Mann und Frau sind gleich? Von wegen.
In der guten alten Zeit war zwar nicht alles besser, aber es herrschten klare Verhältnisse. Und jeder kannte seinen Platz. Hatten sich zwei gefunden, dann war der Weg bereits vorgezeichnet. Er hielt schüchtern um ihre Hand an und sie sagte errötend zu. Beide heirateten, sie zog zu ihm und aus dem Paar wurde eine Familie. Beide spielten die ihnen zugedachte Rolle im Leben und jeder wusste genau, was sich „gehört“ und was nicht.
Sex war ein Unwort. Über so etwas sprach man nicht. Zur Aufklärung dienten Liebesromane, aus denen sie entnahm, was da auf sie zukam. Oder zwielichtige Bildbände, die unter der Ladentheke gehandelt wurden und ihm veranschaulichten, was er zu erwarten hatte. Weitsichtige Väter schickten ihre Söhne in den Puff. Die Mütter waren vor allem um das Ansehen ihrer Töchter besorgt. Denn für ein anständiges Mädchen gab es tausend Regeln. Und die liefen alle darauf hinaus, möglichst schnell den Richtigen zu finden. Denn die Blüte der Jugend war kurz und wer den Anschluss verpasste, würde für immer als Jungfrau vertrocknen.
Eine Frau hatte damals nur zwei Alternativen. Entweder sie wurde Mutter und Hausfrau und lebte ein Leben auf seine Kosten. Oder sie musste selbst arbeiten, bis einer des Wegs kam, der sich für sie interessierte und bereit war, sie zu ehelichen.
So sah sie aus, die gute alte Zeit, als Emanzipation ein Fremdwort war und von Gleichberechtigung niemand redete. Was heute als frauenfeindlich galt, war damals normal. Und von Sexismus hatte noch niemand etwas gehört. Denn ein Herr war ein Herr und eine anständige Ehefrau führte ein Leben in seinen Diensten. Sonntags legte er den feinen Anzug an und sie schlüpfte in ihr Ausgehkleid. Dann machte die Familie einen Spaziergang und alle sahen, dass die Welt in Ordnung war.
Zu Hause herrschten Zucht und Ordnung. Ein vorbildlicher Familienvater war streng und seine Kinder hatten größten Respekt vor ihm. Denn er war es, der die Regeln bestimmte. Und der den Rohrstock hervorholte, wenn es Anlass dazu gab. Wer sein Kind liebt, der sucht es heim mit Züchtigung,. Das predigte auch der Pfarrer von der Kanzel. Und wer nicht hören will, muss fühlen. Das war die Volksweisheit, die niemand infrage stellte.
Wobei ein Detail heute weniger bekannt ist. Der Mann war nicht nur Vater und Ehemann. Er war auch Herr des Hauses und sein Wort war Gesetz. Und damit er seiner Autorität auch Nachdruck verleihen konnte, besaß er das uneingeschränkte Züchtigungsrecht. Der Stock war demnach nicht nur für ungehorsame Kinder da, sondern auch für die Ehefrau. Oder der lederne Riemen. Oder die frisch geschnittene Birkenrute. Denn das Weib galt als das schwache Geschlecht, das seiner Führung bedurfte und manchmal eben nach Zurechtweisung verlangte.
Dieses Recht ging erst Ende der 50er Jahre verloren, als es ersatzlos aus dem Gesetzestext gestrichen wurde. Und mit ihm verschwand ein großes Stück männliche Autorität, die über Jahrtausende hinweg als gottgegebenes Vorrecht gegolten hatte. Denn das Weib ist um des Mannes Willen erschaffen worden und schon Paulus sagte, dass eine Frau ihrem Ehemann absoluten Gehorsam schuldete. Genauso wie die Sklavin ihrem Herrn.
In weiten Teilen der Welt ist das heute noch so. Denn der Mann ist der Ernährer. Von seinem Wohlstand zehren alle, die zu seinem Namen tragen. Ihm gebührt daher das Recht des Stärkeren. Das verlangte nicht nur die Tradition. Das lehrt auch fast jede Religion auf dieser Welt. Eine Kultur, die auch das Abendland prägte und das Leben unserer Eltern und Großeltern bestimmte.
