Es sind nicht wenige Menschen, die glänzende Augen bekommen, wenn sie von den guten alten Zeiten erzählen. Damals, so ihre feste Überzeugung, war die Welt noch in Ordnung. Wenn sich der Lehrling nicht anstrengte, setzte es ein paar Ohrfeigen. Wenn die Kinder nicht spurten, wurde nicht lange gefackelt und Mutter brachte sie mit der Weidenrute zur Vernunft. Kam die Tochter erst nach Mitternacht vom Tanz nach Hause, lag schon der Lederriemen bereit. In der Schule hieß es, aufpassen, sonst setzte es was mit dem Rohstock. Jeder kannte seinen Platz im Leben. Ein Herr war ein Herr und eine Magd eine Magd.
Doch der Eindruck täuscht. Die gute alte Zeit ist nicht nur in den Köpfen vieler Menschen lebendig. Sie ist vielerorts praktizierte Realität. Und das mitten unter uns.
Mehrere amerikanische Bundesstaaten weigern sich noch heute standhaft, die Prügelstrafe abzuschaffen. In vielen Ländern dieser Welt bestimmt sie nach wie vor Schulalltag und Famileienleben und niemand würde auf die Idee kommen, diese bewährte Praxis in Frage zu stellen. Und dann gibt es noch den religiösen Fundamentalismus, der auch in der christlichen Welt immer mehr Zulauf findet. Seine Anhänger nehmen die Bibel sehr wörtlich und sehen es als ihr verbrieftes Recht an, zumindest im häuslichen Bereich die Rute der Zucht anzuwenden. Für sie ist Recht und Ordnung ein göttlicher Auftrag und sie arbeiten energisch daran, ihre unerbittlichen Wertvorstellungen zum allgemein gültigen Maßstab zu machen.
In seinem Buch Zeichen einer neuen Weltordnung beschreibt Wolfram Steffen eine Bewegung einflussreicher Männer, die sich in der Lage sehen, ihre Vorstellungen von einer neuen Weltordnung zu verwirklichen. Ihre Kinder wachsen in abgeschiedenen Internaten auf, in denen die Lehrer weitgehende Rechte haben. Ihre Familien wohnen an Orten, die von der Außenwelt abgeschottet sind und in denen die guten alten Regeln wieder Wirklichkeit geworden sind.
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