Erinnerung an die kleine Japanerin
Es gibt Geschichten, die klingen einfach zu fantasievoll, um wahr zu sein. Bei dieser jedoch habe ich keinen Zweifel daran, dass sie der Wirklichkeit entspricht. Erzählt wurde sie mir von einem britischen Manager, den ich irgendwo in den Alpen in einer urigen Berghütte traf. Unsere Wanderwege hatten sich hier gekreuzt, aber es waren Wolken aufgezogen und wir mussten zwei Tage ausharren, bevor es weiter gehen konnte. Zwei Tage sind ein verdammt lange Zeit, wenn zwei Männer in den Bergen festsitzen. Zeit, um sich näher zu kommen. Und um gemeinsame Neigungen zu entdecken.
Wir sprachen über die Welt im allgemeinen und wie immer, wenn Männer unter sich sind, natürlich irgendwann auch über die Frauen. In diesem Fall über einen ganz besonderen Aspekt, nämlich die offensichtlich beidseitige Erkenntnis, dass sich bei allem Emanzipations-Hype, der heute das Denken beherrscht, doch eigentlich nichts zwischen Mann und Frau geändert hat. Die Gender-Studentinnen mögen zwar davon faseln, dass das Geschlecht lediglich ein „soziales Konstrukt“ sei. In Wirklichkeit bekommen aber selbst sie jeden Monat ihre Regel und müssen die blutige Erfahrung machen, dass Mann und Frau eben nicht so gleich sind, wie sie es sich gerne ausmalen.
Nein, wer eine Möse anstelle eines Schwanzes hat, ist ohne Frage eine Frau und wird sich auch als solche verhalten. Zum Beispiel, indem zumindest das erste Drittel des Lebens vor allem von dem Wunsch bestimmt wird, einen passenden Schwanz für die Öffnung zu finden, die die Natur nun mal vorgesehen hat. Denn ohne Schwanz gibt es keinen Orgasmus, keinen richtigen zumindest. Und ohne den dazu gehörenden Mann wird Ffrau nie das Gefühl haben, wirklich Frau zu sein.
Zwar haben die Frauen zumindest in unserer Gesellschaft eine Freiheit erkämpft, von der frühere Generationen noch nicht einmal zu träumen wagten. Sie sind von der Ausbildung bis zum Berufsleben weitgehend gleichgestellt. Dennoch ist es etwas anderes, wenn sich ein Mann und eine Frau am Besprechungstisch gegenüber sitzen, als wenn das Gespräch zwischen zwei Paar geschminkter Lippen stattfindet. Doch irgendwie ist es immer da, dieses unterschwellige Kribbeln, diese eindeutigen Nebengedanken, diese unkontrollierten Fantasien, die im Hintergrund ablaufen, während es um Projekte, Strategien, Geschäfte geht.
Und wenn wir Männer ganz ehrlich sind, dann war es doch irgendwie eine entspanntere Zeit, als ein weibliches Wesen lediglich den Konferenzraum betrat, um Kaffee und Kekse zu bringen. Damals, als das Gespräch unter Männern automatisch verstummte und alle Blicke verstohlen auf ihre hinteren Rundungen geheftet waren. Als ein junges Mädchen bestenfalls Tippse werden konnte und aus dem Büro verschwand, sobald sie einer weggeheiratet hatte. Als Assistentinnen immer jung, hübsch und vor allem ...innen waren. Als Sekretärinnen ihren Chef anhimmelten und bewusst ledig blieben - bis es zu spät war.
Wenn man unzählige Stunden hat, in denen man nichts anderes tun kann, als sich zu unterhalten, sind irgendwann sämtliche Aspekte zwischen Mann und Frau durchdiskutiert. Und als Essenz bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass es schwieriger geworden ist mit den Frauen. Aber dass sich im Grunde genommen nichts verändert hat. Denn für die erklärten Emanzen interessiert sich ohnehin kein Mann. Und die Anderen sind so, wie sie immer waren. Sie träumen heimlich von ihrem Prinzen, kriegen verklärte Augen, wenn er ihnen begegnet und werden feucht, wenn er sie auch nur berührt. Und sie sind bereit, jede Emanzipation zu vergessen, wenn sie ihn haben können.
