Sie kann gar nicht jung genug sein
Wenn die Frau ein paar Jahre jünger ist als der dazu gehörende Mann, ist das die Norm und niemand denkt sich etwas dabei. Ist sie gleich zehn Jahre jünger, rümpft zumindest das weibliche Umfeld die Nase. Sind es zwanzig Jahre, beginnt das Getuschel hinter seinem Rücken und die ersten Freunde ziehen sich zurück. Ist seine Liebste gar dreißig Jahre jünger als er selbst, provoziert er einen Skandal und offene Feindseligkeit bricht aus. Dabei haben solche Männer einfach den Mut, das zu tun, wovon andere nur träumen. Und die dazugehörigen Frauen wissen, was gut für sie ist.
Ein langjähriger Freund von mir ist mit einer Frau verheiratet, die jeder, der ihn nicht kennt, spontan für seine Tochter hält. Kein Wunder, sie war gerade mal sechzehn, als er sie kennenlernte. Er war damals schon weit über vierzig. Die beiden sind jetzt seit 30 Jahren verheiratet und haben Kinder, die selbst schon Kinder haben. Wenn ich sie mal wieder besuche, begegne ich einem Paar, dem man ansieht, dass ihre Herzen nach wie vor füreinander schwingen.
„Sie war einfach eine Schönheit,“ verriet er mir und ich glaubte ihn sofort, denn wenn ich sie mir so ansehe, ist sie es heute noch. Für einen älteren Mann ist eine junge Frau wie ein Jungbrunnen. Dafür ist er das beste Beispiel, denn er sieht alles andere wie ein Siebzigjähriger aus. Ja, er müsse gelegentlich eine kleine blaue Pille nehmen, gestand er mir mit einem Augenzwinkern. Aber dank der modernen Pharmazie würden sie noch regelmäßig miteinander ficken. Wobei man dazu anmerken sollte, dass blaue Pillen eben nur funktionieren, wenn sich beim Mann eine Erregung einstellt und die wird wohl nur durch eine begehrenswerte Frau ausgelöst.
„Ich habe sie seinerzeit regelmäßig vom Gymnasium abgeholt,“ erinnerte er sich. „Einmal wurde ich von einer Mutter angezeigt, die beobachtet hatte, wie wir uns küssten. Sie war davon überzeugt, dass ich ein Zuhälter war und sie auf den Strich schicken würde. Doch aus der Anzeige wurde nichts, denn eine Beziehung zu einer Sechzehnjährigen ist in Deutschland durchaus erlaubt, wenn sie dazu steht. Ihre Eltern drehten zwar durch und taten alles, um uns auseinander zu bringen. Aber Druck erzeugt Gegendruck und als sie ihr Abi bestanden hatte, zog sie zu Hause aus und für immer bei mir ein.“
Jeder Mann kommt früher oder später in das Alter, in dem die Frauen, die ihn wirklich interessieren, rechnerisch gesehen auch seine Töchter sein könnten. Ein Fünfzigjähriger entscheidet sich vielleicht für eine noch attraktive Vierzigjährige. Aber wenn er einer auf der Straße nachsieht, dann ist sie selten älter als zwanzig. Eine Frau ist eben wie eine Blume, die heute das Auge erfreut und morgen schon verblüht ist. Die Blütezeit der meisten Frauen liegt irgendwo zwischen sechzehn und dreißig. Danach sind die optischen Einschränkungen schon sehr deutlich und die Zeit der Schönheit neigt sich ganz schnell ihrem Ende zu. Ausnahmen bestätigen die Regel. Was eine Erklärung dafür ist, dass geschiedene Männer beim nächsten Mal ziemlich sicher bei einer Frau landen, die mindestens zehn Jahre jünger ist als die Verflossene.
Ja, es hätte auch Krisen gegeben, gestand mir mein Freund, als ich ihn darauf ansprach. „Aber eigentlich nur in der Anfangszeit, als sie studierte und mit vielen Studenten zusammen war, die natürlich alle in ihrem Alter waren. Da musste ich sie manchmal auf drastische Weise daran erinnern, dass sie verheiratet ist.“
Auf drastische Weise? Genau, er meinte es so, wie er es gesagt hatte. „Sie war wohl bei irgend einer Fete hängengeblieben und es war spät geworden. Sehr spät. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, als sie nach Hause kam, zog sich leise aus und kroch zu mir ins Bett. Sie war betrunken und stank nach Bier. Ich habe ihr eine gehörige Strafpredigt gehalten. Als sie sich mit mir streiten wollte, habe ich sie mir vorgenommen. Es war nur mit der flachen Hand, aber sie hat damals eine Tracht Prügel bezogen, die sich gewaschen hatte. Ihr Hintern zeigte am nächsten Morgen noch eindeutige Spuren, als sie sich mir an den Hals geworfen hat und geradezu darum bettelte, gefickt zu werden.“
Es hat wohl in den Jahren danach noch mehrere Situationen gegeben, in denen die junge Frau danach verlangte, auf die traditionelle Art zurechtgewiesen zu werden. Immer mit der flachen Hand und immer auf den nackten Po. Und immer mit einer leidenschaftlichen Versöhnung, mit der er ihr zeigte, dass er sie nach wie vor liebte.
