Das Weib sei dem Manne untertan. In vielen tief religiösen Kreisen ist das nicht nur ein Zitat aus der Bibel, sondern ein unverrückbarer Grundsatz, der jede Ehe bestimmt. „Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet“, kann man in Offenbarung lesen und allein diese Formulierung drückt schon aus, das es seit jeher der Mann ist, der das Leben bestimmt, während der Frau die Aufgabe zugedacht ist, von ihm ausgewählt und zu seinem Eigentum gemacht zu werden. Dazu passen auch die Worte des Apostel Paulus, der es Frauen nicht gestattete, in der Gemeinde das Wort zu ergreifen.

Eine Frau zu heiraten, bedeutete im alten Israel nichts anderes, als ihrem Vater den geforderten Brautpreis zu zahlen. Damit wechselte sie ihren Besitzer und der Vertragsabschluss wurde mit einem großen Fest gefeiert. Sie musste natürlich unberührt sein, denn ihr Besitzer wollte nicht nur der Erste sein, den sie in sich spürte. Er wollte es auch für alle Ewigkeit bleiben. Ehe Scheidung war daher nicht vorgesehen, aber er konnte sie durchaus verstoßen, wenn er nicht mehr mit ihr zufrieden war.

Genauso wenige wie ein junges Mädchen gefragt wurde, ob sie den Mann heiraten wolle, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte, spielte es auch eine Rolle, ob sie ihn liebte oder nicht. Sie hatte ihm zu Diensten zu sein, ganz gleich ob sie selbst dabei Freude empfand, oder ob sie sich dazu überwinden musste. Tat sie es nicht, kannte jeder richtige Mann Mittel und Wege, um ihren Willen zu brechen und sie gefügig zu machen. Schon damals wusste man, dass ein Dutzend Peitschenhiebe Wunder wirken konnten und ein widerspenstiges Weib ganz schnell in eine gefügige Liebesdienerin verwandelte.

Das alles lässt sich zwar in der Welt von heute nur noch ganz selten mit derselben Konsequenz in die Tat umsetzen. Aber Zucht und Ordnung werden in christlich fundamentalistischen Kreisen noch immer hochgehalten. Die Kinder werden nach wie vor mit Rohrstock und Lederriemen erzogen, ganz gleich was das Gesetz des Landes dazu sagt. Mädchen haben züchtig lange Röcke zu tragen, während Hosen ein Kennzeichen der männlichen Herrschaft sind. Frauen spielen nach wie vor in der Gemeinde keine Rolle und haben sich auf die dienenden Aufgaben im Leben zu beschränken.

Die meisten Gemeinden dieser Art haben eine interne Gerichtsbarkeit. Ein weltliches Gericht zu bemühen ist verpönt, wenn es um interne Auseinandersetzungen geht. Für Recht und Gerechtigkeit sorgen eigene Ältestengerichte und diese richten natürlich auch über sündige Jugendliche, die sich der Selbstbefriedigung oder gar Hurerei schuldig gemacht haben. Einen Verteidiger gibt es dabei nicht, denn man vertraut voll auf den Segen Gottes, dessen geistige Führung in allen Angelegenheiten man im Gebet erfleht.

Natürlich gibt man sich nach außen freundlich und liebevoll. Doch im Inneren herrschen eiserne Gesetze, die strikt befolgt werden. Eine Ehefrau, die sich ihrem Mann verweigert, darf sich nicht wundern, wenn sie auf die traditionelle Weise übers Knie gelegt wird, um den entblößten Hintern versohlt zu bekommen. Wobei sie von Glück reden kann, wenn ihr Mann dafür lediglich die flache Hand benutzt und nicht seinen Gürtel aus der Hose nimmt oder ein extra für diese Zwecke geschaffenes Bestrafungswerkzeug verwendet. Schließlich hatte früher in jedem Haus der Rohrstock seinen festen Platz oder es wurden stets frisch geschnittene Weidenruten bereitgehalten, falls die heranwachsende Tochter über ihre Stränge geschlagen hatte oder die Ehefrau aus der Reihe getanzt war.

Und so kommen gottesfürchtige Männer, Frauen und Kinder Woche für Woche zusammen, um mit mahnenden Worten an die Gebote des Herrn erinnert zu werden. Den Vorsitz führen immer Männer und in den einzelnen Stuhlreihen sitzen Familien, denen man ansieht, dass sie mit dieser Welt nur wenig gemein haben. Junge Mädchen in knallengen Jeans sucht man hier vergebens. Überhaupt ist alles verpönt, was irgendwie sexy wirken könnte. Stattdessen trägt man Kleider, die bis zum Boden reichen und auch die sind niemals so körpernah geschnitten, dass von ihnen irgendeine sexuelle Wirkung ausgehen könnte. Man gibt sich bieder, brav und sittsam, denn der einzige Mann, der sich am Anblick einer Frau aufgeilen darf, ist ihr Ehemann, und auch der tut das nur hinter verschlossenen Türen.

Wobei so manche junge Ehefrau bereits in den ersten Wochen ihrer frisch geschlossenen Ehe lernt, dass sie von ihrem Schöpfer im Vergleich zu ihrem Mann nicht ohne Grund mit einem besonders ausgeprägten Po ausgestattet wurde. Seine üppigen Rundungen ziehen nämlich nicht nur seine Blicke an und entfachen die Lust auf ihrem Körper, über den zu verfügen er das Recht hat. Sein elastisches Fleisch ist auch wie geschaffen dafür, von einem verärgerten Ehemann mit unzähligen Schlägen zum Glühen gebracht zu werden. Denn als seine Ehefrau hat sie zu gehorchen und wenn sie es nicht tut, muss sie damit rechnen, zum Weinen, Wimmern, Schreien gebracht zu werden.

Eine Kurzgeschichte über das Eheleben in einer fundamentalistischen Sekte gibt es hier.