und jungen Mädchen ging. Und man kann davon ausgehen, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist.
Die Öffentlichkeit scheint das nicht wirklich zu stören. In einer sehr standesbewussten Gesellschaft, in der sich jeder nur innerhalb seiner Kreise bewegt, ist es eher unbedeutend, wenn junge Mädchen aus der Unterschicht verschwinden und in die Prostitution verkauft werden. Selbst wenn blutjunge weiße Mädchen am Straßenrand stehen und auf Freier warten, löst das sowohl bei den Behörden als auch bei den Passanten lediglich Achselzucken aus. Es sind eben Nutten, so die allgemeine Denke. Vermutlich sind sie drogensüchtig. Oder sie gehen diesem schmutzigen Gewerbe nach, um ihr Taschengeld aufzubessern. Dass keines dieser jungen Dinger freiwillig am Straßenrand steht und seinen Körper verkauft, scheinen nur wenige zu wissen.
Die meisten wollen es wohl auch gar nicht wissen. Besonders diejenigen nicht, die ihre Fahrt verlangsamen, um das heutige Angebot zu begutachten. Oder die anhalten, um sich zur abendlichen Unterhaltung eine Vierzehnjährige mit nach Hause zu nehmen. Sie vermuten vielleicht, dass hinter dem noch blutjungen Mädchen ein Zuhälter steht, der vermutlich arabische oder osteuropäische Wurzeln hat. Aber interessieren tut es sie eigentlich nicht. Es interessiert ja auch niemanden, wie die Lebensmittel produziert wurden, die auf den Tisch kommen. Oder unter welchen Umständen die Kleidung entstanden ist, die man ganz billig beim Discounter erstanden hat. Wir leben eben in einer kommerziellen Welt, in der alles um Angebot und Nachfrage geht. Und wo ein junges Ding seinen gerade erst rundlich gewordenen Hintern feilbietet, da gibt es eben auch Männer, die das Angebot nutzen. Schließlich kostet das Vergnügen nicht die Welt und wer das Geld verdient, muss nicht sein Problem sein.
Wobei man sich natürlich fragt, weshalb eine gekidnapte Jugendliche, die man an einen der bekannten Orte postiert hat, um Männer abzuschleppen, nicht einfach wegläuft und sich an den nächsten Polihzisten wendet. Doch wer die Szene kennt, der weiß auch, dass die Frage reichlich naiv ist. Denn die Welt ist nicht so einfach, wie sie manchmal scheint. Jedes dieser Mädchen hat Erlebnisse hinter sich, die sie um keinen Preis noch einmal erleben möchte. Man hat sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Man hat sie nackt gemacht und so lange mit Peitschen, Lederriemen oder Stöcken geschlagen, bis sie zu allem bereit war. Man hat sie vergewaltigt und ihr beigebracht, was von nun an ihre Aufgabe sein würde. Man hat ihr gedroht, dass etwas ganz Füchterliches geschehen würde, falls sie je den Mund aufmachen würde.
Wie zum Beispiel die Tragödie, die im Jahre 2000 durch die britischen Medien ging. Eine Mutter von 4 Kindern - alles Mädchen - starb in einem nächtlichen Feuer, das ein 26-jähriger Araber gelegt hatte. Ihr Haus brannte vollständig ab und sowohl sie als auch ihre Mädchen starben. Eines der Mädchen hieß Lucy. Sie war 16 als das passierte und der Araber namens Azhar Ali Mehmood war Mitglied eines Zuhälterrings, der seit vielen Jahren sein Unwesen trieb.
Mehmood hatte bereits 1997 sein Auge auf Lucy geworfen. Damals war sie gerade 14 und wurde seine Geliebte. Doch sie wollte offensichtlich seinen Missbrauch nicht mehr länger ertragen und unternahm mehrere Fluchtversuche. Ein Verhalten, das ihm wohl zu gefährlich wurde. Also sorgte er dafür, das sie ausgelöscht wurde. Jedes junge Mädchen, das ebenfalls in den Fängen des Mädchenhändler-Rings war, wusste genau, dass dies auch als eindeutige Warnung gedacht war. Eines von ihnen, das in einem Gang Rape von neun Männern vergewaltigt worden war, berichtete später, dass sie genau diese Drohung zu einem Selbstmordversuch getrieben hatte. "Ich hatte einfach Angst, meine Familie würde genauso sterben wie Lucys. Und ich dachte, dass sie nur sicher sein würden, wenn ich mich selbst umbrachte."
Azhar Ali Mehmood stand zwar unter dringendem Verdacht, das Feuer in Lucys Haus gelegt zu haben. Aber nachweisen konnte man es ihm nie. Auch wurde er nie wegen Kinesmissbrauchs und illegaler sexueller Beziehungen zu einer Schülerin angeklagt. Und wo kein Kläger ist, da gibt es eben auch keinen Richter.
Typisch für das britische - und vermutlich nicht nur das britische - Rechstssystem ist der Fall Becky Watson. Sie wurde bereits mit 11 von einer asiatischen Gang aufgegriffen und den unterschiedlichsten Formen von Missbrauch unterworfen. Zwei Jahre lang wurde sie unter Drogen gesetzt und von einem Mann zum anderen weitergereicht. Ihre Mutter wandte sich in dieser Zeit mehrmals an die Polizei und gab an, dass ihre Tochter missbraucht wurde. Sie gab den Beamten sogar eine Liste der Männer, die sie verdächtigte. Später berichtete sie dem "Mirror": "Mädchen wie Becky wurden wie Kriminelle behandelt. Ich flehte um Hilfe, aber ich hatte das Gefühl, dass es niemand gab, an den ich mich wenden konnte. Wenn Beckys Missbrauch von den Behörden ordnungsgemäß untersucht worden wäre, hatten man viele junge Mädchen davor bewahren können, eine solche Hölle durchzumachen." Wobei das durchaus kein Einzelfall war, denn auch Vicky Round, eine von Beckys Freundinnen, wurde von derselben Gang missbraucht, die sie im Alter von 12 Jahren mit Crack und mit 14 schließlich mit Heroin gefügig machten.
Die geschilderten Fälle klingen dramatisch. Aber irgendwie drängt sich dabei auch das Gefühl auf, dass hier auch das Elternhaus versagt hat. Wenn man von einer Mutter liest, die mit ihren vier Mädchen allein in einem Haus lebt, dann kann man sich unschwer vorstellen, dass die Frau vermutlich den ganzen Tag mit Geld verdienen beschäftigt war und gar nicht merkte, wie sich ihre Älteste allmählich veränderte und in Bedrängnis geriet. Bei Kindern aus intakten Familien ist es kaum vorstellbar, dass sie einen Gang Rape durchmachen und ihren Eltern nichts davon erzählen. Oder dass sie unter Drogeneinfluss geraten, ohne dass das zu Hause auffällt. Das dürfte wohl eher ein Unterklassen-Problem sein, wo junge Mädchen ohne nennenswerte Führung aufwachsen und sich keiner darum kümmert, wann sie nach Hause kommen und wo sie sich bis spät in die Nacht herumtreiben.
Man braucht nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wie es jungen Mädchen ergeht, die von einer Mädchenhändler-Gang zum Anschaffen gezwungen werden. Eine Geschichte an der Schnittstelle zwischen Realität und Fantasie gibt es hier.