„Dein Content ist frauenverachtend ...

..., gewaltverherrlichend, sexistisch und dumm.“ Das war die Reaktion einer Unbekannten auf einen Beitrag, den ich auf Instagram gepostet habe. Die Betreffende war offensichtlich heftig berührt von der Aussage, mit der darin eine typische Spanking-Szene kommentiert wurde. Das Posting war Teil einer Werbekampagne mit der ich bei Instagram und Twitter auf meine Bücher und auch auf mein Autorenportal unter www.widerwort.com aufmerksam mache. 

Wenn von Spanking die Rede ist, dann denkt zumindest im angelsächsischen Sprachraum die Mehrheit an Kindererziehung - und schon steckt man mitten drin in einer Diskussion, bei der die Meinungen sehr heftig aufeinanderprallen. Die einen lehnen jede Art von Gewaltanwendung in der Erziehung kategorisch ab. Sie fühlen sich im Recht, denn schließlich liest man ja überall, dass das nicht gut sei. Die anderen sehnen sich insgeheim nach der guten alten Zeit zurück. Hatte sich damals eine Tochter danebenbenommen, dachte die Mutter nicht lange nach und es setzte eine Ohrfeige. Wenn sie Pech hatte gab es darüber hinaus am Abend noch eine Tracht Prügel aus Vaters Hand. „Das hat noch niemand geschadet,“ so die einhellige Meinung. 

Im deutschen Sprachraum ist Spanking nur in einer ganz bestimmten Szene ein Begriff. Dass es diese Szene anderswo auch gibt, wird deutlich, wenn man bei Google & Co. nach dem Begriff „Spanking“ sucht. Da tauchen dann Erziehungsratgeber genauso auf, wie eindeutige Pornoseiten. Dort ist dann zu sehen, wie widerspenstige Töchter übers Knie gelegt werden, lernfaule Schülerinnen den Rohrstock zu spüren bekommen und Dienstmädchen für eine Verfehlung bestraft werden. Bilder und Videos, für die es offensichtlich Betrachter gibt, die dabei erregt werden. 

Zwar ist auch hier ein enger Bezug zu Erziehung und Bestrafung gegeben. Aber dahinter steckt eigentlich das Verlangen nach Dominanz und Unterwerfung, nach Macht und Ohnmacht, herrschen und dienen, befehlen und gehorchen, oben und unten. Denn Macht hat immer auch etwas Erotisches. Macht ist Aggression. Macht haben, heißt herrschen. Wobei sich der bei weitem überwiegende Teil der Bilder, Videos und Bücher zum Thema Spanking um Männer dreht, die die Reitgerte, den Rohstock oder den Lederriemen in der Hand halten, während sich ein weiblicher Po am empfangenden Ende befindet. 

Das Streben nach Dominanz, Macht und Herrschaft ist eben vor allem ein männlicher Urtrieb.

Die Spanking-Szene hat ihre Wurzeln in einer Zeit, in der es noch Respektspersonen gab, an deren Autorität niemand zweifelte. Damals hatten Töchter gute Gründe, sich vor Erwachsenen in Acht zu nehmen. Die Dame des Hauses wusste genau, wem sie Gehorsam und Treue geschworen hat. Das Gefängnis hieß noch Zuchthaus und widerspenstige Kinder landeten im Erziehungsheim. Das alles war gottgewollt und wurde von niemand in Zweifel gezogen. Es war Teil der gesellschaftlichen Ordnung. Es war täglich erlebte Praxis und das nicht in irgendeiner Szene, sondern in jedem Haus, in jeder Familie, in jeder Beziehung zwischen Mann und Frau. 

War es Gewalt? Durchaus, denn Herrschaft kommt selten ohne Gewalt aus. War es sexistisch? Durchaus, aber keine Frau hätte es so empfunden. Stand nicht schon in der Bibel, die Frau sei um des Mannes willen da? Ohne Zweifel und keine Frau hätte es gewagt, Gottes Wort zu widersprechen. Hatte nicht Paulus gesagt, der Mann sei das Haupt seiner Frau, die ihm in allen Dingen Gehorsam schulde? Auch dem konnte sie nichts entgegensetzen. Das war eben die göttliche Ordnung und in der hatte jeder seinen Platz. War es dumm? Unsere Vorfahren hätten vermutlich jeden für dumm gehalten, der die Gepflogenheiten infrage stellt, die seit Generationen die Menschheit zusammengehalten haben. 