„Nur einmal standen wir kurz davor, auseinander zu gehen. Sie arbeitete damals schon als Lehrerin und hatte sich in einen Kollegen verliebt. Die beiden verbrachten auffallend viel Zeit miteinander, bereiteten ständig irgendwelche Projekte vor und besuchten dieselben Fortbildungsseminare. Das hat mich natürlich beunruhigt und ich habe ihnen nachspioniert. Doch die beiden waren geschickt und sobald sie das Schulgebäude verlassen hatten, spielten sie Kollege und Kollegin. Nur eine etwas zu innige Verabschiedung wies darauf hin, dass da etwas war. Doch irgendwann habe ich sie doch erwischt und beim Küssen beobachtet.“
Was macht ein richtiger Mann in so einer Situation? Ganz klar, er stellt seien Frau zur Rede und mein Freund war da keine Ausnahme.
„Sie war natürlich schockiert, dass ich sie ertappt hatte. Sie heulte und ich spürte, dass sie hin- und hergerissen war. Irgendwie liebte sie mich wohl immer noch. Aber da war dieser junge Kollege, der wohl auch ihre Gefühle ausgelöst hatte. Ich entschloss mich daher, aufs Ganze zu gehen.“
Das bedeutete, er warf sie aus dem Haus. Er gab ihr eine halbe Stunde, um ihre Koffer zu packen und sein Haus zu verlassen. Er zwang sie, Stellung zu beziehen und sich zu entscheiden. Es brach ihm das Herz, als sie mit ihrem kleinen Polo davonfuhr, denn er war sich sicher, dass sie direkt in den Armen ihres Liebhabers enden würde. Doch genau das tat sie nicht. Stattdessen kroch sie bei einer Kollegin unter, mit der sie gut befreundet war. Dort heute sie sich aus und dort kam sie offensichtlich wieder zur Besinnung. Auf jeden Fall tauchte sie bereits am nächsten Tag wieder auf und flehte ihren Mann an, ihr zu verzeihen. Sie versprach hoch und heilig, so etwas nie wieder zu tun. Sie war wie ein Hund, der etwas ganz Schlimmes angestellt hatte und mit eingezogenem Schwanz wieder zu seinem Herrschen zurückkehrte.
„Ich sagte ihr, dass ich sie wieder aufnehmen würde. Aber ich machte es zur Bedingung, dass ich sie für ihr Verhalten gehörig bestrafen würde. Sie war in Tränen aufgelöst und hätte wohl in diesem Augenblick jede Bedingung angenommen. Wir setzten uns also zusammen und redeten miteinander. Wir redeten über mehrere Stunden und es gab wohl nichts, was dabei nicht zur Sprache gekommen war. Am Ende erinnerte ich sie an ihre versprochene Bestrafung. Ich ging mit ihr ins Schlafzimmer und forderte sie auf, sich auszuziehen. Ich wies sie an, sich vor das Bett zu knien und vornüber zu beugen. Ich nahm meinen Gürtel aus der Hose und verdrosch sie damit, bis ich das Gefühl hatte, dass sie ihre Lektion gelernt hatte. Das war das erste Mal, dass ich den Gürtel genommen habe.“
Wenige Monate später war sie schwanger. Ihr erster Sohn wurde geboren, dem zwei Jahre später ein zweiter folgte. Einen weiteren Liebhaber hat es anscheinend nie wieder gegeben.
Für mich ist das ein Beispiel dafür, dass junge Frauen durchaus gute Gründe haben, sich in einen älteren Mann zu verlieben. Und nicht immer spielen dabei materielle Überlegungen die entscheidende Rolle. Nicht alle Studentinnen, die mit ihrem Professor ein Verhältnis eingehen, sind lediglich Schlampen, die sich damit nur Vorteile verschaffen wollen. Und so manche Sekretärin kommt einfach ihrem Chef im Laufe der Zeit so nahe, dass die Gefühle überhandnehmen und sie irgendwann die Rolle seiner Ehefrau einnimmt.
Es hat eine Studie mit Paaren gegeben, bei denen sie wesentlich jünger ist als er. Das Ergebnis war recht eindeutig. Die jungen Frauen schätzen einfach die Ausgeglichenheit, das Wissen und die Überlegenheit eines älteren Mannes, die sie bei einem Gleichaltrigen nie finden würden. Und ganz bestimmt gibt es auch Beziehungen darunter, in denen seine männliche Dominanz eine entscheidende Rolle spielt. Denn die wird von vielen jungen Frauen durchaus geschätzt, auch wenn sie es nie zugeben würden. Und genau die finden sie unter den Männern ihrer Generation heute immer seltener.
Auch bei den Männern ist das Bild ähnlich homogen. Die meisten wollen ganz bewusst keine Partnerin auf Augenhöhe. Sie brauchen etwas für den Körper und nicht für den Geist. Sie haben einfach keine Lust, sich ständig mit einer Frau auseinandersetzen zu müssen, die mitreden will, aber ihm eigentlich nicht das Wasser reichen kann. Vor allem beruflich erfolgreiche Männer suchen daher meist eine Frau, die ihnen dient, die immer für sie da ist und ihnen den Rücken freihält. Ein eher zurückhaltendes Weib also, das hübsch anzusehen ist, aber dezent im Hintergrund bleibt. Eine, die ihm all den lästigen Kleinkram abnimmt und jederzeit greifbar ist, wenn er Lust auf sie hat. Solche Männer sind es gewohnt, zu dirigieren, zu bestimmen und zu entscheiden. Sie wollen daher auch zu Hause das Sagen zu haben. Und die besten Voraussetzungen dafür bietet eben eine möglichst junge Frau, die zu ihnen aufsieht und eine devote Ader in sich trägt.