Es ist zwar in der Bibel nicht explizit verboten, aber bereits die Erwähnung eines Mannes, seinen Samen verschleuderte, anstatt eine Frau damit zu schwängern, reicht aus, um jede Ejakulation mit der eigenen Hand zu verurteilen. Und natürlich jeden weiblichen Orgasmus, der allein mithilfe flinker Finger zustande kam. Der Mann hieß übrigens Onan und ist der Namensgeber für das, was mittlerweile jeder als Onanieren bezeichnet.

„Selbstbefriedigung ist ein erstes Problem, das wird niemand bestreiten.“ So äußert sich eine christliche Schrift, die jungen Menschen Ratschläge geben will, wie man so etwas Schändliches vermeidet. Die Zeugen Jehovas sprechen in diesem Zusammenhang von Selbstmissbrauch und haben extra ein Buch für junge Leute herausgegeben, in denen eben selbiger streng verurteilt wird: „In dieser verdorbenen Welt Satans ist Selbstmissbrauch weit verbreitet. Neuerdings geben sich sogar Frauen diesem Laster hin, vor dem Gottes Wort eindeutig warnt.“

Aha, Selbstbefriedigung ist eine ganz schlimme Sache. Aber dass das sogar Frauen tun, ist offensichtlich ganz besonders schlimm. Früher gab es das anscheinend nicht. Folglich muss es ein Zeichen unserer „Zeit des Endes“ sein, um die sich bei den Zeugen Jehovas alles dreht.

Bei den Zwölf Stämmen, die vor Jahren vor allem in Bayern für ihre rigiden Methoden bei der Kindererziehung bekannt wurden, gibt es für die böse Selbstbefleckung ein probates Mittel: die Rute der Zucht. Hatte ein pubertierender Junge Hand an sich gelegt und dabei eindeutige Spuren im Bett hinterlassen holte der Vater den Rohstock und es setzte ein paar kräftige Tatzen auf eben diese Hände. Hatte man ein Mädchen erwischt, dann war Mutter an der Reihe und die wusste mit dem Lederriemen in der Hand, wie man die Körperregion behandelt, die die Betreffende zu unzüchtigen Handlungen hinreißen ließ. Der Teufel ist überall und man muss das Böse austreiben, bevor es den ganzen Körper erfasst hat.

Wobei diese Praxis durchaus nicht auf die besonders strenggläubigen unter den Sekten beschränkt ist. Früher, als ganz Deutschland noch unter dem Einfluss der beiden großen Kirchen stand, wurden Jugendliche, die zur Selbstbefleckung neigten, zur Beichte geschleppt oder man holte den Pfarrer ins Haus. Auch hier lautete der Rat von der Kanzel: spart nicht mit der Rute, um eure Kinder vor dem Bösen zu bewahren.

Das Böse, das war der ganz normale Geschlechtstrieb. Den galt es abzutöten und zwar von Anfang an, also ganz besonders in der Adoleszenz, wenn Jungs Hand an sich legen und Mädchen beginnen, an sich herumzuspielen.

Die Folgen waren tiefgreifend. Die Jungs steckten eine Tracht Prügel meist schadlos weg, denn die Natur hatte sie mit einem Geschlechtstrieb ausgestattet, der sich so schnell nicht abtöten ließ. Sie wurden einfach vorsichtiger und merkten im Zweitalter der Papiertaschentücher schnell, welche Vorteile so ein Wegwerfartikel hat. Die Mädchen hingegen taten sich damit naturgemäß deutlich schwerer, denn wo die Körpersäfte ungehindert fließen, geht zwangsläufig auch etwas daneben, das strenge Mütter auf den Plan ruft und schmerzhafte Strafen nach sich zieht.
 
Richtige Jungs fanden irgendwann die erste Möse, an der sie sich ausleben konnten, selbst wenn es eine Nutte war, die sie in die Vergnügungen des Lebens einweihte. Heirateten sie später, wussten sie halbwegs, wie es geht und zeigten der Angetrauten, wofür sie künftig da war. Diese jedoch war nicht selten völlig verklemmt und unfähig, ein natürliches Lustempfinden zu entwickeln. Sex war schließlich Sünde und eigentlich nur zum Kinderkriegen gedacht. Und diese wohligen Lustgefühle waren in der Vergangenheit meist mit Stockhieben geahndet worden. Eine Erfahrung, die sich tief in die Psyche eines Weibes einprägt. Denn wenn schon das heimliche Spiel mit den Fingern Selbstbefleckung ist und jeder Schauer der Lust als Unkeuschheit gedeutet wird, dann muss ein männlicher Schwanz erst einmal ganz viel in der geschädigten Psyche aufräumen, bevor er die eigentlich naturgewollten Reaktionen hervorruft.