Vom Pech, erwischt zu werden
Kameraaugen sind heute allgegenwärtig. Besonders junge Mädchen lieben es, aller Welt zu zeigen, wo sie sind und was sie gerade tun. Ein frivoles Selfie vor dem Spiegel. Ein leichtsinniger Snap von der Pool-Party. Oben ohne am Strand. Unten ohne im Hotelbett. Alkohol-Exzesse bis zur Schamlosigkeit. Auch Jungs haben immer ihr Handy zur Hand und Mädchen zeigen nur allzu gerne, was es zu sehen gibt. Die Reue kommt erst, wenn sie wieder nüchtern sind. Und das pure Entsetzen setzt ein, wenn die Eltern zu sehen bekommen, was sie nie erfahren sollten.
Manchmal glauben Eltern, alles richtig gemacht zu haben. Sie haben ihrer Tochter strikte Regeln gesetzt und sie haben sie bestraft, wenn sie über die Stränge geschlagen hat. Sie haben streng darauf geachtet, dass sie nicht in falsche Gesellschaft geriet und sind sicher, dass sie es nie wagen würde, etwas Verbotenes zu tun.
Doch spätestens, wenn sie tief im Teenie-Alter steckt, zeigen sich die Grenzen jeder noch so konsequenten Erziehung. Denn wo der Arm der Eltern nicht hinreicht, gelten auch deren Verbote nicht mehr und die Angst vor Strafe verliert deutlich an Wirkung. Schließlich ist sie jung und lebenshungrig. Sie will dazugehören und tun, was alle anderen tun. Sie will den Jungs gefallen und wird alles dafür tun. Schließlich hat sie genügend Pornos gesehen, um zu wissen, was Männer von einer Frau erwarten.
Auch wenn ihr die Eltern von Anfang an eingebläut haben, was ein anständiges Mädchen tun darf und was nicht, wenn es zwischen den Beinen lebendig wird, wird sie sich auflehnen und gegen die Denkwelt der Erwachsenen rebellieren.
Früher war es erheblich einfacher, einen Backfisch unter Kontrolle zu halten, bei dem sich die weibliche Natur zu regen beginnt. Damals war Vaters Wort das Gesetz in der Familie und wenn ein Mädchen nicht lernen wollte, musste man ihr eben die nötige Einsicht mit allen Mitteln einbläuen. Der Begriff ist mittlerweile weitgehend in Vergessenheit geraten, aber im Wörterbuch findet man ihn auch heute noch. Dort gilt er als Synonym für einhämmern, eintrichtern oder gar einpeitschen. In alten Büchern taucht er immer dann auf, wenn die Schülerin nur widerwillig lernt und es viel Nachdruck braucht, um ihr das nötige Wissen einzutrichtern. Und wenn sie etwas eingebläut bekommt, dann bezieht sie in aller Regel reichlich Schläge, bis ihr Widerstand gebrochen ist und sie ihre Lektion verinnerlicht hat.
Ich denke dabei an meine alte Freundin Sylvia. Sie ist mittlerweile in den Fünzigern und hat eine ausgeprägte Abneigung gegen klassische Musik. Wenn Bach, Mozart oder Beethoven ertönen, schaltet sie impulsiv das Radio aus. Klaviermusik löst bei ihr geradezu körperliche Abwehrreaktion aus und das hat gute Gründe.
Sie ist nämlich in einer Familie aufgewachsen, in der man großen Wert auf Bildung legte und vor allem der musischen Bildung große Bedeutung beigemessen wurde. Sie war eine von drei Geschwistern und alle drei hatten ein Instrument zu lernen. Bei Familienfesten war Hausmusik angesagt und die Eltern präsentierten stolz ihre hübsch gekleideten Töchter, die extra für das Ereignis ein klassisches Musikstück einstudiert hatten. Danach gab es natürlich ausgiebigen Applaus und die Anwesenden waren entzückt von den begabten Mädchen, die so völlig anders waren als die schlecht erzogene Jugend von heute.
Es wusste ja niemand, dass diese Familienidylle das Ergebnis einer äußerst strengen Erziehung war, bei der vor allem die Mutter der Mädchen eine entscheidende Rolle hatte. Richtige Begeisterung brachte nämlich keine der drei für die Musik auf, die sie spielen musste. Und keine verspürte Lust, stundenlang Klavier, Geige und Cello zu üben, während ihre Schulkameradinnen um die Häuser zogen und sich mit dem Knopf im Ohr mit Techno zudröhnten.
Nein, es war kein freudiges Musizieren. Es war Drill und so ein Musikabend wurde den Mädchen über Wochen hinweg eingebläut, bis jeder Ton saß und Mutter zufrieden war.
„Manchmal war ich einfach nicht gut drauf und es gelang mir einfach nicht, ein Stück fehlerfrei zu spielen,“ erinnerte sich Sylvia und schilderte das heimische Prozedere: „Dann kam der gefürchtete Befehl: Leg deinen Rock ab und zieh dein Höschen aus.“ Ihre Mutter hatte entschieden, dass sie es war, die Klavier spielen sollte, und die Familie hatte große Opfer gebracht, um extra dafür einen teuren Steinway-Flügel anzuschaffen.
