Social Media und die anonym devoten Frauen
Eigentlich sollte man ja meinen, das Buchprogramm von Widerwort spricht vor allem Männer an. Immerhin geht es hier um richtige Kerle, die ihren Frauen zeigen, was Sache ist. Oder es werden altmodische Väter beschrieben, die einer aufmüpfigen Göre nach wie vor eine Tracht Prügel verpassen, wenn sie nicht spurt. Doch ein Großteil der Leser von Wolfram Steffen sind Frauen und die wissen genau warum.
Das zeigen zum Beispiel die Leute, die meinem Account bei Instagram folgen. Gut zwei Drittel davon lassen sich als weiblich identifizieren. Und erstaunlich viele von ihnen zeigen mir mit einem zaghaften „Hallo“ an, dass sie einem Dialog nicht abgeneigt sind. Darauf gehe ich natürlich gerne ein und habe auf diesem Weg weibliche Wesen aller Altersgruppen kennengelernt, die nicht mit dem Frauenbild zu tun haben, das die Medienwelt bestimmt.
Da ist zum Beispiel eine, die sich Andrea nennt. Sie ist offensichtlich als Bloggerin unterwegs und ihre Instagram-Bildersammlung dreht sich vor allem um Kleider und Makeup. Ein hübsches Wesen mit langen, blonden Haaren, stellte ich fest und war umso erstaunter über die Ansichten, die sie vertrat.
Sie hasste es, wenn Frauen über ihre Männer herziehen und diese dümmlich lachend daneben sitzen und es sich gefallen lassen. „Diese Kerle sollten ihre Weiber sofort packen und ihnen zu Hause den Arsch versohlen,“ meinte sie. Ja, das hat sie tatsächlich geschrieben. Sie hatte auch kein gutes Wort für die Emanzen dieser Welt übrig, die große Sprüche von sich geben, aber außer Männerhass nichts drauf haben. „Denen fehlt einfach ein richtiger Kerl, der sie regelmäßig durchfickt“.
Was ich natürlich unterstrich, aber zu Bedenken gab, dass die Hardcore-Emanzen selten Frauen sind, die ein Mann wirklich ficken wollte.
Ich meinte auch, dass die meisten Frauen, die heute herumlaufen, nie wirklich erzogen worden wären. „Da hast du voll Recht,“ bestätigte sie meine Ansicht. „Die haben als Kinder nie Dresche bezogen und jetzt als Erwachsene ist auch keiner da, der es tut.“ Wie bitte? Eine Frau, die der Meinung ist, so manche der heutigen Weiber würden mal eine Tracht Prügel verdienen? Das hatte ich noch nie.
Die meisten Frauen, die man in den einschlägigen Foren antrifft, stehen ja eher auf nette Spanking-Spielchen. Ein paar Klatscher auf den Po zum Vorspiel und schon ist die Fantasie befriedigt. Am Wichtigsten ist es ihnen, dass das alles auf gegenseitigem Einverständnis geschieht und er sofort aufhört, wenn sie das Safeword äußert. Diese hier schien hingegen der Meinung zu sein, ein richtiger Mann müsse gelegentlich auch mal richtig zuschlagen.
Eine andere Instagram-Folgerin nannte sich Goddess Julian. Ihr Profil zeigte zahlreiche Fotos, von denen ich annehme, dass sie von ihr selbst stammten. Eines davon zeigte sie mit einem Flogger und in Klamotten, die man wohl der Gothik-Szene zuordnen muss. Aber irgendwie nahm ich ihr die die SM-Pose nicht ab und schrieb ihr das auch. Ich bin sogar ziemlich direkt geworden und habe gesagt, dass sie nicht wie eine aussieht, die die Peitsche führen sollte. Sondern eher wie ein aufmüpfiges Mädchen, dem man eigentlich selbst ein paar feurige Hiebe überziehen sollte.
Eigentlich hatte ich erwarte, dass der Dialog damit zu Ende war. Aber sie hat völlig anders reagiert. Sie hat meine Aussage bestätigt und meinte, ich hätte sie wohl richtig eingeschätzt. „Ja,“ triumphierte ich daraufhin auf: „Ich erkenne sie sofort: Frauen, die vor allem beeindrucken wollen, aber in Wirklichkeit nur auf den richtigen Mann warten, der einen starken Willen hat und eine gute Peitsche sprechen lässt. Ein Mann, der ihnen Manieren beibringt und ihnen zeigt, was eine junge Frau lernen muss“.
Auch das war für sie kein zu starker Tobak. Und im Laufe der Zeit kristallisierte sich ein junges Weib heraus, das eigentlich nach starker Führung verlangte und sich lediglich in exzentrische Klamotten packte, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie eben die meisten Frauen. Sie tun fürchterlich tough und unabhängig, aber in Wirklichkeit wollen sie in den Arm genommen und geliebt werden. Und sie haben durchaus nichts dagegen, von ihrem Lover auch mal eine dick angeschwollene Sitzfläche zu beziehen, wenn sie sich danebenbenommen haben.
