Wie Araber auf Brautschau gehen
Wie macht das eigentlich ein Araber, wenn er eine Frau braucht? Ich meine, eine auf Dauer. Eine zum Heiraten. Eine, die er in sein Haus einschließen und sein Eigentum nennen kann. Eine, die ihm zu gehorchen hat und jederzeit zur Verfügung steht. Woher weiß er, was ihn in der ersten Nacht erwartet, wenn Frauen sich nur unter Schleiern bewegen und jede Zurschaustellung weiblicher Attribute unter Strafe steht? Wie schützt er sich vor unliebsamen Überraschungen? Man muss mit ihnen reden, um es herauszufinden. Und man wird dabei eine Welt entdecken, die völlig anders ist. Aber so anders eigentlich auch wieder nicht.
Für einen Mitteleuropäer ist die Sache eigentlich überschaubar. Ganz gleich, wo er ihr begegnet – abends in der Kneipe, bei einem Konzert, im Büro, im Supermarkt – ob sie ihm gefällt, ist recht schnell klar. Zumindest in groben Zügen. Schließlich sieht er auf den ersten Blick, ob er es mit einem schlanken oder eher rundlichen Weib zu tun hat. Und er muss nicht lange rätseln, um zu erkennen, ob ihr Busen vom Typ Erbse oder Melone ist.
Normalerweise wird er mit ihr ein paarmal ausgehen, um sicher zu sein, dass er wirklich auf sie steht. Er wird sie zum Strand, ins Schwimmbad oder die Sauna einladen, um sie sich ganz genau ansehen zu können. Und er wird möglichst schnell mit ihr ins Bett gehen. Früher oder später wird er dann mit ihr zusammenziehen. Ob sie noch jungfräulich ist, wird ihn dabei herzlich wenig interessieren. Im Gegenteil, eine erfahrene Frau hat durchaus Vorteile gegenüber einer, der man erst noch alles beibringen muss.
Wenn er sie dann irgendwann heiratet, wird er bereits jede Pore ihres Körpers kennen. Er weiß, wie sie im Bett ist, was ihre Vorlieben sind, wie sie riecht, wie sie sich anfühlt, wie sie auf ihn reagiert. Sieht sie gut aus, wird er sie seinen Freunden vorführen und von Stolz erfüllt sein, wenn auch die sie begehrenswert finden.
Das alles ruft bei einem Araber nur ungläubiges Kopfschütteln hervor. Besonders wenn es einer von der traditionellen Sorte ist, für den Frauen unnahbare Wesen sind, denen er in seiner Welt nur von Kopf bis Fuß verschleiert begegnet. Er würde nie eine Frau anrühren, die schon ein anderer benutzt hat. Und er würde sich nicht erst eine Ewigkeit Zeit nehmen, um ihr näher zu kommen, sondern sie gleich für sich vereinnahmen. Er würde sich nicht die Mühe machen, sie auszuführen und kennenzulernen – ganz abgesehen davon, dass das in seiner Kultur ohnehin nicht vorgesehen ist. Er würde schlicht und einfach ihren Vater fragen und die Sache unter Männern klären.
Denn in arabischen Köpfen ist eine Frau vor allem eines: Eigentum des Mannes und ein Besitz, über den er verfügen kann. Sie ist Privatsache und für fremde Augen tabu. Sie ist ausschließlich zum Vergnügen ihres Ehemannes da und selbst in seinem Haus teilt sie sein Bett nur dann, wenn er nach ihr gerufen hat. Ansonsten findet sein Leben fast ausschließlich unter Männern statt. Frauen treten dabei lediglich als dienende Wesen in Erscheinung. Sie kommen herein, um die Herren zu bedienen und verlassen den Raum, sobald sie nicht mehr gebraucht werden. Sie kennenlernen? Wozu? Mit ihnen reden? Worüber?
Doch auch ein Araber ist ein Mann. Und wie jeder Mann hat er seine ganz speziellen Vorlieben. Auch für ihn gibt es Frauen, die ihn anmachen und andere, die ihn kalt lassen oder gar abstoßen. Zwar tendiert man in Wüstenregionen eher zu fülligen Frauen mit üppigen Formen. Doch es gibt auch Liebhaber schlanker Körper und kleiner Hintern. Und es dominiert eine Vorliebe für junges Fleisch, das gerade erst die Schwelle vom Kind zur Frau überschritten hat. Denn je jünger sie sind, desto gefügiger erweisen sie sich. Und je unschuldiger sie sind, desto leichter ist es, sie für die ganz persönlichen Bedürfnisse abzurichten.
Doch wie findet ein Araber genau das Weib, das seinen Vorlieben entspricht? Wie kann er eine Frau beurteilen, die er weder in arschengen Jeans noch in figurbetonten Kleidern zu sehen bekommt? Die Männer in den langen, weißen Gewändern haben dafür eine ganz einfache Antwort und die heißt auf Deutsch übersetzt „Vermittlerin“.
Ein Araber setzt sich nicht mit der Frau seiner Träume direkt auseinander. Er lernt sie vielleicht am Arbeitsplatz schätzen, aber er wird sie dort nie kennenlernen. An ihren Vater wird er sich nur wenden, wenn mit der
Familie freundschaftliche oder verwandtschaftliche Beziehungen bestehen. Und selbst das nur dann, wenn er die Tochter des Hauses schon als kleines Mädchen für hübsch befand und davon ausgeht, dass ihre Schönheit nur zugenommen hat. Nein, der arabische Mann wendet sich an eine Vermittlerin. Eine Frau, die keine andere Aufgabe hat, als die Wünsche eines Mannes entgegenzunehmen und das weibliche Wesen für ihn zu finden, das genau seinen Fantasien entspricht.
Sie ist meist eine ältere Frau. Eine Frau mit Erfahrung. Eine Frau, die es versteht, das Vertrauen der Töchter zu gewinnen und die Wünsche der Väter zu erfüllen. Denn eine Tochter kostet der Familie nur Geld. Die möchte ein arabischer Vater eigentlich möglichst schnell loswerden. Das sah auch der Prophet so und meinte, dass es eine Schande für einen Vater ist, wenn die Tochter im eigenen Haus menstruiert.
Die Vermittlerin hat in der arabischen Welt eine ganz entscheidende Aufgabe. Sie darf, was jedem Mann verwehrt bleibt. Sie ist in der Lage, das Objekt männlicher Begierde wirklich zu beurteilen und ist dabei objektiver als es jeder Mann sein könnte. Denn sie ist eine Frau und das gibt ihr das Recht, ein junges Mädchen genau in Augenschein zu nehmen, bevor sie es vermittelt. Sie hat jede einzelne Heiratskandidatin nackt gesehen. Sie allein kann sich daher ein Urteil bilden und weiß genau, wovon sie redet wenn sie ihrem Auftraggeber eine Empfehlung ausspricht.
So etwas wie weibliche Solidarität zu den künftigen Ehefrauen kennt die Vermittlerin nicht. Sie handelt immer für einen Mann. Und der soll genau die Frau bekommen, die seinen Wünschen entspricht. Weiß er Schönheit zu schätzen, dann wird sie ihm ein makellos junges Weib vermitteln, an dem er lange seine Freude haben wird. Steht er auf üppige Formen, dann bekommt er, was seine Hände begehren. Erkennt sie eine sadistische Ader in ihm, dann wird sie einen rebellischen Geist finden, der gezähmt werden will. Gibt es bereits eine Frau unter dem Schleier, die sein Interesse geweckt hat, dann ist es Aufgabe der Vermittlerin, sie sich genau anzusehen und ihm zu schildern, worauf er sich freuen kann.