Das ist zu pauschal? Vielleicht. Aber völlig daneben ist es nicht.
Das zeigt sich spätestens dann, wenn man ins Ausland kommt und in Kulturen gerät, in denen vieles noch so ist wie es immer war. Nach Japan zum Beispiel, wie mir der welterfahrene Brite mit leuchtenden Augen berichtete:
„Man muss sie mögen, die Japanerinnen. Sie sind klein und überwiegend zierlich. Und sie sind ständig am Kichern wie kleine Schulmädchen, auch wenn sie längst die dreißig überschritten haben. Doch als Frau sind sie eigentlich das Beste, was einem Mann passieren kann.“
Er hatte mehrere Jahre in Japan verbracht und war dort in führender Position eines Unternehmens, das von einem britischen Konzern aufgekauft worden war.
„Es war ein Familienbetrieb und der Chef hatte wohl die halbe Verwandtschaft in der Firma untergebracht. Seine persönliche Assistentin war die Tochter irgend eines Cousins und gerade mal zwanzig Jahre alt. Ich habe selbst erlebt, wie er sie übers Knie gelegt hat, um sie für irgend einen Fehler zu bestrafen. Er hat ein hölzernes Paddel verwendet und sie war nackt von der Hüfte bis zu den Kniekehlen. Das Vorzimmer war nicht besetzt und die Tür war offen. Aber es hat ihn nicht gestört, dass ich gerade in dem Augenblick auftauchte, als er ihr mit laut klatschenden Schlägen den Hintern versohlte. Im Gegenteil, er hat mich mit einem Wink aufgefordert, Platz zu nehmen und fuhr ungestört fort, während ich es mir in einem Sessel bequem machte. Die Kleine hat nicht schlecht gequietscht dabei, aber das hat ihn offensichtlich nicht beeindruckt.“
Ich habe damals zu dem redseligen Briten schnell ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt und wir stehen heute noch in Kontakt. Er hat offensichtlich damals sofort Gefallen an den örtlichen Bräuchen gefunden und den früheren Besitzer und mittlerweile Geschäftsführer des Unternehmens gefragt, ob er denn mit seiner eigenen Sekretärin ebenso verfahren dürfe. „Der hat über meine Frage nur gelacht. Ich solle doch mal in meinem Schreibtisch nachsehen, hatte er gemeint. Da läge doch bestimmt noch der Bambusstock, den mein Vorgänger immer benutzt hat.“
Ich berichtete ihm von den aufgeregten Medienberichte, die vor ein paar Jahren durch den Blätterwald der westlichen Welt gegangen waren. Es gab kaum eine Zeitung, die nicht davon berichtet hatte, dass es für das japanische Staatsoberhaupt offenbar etwas völlig Normales war, seine Frau zu schlagen. In der japanischen Presse war mit keinem Wort darüber berichtet worden. „Das hätte auch niemand interessiert. Klar schlägt er sie. Jeder Japaner schlägt seine Frau, wenn sie es verdient hat. Ich lebe meine Akaya auch übers Knie, wenn es mal wieder nötig ist. Klar kreischt sie dabei. Keine Frau kann es einfach still hinnehmen, wenn ein hölzernes Paddel mit Wucht auf ihre Hinterbacken knallt. Ich muss sie auch fest im Griff haben, wenn ich ihr den Hintern versohle. Aber hinterher bedankt sie sich demütig dafür, dass ich sie zurechtgewiesen habe und spätestens am Abend ist sie die leidenschaftlichste Liebhaberin, die man sich vorstellen kann. Ich glaube, eine japanische Frau würde es gar nicht verstehen, wenn ihr Mann sie nicht von Zeit zu Zeit für irgend ein Fehlverhalten bestrafen würde.“
Das ist eben Kultur. Was in einem Land ein absolutes Tabu ist, kann schon jenseits der nächsten Grenze völlig normal sein. Und auf der anderen Seite des Erdballs sowieso.