Was mich zum nächsten Exemplar bringt. Sie nannte sich schlichtweg Julia und ihre ersten Worte waren: „Ich mag deinen Content“. Sie mochte also meine Bilder bei Instagram, die immer wieder Frauen- und Mädchenhintern zeigen, die im Begriff sind, von irgend einem Mann bearbeitet zu werden. Bei Instagram darf man keine Nacktheit zeigen, also habe ich Bilder ausgewählt, die eher Situationen andeuten, anstatt direkt zu zeigen, was Sache ist.
Sie mochte also meine Bilder und hatte damit zum Thema Spanking eine ganz besondere Beziehung. Also forderte ich sie zum Gedankenaustausch auf und fragte sie, in welchem Bezug sie denn zu diesem Thema stehe.
„Ich mag die Erniedrigung“ war die schlichte Antwort. Ich stellte einige Vermutungen an, um die knappen Kommentare zu einem Dialog auszubauen: „Wann hast du das erkannt und was glaubst du war der Auslöser dafür? Bist du als Kind streng erzogen worden? Hast du dir gewünscht, es hätte jemand gegeben, der dir Grenzen gesetzt und dich zurechtgewiesen hätte?“
„Nichts von alldem. Ich glaube, es sind die Männer.“
„Man muss dich also hart anfassen und dir zeigen, dass du nur eine Frau bist, die erzogen, bestraft, dominiert werden will. Ist das so? Es ist wie eine Droge für dich, vor ihm zu zittern und sich seinem Willen zu unterwerfen.“ Ich wollte ausloten, mit wem ich es zu tun hatte.
„Ja, aber ich mag auch meine andere Seite.“
„Also Streichen, Küssen, Lieben, wenn du ein braves Mädchen warst und die harte Hand, wenn es Zeit wird, dir gehorsam beizubringen ...“
Sie schien nicht von der intelligenten Sorte zu sein und fabulierte etwas von gleichen Rechten von Mann und Frau. Eine Frau also, die zwischen den Welten schwebte. Einerseits brauchte sie einen Kerl, der sie hart rannahm und sie behandelte, wie ein unmündiges Kind. Andererseits träumte sie von der großen Liebe und wollte in den Arm genommen werden.
Was mich zu Reggie bringt. Mit ihr kommunizierte ich in English und sie sagte mir direkt und einfach: „I like to be spanked.“ Sie mochte es also, wenn man ihr den Hintern versohlt.
Ich ließ sie wissen, dass ich zu den Männern zähle, die Frauen durchaus schätzen und der Meinung bin, dass sie es verdienen geliebt und gut behandelt zu werden. Aber dass sie für mich auch schwache Wesen sind, die nicht an erster Stelle stehen sollten und die man züchtigen muss, wenn sie die ihnen gesetzten Grenzen überschreiten.
„That sounds right,“ lautete die Antwort. Wir waren also einer Meinung und ich hatte es mit einer Frau zu tun, die der Meinung war, ein Weib gehöre an die kurze Leine gelegt und gezüchtigt, wenn es ungehorsam war. Das wurde auch durch die Bilder bestätigt, die sich in ihrem Profil befanden: lauter junge Frauen, die übers Knie gelegt wurden oder Prügel mit dem Paddel oder dem Lederriemen bezogen.
Was zwischen uns folgte kann man wohl am besten als Cyber Sex bezeichnen. Sie bettelte um Zurechtweisung und Bestrafung. Ich ließ sie wissen, was ich mit ihr machen würde, wenn sie hier und jetzt neben mir stünde. Ich spielte ihren Lehrer und sie gab die gelehrige Schülerin ab, deren Lerneifer man aber mit einem Rohrstock etwas auf die Sprünge helfen musste.
Neben den genannten Beispielen gab es noch zahlreiche andere Frauen, die meist recht einsilbig blieben, aber offensichtlich der Meinung waren, richtige Männer gäbe es heute nicht mehr. Männer also, die eine Frau zu führen wissen, die ihr Geborgenheit und Sicherheit bieten und ihr gelegentlich auf spürbare Weise das Stoppschild zeigen, ohne gleich zum Brutalo zu werden.
Bleibt mir nur noch, die Inderin zu erwähnen. Ich vermute, sie lebt in England, wo es ja eine sehr große indische Community gibt. Aber sie war offensichtlich noch nicht allzu lange in Europa, denn ihr Englisch war ziemlich schlecht und schriftlich konnte sie sich nur sehr unvollkommen ausdrücken. Ob das Foto von einem recht üppigen, aber dennoch wohlgeformten Hintern wirklich von ihr stammte, weiß ich natürlich nicht. Aber sie schien sehr interessiert zu sein und so einigten wir uns darauf, per Voice Message zu kommunizieren.
Sie nannte sich Eli und ich hatte keinen Zweifel daran, dass es sich bei ihr wirklich um eine Sub handelte. Leider war unser Dialog immer von langen Pausen geprägt, bis er irgendwann aus für mich nicht erklärbaren Gründen ganz versiegte.
Es gibt sie also. Frauen, die alles andere als emanzipiert sein wollen. Frauen, die mit einem Mann nicht um die Vorherrschaft kämpfen wollen, sondern wissen, dass sie seiner Fürsorge bedürfen und sich gerne von ihm zurechtweisen lassen, wenn er der Meinung ist, dass sie den Pfad verlassen haben, den eine Frau zu gehen hat.