Bis die Jugend aufbegehrte und offen gegen die spießige Generation von gestern rebellierte. Das war in den 60er Jahren, als die Musik wilder wurde und sich die Teenager nicht mehr zum Tanztee trafen, sondern zu den Beatles, den Stones und all den anderen im Beatschuppen abtanzten.
Die Mädchen trugen plötzlich dieselben Bluejeans wie die Jungs. Arscheng mussten sie sein und so stramm sitzen, dass der extra breite Ledergürtel eigentlich keine Funktion mehr hatte. So mancher legte sich damit in die Badewanne und ließ sie am Körper trocknen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Fast alle trugen sie. Doch manch einer musste sie heimlich anziehen, weil die Eltern strikt dagegen waren.
Die Variante dazu war der Minirock. Weiblich, sexy und kurz bis zur Peinlichkeit. Ich verdankte ihm meinen ersten heimlichen Blick auf die weibliche Anatomie. Sie hieß Gabi, ihre Möse trug nur einen lichten Flaum und ihr Höschen war verrutscht, sodass ich endlich zu sehen bekam, was meine Fantasie für Wochen beflügeln sollte. Damals gab es den Playboy noch nicht und Sexshops waren noch nicht erfunden.
Die Alten waren natürlich entsetzt über das, was sich die Jugend herausnahm. Die einen resignierten und schüttelten nur den Kopf, wenn die Tochter in einem Rock das Haus verließ, der eigentlich keiner mehr war. Schließlich war es verboten, seine Kinder zu schlagen. Auch den Lehrern hatte man den Rohrstock aus der Hand genommen. Man sprach von moderner Pädagogik und las Bücher über Summerhill und die antiautoritäre Erziehung.
Doch nicht alle Eltern ließen sich anstecken. Manche scherten sich einfach nicht um Verbote und taten das, was schon ihre Eltern und Großeltern getan hatten. Es hagelte Verbote und so manch eine junge Dame bezog eine Tracht Prügel nach der anderen, bis man meinte, ihr die „Flausen“ ausgetrieben zu haben. Doch am Ende war der Freiheitsdrang stärker und die Welt sollte nie wieder so sein, wie sie einmal war.
Sex, Drugs & Rock‘n Roll waren die Zeichen der Zeit. Alles unter zwanzig fickte kreuz und quer und nannte es sexuelle Revolution. Man lebte nicht mehr bei Mama und Papa, sondern zog in eine WG. Oder man nahm sich eine Bude, um einfach zusammenzuleben. Ohne Verlobung. Ohne Ringe. Ohne erst recht ohne Traualtar.
Die wilden Teenies der Sechziger sind die Emanzen von heute. Sie waren die ersten Frauen, die Sex einfach nur so zum Vergnügen hatten. Sie waren in einer Welt aufgewachsen, in der nicht nur die Männer zum Orgasmus fanden. Sie waren die Frauengeneration, die mehr als einen Mann erlebt hatte. Frauen die Ansprüche stellten. Anstrengende Frauen zwischen Freiheit und Anhänglichkeit, zwischen Emanzipation und Weiblichkeit, Ordnung und Chaos.
Denn nicht nur die Frauen hatten sich verändert. Auch die Männer waren nicht mehr das, was sie einmal waren. Denn die Natur verändert sich nicht und die Biologie funktioniert noch immer nach denselben Regeln. Er nimmt sie und sie wird genommen. Er dringt in sie ein und sie öffnet sich für ihn. Sie steht auf einen Mann, der ihr überlegen ist und er schielt auf ihren Arsch, ihre Titten und alles, was sie als Weib ausmacht. Denn sein Wesen ist nach wie vor Dominanz und sein Sex ist von Aggression geprägt. Er schätzt sie als Partnerin, aber er will sie als Weib.
Das ist keine Gleichheit, aber es ist von der Natur so gewollt. Und es ist auch gut so, denn Männer und Frauen sind alles andere als gleich. Sie sind grundverschieden, haben andere Stärken und andere Schwächen. Wenn sie das wissen, können sie sich ideal ergänzen. Wenn sie es ignorieren, können sie eben nur noch in der Fantasie ausleben, was sie im Leben nicht mehr zulassen.