Was als richtig oder falsch gilt, ist eben immer auch das, was wir von Klein auf gelernt haben. Und was die Menschen um uns herum für richtig oder falsch halten. Und da muss man feststellen, dass es nur eine kleine Minderheit ist, die von Emanzipation und Gleichberechtigung redet. Im weitaus größeren Teil dieser Welt hat sich an den Jahrtausende alten Bräuchen nur wenig geändert. Und die Frauen dort würden sich vehement dagegen wehren, wenn man die bewährte Ordnung infrage stellt. Sie wollen nämlich keine Gleichberechtigung. Sie wollen einen Mann, der sie liebt und für sie sorgt. Sie wollen zwar gefragt werden, wenn es etwas zu entscheiden gibt. Aber sie erwarten, dass er es ist, der letztendlich bestimmt, was getan wird und was nicht. 

Womit ich wieder auf meine Kritikerin zurückkommen möchte:

„Eine Frau wird niemals Respekt vor einem Mann haben der sie so behandelt und nur eine Frau die respektvoll behandelt wird sich einem Mann unterwerfen, nicht weil sie es muss, sondern weil sie es will.“

Damit hat sie durchaus recht, auch wenn es so manchen oberflächlichen Betrachter überraschen wird, diese Aussage von mir zu hören. Macht birgt auch immer die Gefahr des Machtmissbrauchs, ganz besonders wenn sie nur auf Gewalt beruht. Doch was man sich mit Gewalt genommen hat, kann man auch nur mit Gewalt aufrecht erhalten. Mit Respekt sieht es hingegen völlig anders aus. Respekt kann man nicht einfordern. Respekt muss man sich verdienen. Man darf Respekt auch nicht mit Angst verwechseln. Ein Mann kann zwar seine Frau mit Schlägen zu etwas zwingen. Doch sie wird es nicht aus Respekt vor ihm tun, sondern nur, um weitere Schläge zu vermeiden. Und er wird keine große Freude an ihr haben, denn eine Frau ohne Respekt und Achtung ist auch eine Frau ohne Hingabe. 

Ganz anders sieht es aus, wenn sie seine Rolle als Mann respektiert. 

Wenn sie zu ihm aufsieht, wird sein Wille das Gesetz für sie sein. Weil er der Mann ist, dessen Namen sie trägt. Weil sie weiß, dass er sie liebt. Weil er für sie sorgt. Weil er sie beschützt. Weil er für sie wie ein starker Baum ist, der ihr Halt gibt. Weil er der Fels in der Brandung ist, der alle Widrigkeiten des Lebens von ihr fernhält. Weil sie ihm blind vertrauen kann. Weil er ihre Stärken zu schätzen weiß und ihre Schwächen durch seine Stärken ergänzt. Weil er einfach das Recht hat, für sie und über sie zu entscheiden. Und weil ihm folglich das Recht zusteht, sie zurechtzuweisen, wenn sie sich seiner Führung widersetzt. 

Der Mensch ist eben ein soziales Wesen. Die menschliche Gesellschaft besteht nicht nur aus ständiger Interaktion. Sie erfordert auch klare soziale Strukturen, die jedem Einzelnen seinen Platz zuweisen und seine Aufgabe bestimmen. Wo sich diese Strukturen auflösen, wird auch bald die Gesellschaft am Ende sein. 

Doch wo es klare Strukturen gibt, sind nie alle gleich. Es gibt ein oben und ein unten. Sagen und Hören. Befehlen und Gehorchen. Bestrafen und bestraft werden. Wobei sich die Geschichte der Menschheit in Zyklen entwickelt hat. Es gab Phasen der ungezügelten Freiheit bis hin zum völligen Zerfall. Und es gab Epochen der Strenge, in denen die verlorene Ordnung wiederhergestellt wurde. 

Das hat auch der Urheber eines Kommentars erkannt, der mir zu einem historischen Bild schrieb. Das Bild zeigte eine Frau zeigt, die sich gerade entblößt und sich mit ängstlichem Blick zu einem Mann umdreht, der eine Rute in der Hand hält. Sein Kommentar:

„In der Tat leider. Die Gerte wird zu den Vätern und Ehemännern zurückkehren ... (und besonders zum Gesäß der Töchter)“

In der Spanking-Szene weiß man das. Man weiß, dass geben und nehmen, herrschen und beherrscht werden, strafen und bestraft werden, erziehen und erzogen werden zwei Seiten derselben Münze sind. Und dass sie ein Stück Erotik darstellen, das in unserer Gesellschaft irgendwann verloren gegangen ist.