Strings: Wie Frau ihren Po in Szene setzt
Ein Familienvater befragte seine Töchter und deren Freundinnen, weshalb sie denn Unterwäsche tragen, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Gemeint waren die Tanga-Strings, die einst aus Brasilien übers Meer kamen und mittlerweile eigentlich nur noch als Strings bezeichnet werden. Viele junge Frauen tragen sie. Das heißt, sie begnügen sich mit einem Höschen, das lediglich aus einem winzigen Stofffetzen besteht, der gerade mal die Muschi bedeckt. Nur weshalb?
In seiner üppigen Ausführung besteht ein String aus einem höchstens zwei Finger breiten elastischen Band, das oberhalb der Hüftknochen den Körper umschließt. Vorne wird das Band zu einem knappen Stoffdreieck, das gerade mal den Venushügel und eventuell vorhandenes Schamhaar bedeckt, bevor es sich zu einem schmalen Streifen verjüngt und zwischen den Beinen verschwindet. Hinten verläuft dieser Stoffstreifen dann zwischen der Pospalte und weitet sich erst oberhalb der Pobacken erneut zu einem Dreieck aus. Es ist also die aus das Allerwesentlichste reduzierte Variante eines Höschens.
Doch es geht noch knapper. So gibt es zum Beispiel Strings, die lediglich aus miteinander verbundenen Schnüren bestehen, während das Stoffdreieck so knapp gehalten ist, dass es bestenfalls die äußeren Schamlippen umschließen kann.
„Das ist modern. Das trägt doch heute jede Frau,“ erhielt der eingangs genannte Vater als Antwort nach dem Warum einer solchen minimalistischen Unterwäsche. Man trägt einen String also ganz einfach, weil er in ist, weil er als schick und modern gilt, und weil der eigenen Wahrnehmung nach alle so etwas tragen. Dafür nimmt man in Kauf, dass das dünne Bändchen unangenehm in der Pospalte wetzt und das gesamte recht windige Gebilde gelegentlich ständig verrutscht, und beim nächsten Toilettengang wieder zurechtgerückt werden muss.
„Ein String hinterlässt keine Abdrücke,“ war eine ebenfalls oft genannte Begründung. Die Damenwelt ist also darauf bedacht, ihren Po stets in seiner vollen Pracht zur Geltung zu bringen. Abdrücke von Unterwäsche könnten jedoch den Gesamteindruck trüben und sind daher um jeden Preis zu vermeiden. Schließlich haben auch die Damen, die man in den Pornos sieht, immer eine makellos glatte Haut, als würden sie den ganzen Tag nackt herumlaufen. Es sieht also ganz so aus als würde Frau jederzeit für einen spontanen Quickie bereit sein wollen. Abdrücke auf der Haut gilt es daher unbedingt zu vermeiden.
„Das Bändchen in der Kerbe trennt die Hügel und lässt sie muskulöser erscheinen,“ lautet ein weiteres Originalzitat. Das wurde wirklich so formuliert und muss daher an dieser Stelle korrigiert werden. Einen Hügel gibt es da unten zwar, auch wenn er durchaus nicht bei jeder Frau als solcher ausgebildet ist. Er nennt sich Schamhügel und ist der Ort, an dem die gepflegte Frau von heute den letzten Rest Schamhaar sprießen lässt, der nicht dem Waxing zum Opfer gefallen ist.
Doch gemeint ist dieser durchaus reizvolle Ort wohl eher nicht. Gemeint sind die äußeren Schamlippen, die von dem winzigen Stoffdreieck eines Strings zu einem straffen Päckchen verschnürt werden und damit umso ausgeprägter in Erscheinung treten. So wie Mann stolz auf seine Packung aus Hoden und Penis ist, die deutlich sichtbar seine Unterhose verformt, lässt eben Frau gerne erkennen, was sie als Gegenstück zu bieten hat. Und das kann eine wahre Pferdemuschi sein, die unmissverständlich klarstellt, wofür sie da ist. Oder es ist nicht viel mehr als eine unscheinbare Öffnung. Oder auch jede Variante dazwischen.
„Ich fühle mich darin einfach sexy,“ durfte natürlich in dieser Sammlung an weiblichen Argumenten nicht fehlen. Eine Frau ist eben vor allem eine Welt aus Emotionen und ständig damit beschäftigt, sich über ihr momentanes Befinden Gedanken zu machen. Es scheint also ein geiles Gefühl zu sein, sich unter dem ohnehin nach unten offenen Rock oder Kleid so gut wie nackt zu wissen. Genauso, wie es für eine Frau offenbar erregend ist, einen eng anliegenden Rock zu tragen, bei dem Mann ins Rätseln kommt. Hat sie nun was drunter oder nicht? Ist sie nackt oder tut sie nur so? Wobei es, zugegeben, einfach ein ästhetischer Anblick ist wenn sich zwei ausgeprägte Hinterbacken unter hauchdünnem Stoff bewegen, ohne dass ihr anregendes Formenspiel durch irgendwelche störende Elemente getrübt wird. Außerdem: Frauen ohne Unterwäsche sind doch irgendwie Flittchen. Und Flittchen sind nun mal genau die Art von Frauen, die einen Mann den Verstand rauben.
