Sie ist eigentlich kein Fall fürs Frauenhaus
Ihr Anblick erfüllte alle Klischees: Verquollenes Gesicht, gesprungene Lippe, Striemen am ganzen Körper. Keine Frage, diese Frau war das Opfer eines Schlägers, der hinter Gitter gehört. Im Frauenhaus wurde sie daher mit mitleidigen Blicken aufgenommen. Hier konnte sie sich ausheulen und fand ungeteiltes Mitgefühl. Nur ein Polizist erkannte, dass alles ganz anders war.
„Sie geben also an, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art war. Ihr Mann hat sie also schon öfter geschlagen.“
„Er ist krankhaft eifersüchtig. Ich muss nur einen anderen Mann ansehen und schon rastet er aus. Dann kennt er keine Hemmungen und schlägt einfach zu.“
„Ihr Mann gibt an, dass sie sich häufig mit anderen Männern treffen würden. Er sagt aus, sie wären, ich zitiere, eine verhurte Schlampe, die ihre Votze nicht unter Kontrolle hat. Was sagen Sie dazu?“
„Das stimmt so einfach nicht. Ich war nur mit einem alten Schulfreund in der Disco. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Mein Mann glaubt, ich würde fremdgehen, aber so ist das nicht.“
„Im Protokoll steht, er habe Sie mit eben diesem Freund in einer eindeutigen Situation erwischt. Seine Worte: Das Höschen hing zwischen ihren Knien und der Kerl versuchte gerade ihr den Rock hochzuschieben. Er wirft ihnen auch vor, manchmal ganze Nächte wegzubleiben. Entspricht das der Wahrheit?“
„Er geht nicht gerne in Discos. Also ziehe ich allein mit Freunden los. Ich will schließlich wenigstens am Wochenende meinen Spaß haben. Dabei ist es natürlich manchmal schon ziemlich spät geworden, aber …“
„… Die ganze Nacht?“
„Ja, das kam schon mal vor, aber wie gesagt, das hat nichts zu bedeuten. Ich habe eben viele Freunde, mit denen ich mich manchmal treffe. Das muss er einfach verstehen.“
„Ihr Mann hat zu Protokoll gegeben, dass …“
„Ich weiß nicht, worauf sie eigentlich hinauswollen. Das hört sich an, als würden sie mir die Schuld geben. Nein, ich bin hier nicht die Schuldige. Ich bin das Opfer. Er ist ein brutaler Schläger, das ist doch ganz offensichtlich. Sie sehen doch, wie er mich zugerichtet hat. Ich habe Striemen am ganzen Körper. Ich muss mir solche Fragen nicht gefallen lassen. Ich sage jetzt überhaupt nichts mehr.“
„Sie haben natürlich das Recht, die Aussage zu verweigern. Aber das kann auch sehr schnell dazu führen, dass die Staatsanwaltschaft die Anklage komplett fallen lässt. Ihr Mann gibt nämlich an, dass sie sich nicht gewehrt hätten. Er behauptet, sie würden, ich zitiere, geradezu danach verlangen, geschlagen zu werden. Und er meint, dass sie sich nach so einem Vorfall bisher immer wieder versöhnt hätten. Ich muss sie darauf aufmerksam machen: Vor dem Gericht gilt das als konkludentes Verhalten und damit als nachträgliche Zustimmung. Wenn Sie also wollen, dass wir etwas gegen ihren Mann unternehmen, dann müssen Sie schon mit uns kooperieren und meine Fragen wahrheitsgemäß beantworten.“
„Ja, aber dieses Mal war es anders und wir haben uns nicht wieder versöhnt. Und da war ganz bestimmt keine Zustimmung. Ich hab doch nicht ohne Grund die Polizei gerufen. Sehen sie mich doch an. Er ist ein Schläger. Er hat mich verprügelt, wie noch nie zuvor, und dafür soll er büßen.“
„Seine Aussagen wurden überprüft und wir sind der Überzeugung, dass sie in jedem Punkt der Wahrheit entsprechen. Die Klinik hat bestätigt, dass die Spuren an ihrem Körper auf mehrere Schläge ins Gesicht zurückzuführen sind. Die übrigen Spuren an Ihrem Körper sind vermutlich auf die Anwendung eines Lederriemens zurückzuführen. Es gibt keine Hinweise auf Faustschläge oder sonstige Formen unkontrollierter Gewalt. Mit anderen Worten, Ihr Mann hat Ihnen ein paar Ohrfeigen verpasst und sie dann systematisch mit einem Lederriemen verprügelt. Können Sie das bestätigen?“
„Ja, so ähnlich war es.“
„Ich habe hier einige Bilder, die ihre Verletzungen beziehungsweise Spuren am Körper zeigen. Was mir auffällt ist, dass sich praktisch alle erkennbaren Striemen im Bereich von Po und Oberschenkeln befinden. Oberhalb des Bauchnabels gibt es absolut keine Spuren, wenn man von ihren aufgesprungenen Lippen absieht. Das sieht nicht nach einem Mann aus, der wie Sie sagen, einfach zugeschlagen hat. Das sieht mir eher wie eine gezielte Züchtigung aus. Bisher habe ich das nur bei Kindern gesehen, die von ihren Eltern verprügelt worden waren. Haben Sie dazu etwas zu sagen?“
„Ja, er hat richtig Spaß daran, mich zu verprügeln. Sein Lieblingsspruch war, dir müsste man jeden Tag den Arsch versohlen. Manchmal hat er geradezu nach Gründen gesucht, um zuschlagen zu können. Ich sagte ja, mein Mann ist ein Schläger und Sie sollten sich lieber mit ihm beschäftigen, anstatt mich als Opfer infrage zu stellen. Er hat mich geschlagen und das nicht zum ersten Mal. Er hat mich verletzt und das wurde sogar in der Klinik bestätigt. Er war der Grund dafür, dass ich ins Frauenhaus flüchten musste.“
„Woran machen Sie fest, dass er, wie sie sagen, Spaß daran hat, sie zu verprügeln? Hat er das, heute oder früher, irgendwie zum Ausdruck gebracht?