Das ist auch den Frauen bewusst. Na ja, zumindest denjenigen unter ihnen, die zu ihrer Weiblichkeit stehen und kein Problem damit haben, sich bewusst feminin zu kleiden. Das sind zwar bei weitem nicht alle. Aber den anderen ist es ohnehin egal, wie sie aussehen. Sie wollen gar keine Wirkung auf Männer haben. Oder sie haben schlicht und einfach keine.
Das schien auf die Töchter unseres Familienvaters und deren auskunftsfreudige Freundinnen offenbar nicht zuzutreffen. Ihr Argument ist daher recht eindeutig: „Es ist einfach ein Kompromiss und besser als gar kein Höschen zu tragen.“ Es macht ihnen also im Grunde genommen nichts aus, ohne Höschen auf die Straße zu gehen. Aber leider gibt es da ein paar Gründe, die dagegen sprechen. Denn wirklich praktisch ist ein Abend ohne Höschen eben nicht. Zum Beispiel dann nicht, wenn man gerade pinkeln war und der unvermeidlich letzte Tropfen (ein Phänomen, das übrigens völlig unabhängig vom Geschlecht ist) den Weg in die Außenwelt sucht und die Beine hinab rinnt. Da ist dann selbst ein briefmarkengroßes Stück Stoff noch immer besser als gar nichts.
Es ist eben beim Tanga nicht anders als bei all den anderen Dingen, die Frauen tun oder nicht tun. Sie wollen vor allem gefallen. Sie wollen anmachen. Sie wollen die Blicke auf sich ziehen und im Mittelpunkt stehen. Schon das kleine Mädchen folgt diesem Instinkt und putzt sich heraus, auch wenn es noch nichtweiß, weshalb eigentlich. Sobald ihm dann Titten wachsen und da unten die ersten Härchen auftauchen, wird allerdings aus diesem unbewussten Verhalten eine bewusste Strategie. Sie muss hübsch sein, damit die Jungs ihr nachsehen. Und weil es neben ihr viele andere hübsche Mädchen gibt, muss sie eben etwas wagen. Sie muss zeigen, was man zu bieten hat, oder es zumindest andeuten.
Wenn sie daher zur Disco eines dieser verboten hautengen Kleidchen trägt, soll die Männerwelt zumindest die Illusion haben, dass da drunter nichts ist. Und wenn Mann Gelegenheit hat, einen Blick unter ihr Kleid zu werfen – was bei seiner Kürze ohnehin nicht zu vermeiden ist – soll er da kein blütenweißes Höschen entdecken, sondern rätseln, ob er nun Stoff oder Schamhaar gesehen hat.
Der eigentliche Grund lautet daher folgerichtig: „Es macht die Männer einfach an, wenn sie sehen, dass ich fast nichts drunter trage.“ Womit mal wieder bewiesen ist, dass das mit der Emanzipation wohl doch irgendwie nicht geklappt hat. In der Bibel steht schon seit zweitausend Jahren, dass das Weib eigentlich nur um des Mannes Willen da ist. Der Koran äußert sich ähnlich. Und in weiblichen Köpfen scheint diese Denke nach wie vor fest verankert zu sein.
Männer anmachen. Dafür ist sie also auf der Welt. Und wo Mann ihr nicht streng verbietet, ihren Körper zur Schau zu stellen, tut sie eben was sie kann. Sie will zwar nicht als Schlampe gesehen werden, aber ein wenig Schamlosigkeit war noch nie verkehrt. Wobei vor allem die westliche Frau vor dem Problem steht, dass die Schamschwelle heute ziemlich weit oben angesiedelt ist. Man muss also alle Register ziehen, wenn man wahrgenommen werden will.
Früher gab es da nur zwei Pluspunkte, die eine Frau in die Waagschale werfen konnte: Po oder Busen. Doch diese Signale sendet eigentlich jede Frau aus (oder eben nicht). Und sie muss noch nicht einmal viel dafür tun. Hat sie große Titten, ist das unübersehbar. Hat sie einen hübschen Po, bleibt das keinem Mann verborgen, der auf dieses Merkmal fixiert ist. Doch im Grunde genommen wollen Männer doch nur das Eine. Und das liegt unterhalb der Pobacken, deren Anblick er nicht widerstehen kann.