„Na ja, was soll ich sagen, am Anfang unserer Ehe war eigentlich alles ganz normal. Aber nach ein paar Monaten fingen die Schwierigkeiten an. Schon damals ist er mir in die Disco nachgelaufen. Er hat dort rumgeschrien und mich von der Tanzfläche gezerrt. Wissen Sie, wie peinlich es für eine Frau ist, von ihrem Mann auf diese Weise vorgeführt zu werden?“
„Das mag sein, aber es ist nicht das Thema, um das es hier geht.“
„Damals hat er angefangen, mich zu verprügeln wie eine dumme Göre. Er hat sich extra dafür einen Lederriemen gekauft. Er hat auch immer wieder gesagt, dass er jetzt das nachholen müsse, was meine Eltern versäumt haben. Wenn ich spät von der Disco nach Hause gekommen bin, gab es Prügel. Wenn er mich mit einem anderen Mann gesehen hat, gab es Prügel. Jeder Streit endete unweigerlich damit, dass er mich verprügelt hat.“
„Mit diesem Lederriemen?“
„Ja genau. Wissen Sie wie das wehtut. Ich habe danach tagelang blaue Flecken gehabt. Im Sommer habe ich mich geschämt, einen kurzen Rock anzuziehen, weil jeder sehen konnte, dass ich Prügel bezogen hab. So geht man doch nicht mit einer Frau um. So etwas ist strafbar.“
„Nun, zunächst einmal handelt es sich hier um einen Fall häuslicher Gewalt. Da ist der Staatsanwalt immer sehr zurückhaltend, ein Urteil auszusprechen. Und da es sich hier um Ihre erste Anzeige handelt, sehe ich kaum eine Chance, dass Ihr Mann belangt wird. Unsere Gerichte sind überlastet und für Bagatellfälle wie diesen besteht heute kaum eine Chance, dass es überhaupt zu einer Verhandlung kommt.“
„Sie bezeichnen das als Bagatellfall? Sind sie noch bei Trost. Eine Frau wurde blutig geschlagen und es ist ein Bagatellfall? Das ist ein Justizskandal. Damit werde ich zur Presse gehen. Das wird ihnen den Kopf kosten.“
„Nun mach mal halblang, meine Liebe.“
„Was nehmen Sie sich heraus. Wir sind noch lange nicht per du und Ihre Liebe bin ich ganz bestimmt nicht. Ich suche mir schließlich selber aus, in wen ich mich verliebe.“
„Ja, vor der Disco mit heruntergelassener Unterhose.“
„Also das muss ich mir nicht gefallen lassen. Das ist frauenverachtend. Das ist eine üble Verleumdung. Dafür werde ich sie anzeigen und Sie werden vom Dienst suspendiert.“
„Für das, was hier gesagt wird, gibt es keine Zeugen, meine Liebe. Ich habe das Mikrofon längst ausgeschaltet. Ja, ich sage meine Liebe, denn ich lass mir von einem verhurten jungen Weib wie du es bist, nichts vorschreiben.“
„Das ist unglaublich, ich…“
„Du hältst jetzt erst einmal die Klappe und hörst dir an, was ich dir als erwachsener Mann und dreifacher Familienvater zu sagen habe. Ich bin nämlich der Meinung, dass dein Mann allen Grund hat, dich regelmäßig zu verdreschen. Eine wie du verdient es nicht anders. Einem Weib, das sich nicht zu benehmen weiß und mit anderen Männern herumhurt gehört jeden Tag der Arsch versohlt. Wenn du meine Frau wärst, würdest du jeden Tag mit dicken Striemen am Arsch herumlaufen. Und ja, ich würde dich erst grün und blau schlagen und dich anschließend durchficken, damit du weißt, wohin du gehörst.“
„Ich, ich …“
„Du machst jetzt genau das, was ich dir sage. Du verlässt diesen Raum und wir schließen den Fall. Für eine wie dich müssen wir nicht unsere Zeit vergeuden. Ich werde jetzt einen Beamten anweisen, dich nach Hause zu fahren. Dort wirst du deinem Mann um den Hals fallen und ihn um Verzeihung bitten. Dein Mann liebt dich nämlich, daran besteht gar kein Zweifel. Er hat das einzig Richtige getan und dich den Lederriemen spüren lassen. Aber genau das zeigt, dass du ihm nicht egal bist. Er bestraft dich, weil du ihm etwas bedeutest. Er verzeiht dir, weil er dich nicht verlieren will. Also mach, dass du nach Hause kommst. Beweg deinen verhurten Arsch, blas deinem Mann einen und lass dich so lange ficken, wie er will. Und vor allem, lass dich nie wieder hier sehen und heul herum, weil du Prügel bezogen hast.“