„Mutter saß dann mit dem Kochlöffel in der Hand neben mir und bei jedem falschen Ton setzte es sofort einen kräftigen Hieb auf Po oder Schenkel. Beim Klavierspielen sitzt man nämlich auf einem breiten Hocker und nur mit einem Hemdchen bekleidet kann der Kochlöffel ungehindert das freigemachte Fleisch erreichen. War ich erst mal untenrum nackt, hat Mutter kein Wort mehr gesagt. Sie hat einfach immer wieder zugeschlagen, bis ich das Stück fehlerfrei herunterspielen konnte.“
Ihren Schwestern schien es nicht besser zu gehen. Die Jüngste hieß Karin. Sie spielte Geige und hatte es damit mit einem Instrument zu tun, das alles andere als leicht zu erlernen war. Bei den nachmittäglichen Übungen stand sie nicht selten nackt bis zum Bauchnabel in der Mitte des Musikzimmers und gab nach jedem Misston unweigerlich einen spitzen Schrei von sich. Mutter hatte extra für sie einen dünnen Rohrstock bereitliegen, der die unfreiwillige Geigerin mit jedem Hieb zum Tanzen brachte, während sich auf ihrem eher klein geratenen Po rot anlaufende Striemen abzeichneten.
Beim gemeinsamen Einstudieren eines Musikstücks dauerte es meist nicht lange und alle drei Mädchen standen und saßen mit entblößtem Unterkörper im Musikzimmer, während sie von einer strengen Mutter umkreist wurden, die nur darauf lauerte, dass eine von ihnen einen Fehler machte. Manchmal war es der Rohrstock, manchmal der Kochlöffel, nicht selten auch eine dünne Weidengerte, mit der sie eindrucksvolle Spuren auf die zarten Körperregionen ihre Töchter zeichnete. Am Ende einer solchen unendlich erscheinenden Konzertprobe verließen dann drei schluchzende Mädchen mit verheulten Augen den Raum.
Aus den musizierenden Mädchen wurden irgendwann aufmüpfige Teenager, die sich unübersehbar in junge Frauen verwandelten und zunehmend dieselben Freiheiten verlangten, die für ihre Schulkameradinnen eigentlich selbstverständlich waren. Währenddessen hatte mehr und mehr ihr Vater die Erziehung übernommen, der jedoch in dieser Hinsicht dieselben Ansichten vertrat wie ihre Mutter. „Wer nicht hören will, muss fühlen,“ lautete sein reichlich abgenutzter Spruch und wenn immer eine von ihnen aus der Reihe tanzte, nahm er sie mit in sein Arbeitszimmer und man konnte ihr Betteln und Kreischen hören.
Ihr Vater war nicht gerade begeistert, als Sylvia, die die Älteste, einen Klassenausflug nach Portugal machen wollte. Aber er beruhigte sich damit, dass die jungen Leute ja unter der Aufsicht von zwei Lehrern standen und seine Tochter eigentlich vernünftig genug sein müsste, um keinen Unsinn zu machen. Schließlich hatte er ihr stets energisch eingebläut, wie man sich zu benehmen hat und was vor allem ein ehrenhaftes Mädchen keinesfalls tun durfte. Einen festen Freund hatte sie noch nicht, war er überzeugt und war daher recht zuversichtlich, dass eigentlich nichts passieren konnte.
Doch wenn man ein junges Mädchen ständig an der kurzen Leine führt und eine Tochter in einem Netz strenger Gebote und Verbote aufwächst, hat sie nie selbstständiges Denken gelernt und nie die Chance gehabt, aus eigener Einsicht zu lernen und selbst zu erkennen, was gut für sie ist und was nicht. Das war bei Sylvia nicht anders. Für sie war der Klassenausflug nicht nur die erste Gelegenheit weitab von der allgegenwärtigen Kontrolle ihrer Eltern zu sein. Das hübsche junge Mädchen war auch entschlossen, endlich all das zu tun, was zu Hause verboten war.
Ein Rudel junger Leute beiderlei Geschlechts in einem einfachen Strandhotel an der Algarve, das spricht natürlich für Sex, Drugs and Rock‘n Roll. Unerfahren wie sie war, landete dann Sylvia auch schon in der ersten Nacht in den Armen eines jungen Mannes, der ihr hinter einem der zahlreichen Felsen am Strand beibrachte, was ein Zungenkuss ist und sie dabei ausgiebig befummelte. Doch beide waren wohl schon zu betrunken, um daraus etwas zu machen und so landeten beide in seinem Bett, während sein Zimmernachbar vermutlich irgendwo anders Unterschlupf gefunden hatte.
Natürlich ist ein Strandurlaub im sonnigen Süden nicht viel mehr als eine einzige rauschende Party. Und wenn selbst der mitreisende Lehrer mit seiner durchaus attraktiven jungen Kollegin eine heimliche Affäre entwickelt, ist es nur logisch, wenn auch die von Drogen und Alkohol enthemmten Schüler allmählich anfangen, sich ganz ungehemmt zu paaren, ohne ein Geheimnis daraus zu machen.
Sylvia war mitten unter ihnen. Sie ging mit den anderen nackt im Ozean baden und gab sich auch sonst so freizügig, wie es junge Mädchen eben tun, die sich ihrer Anziehung bewusst und hungrig auf das Leben sind. Am Ende war sie ganz nebenbei entjungfert worden und stolz darauf, endlich selbst die „Erfahrung“ gemacht zu haben, von der ihre Freundinnen immer geprahlt hatten. Sie war jetzt kein Mädchen mehr, sondern eine Frau. Zumindest fühlte es sich so an.
Ein paar Jahre früher wäre die Klasse ja von so einer Klassenfahrt zurückgekehrt und hätten kein Wort darüber verloren, was im sonnigen Süden so alles passiert war. Eltern ging es schließlich nichts an, dass die Tochter eine fucking good time gehabt hatte. Doch im Zeitalter der allgegenwärtigen Handys wird so manches Geheimnis eben oft brutal ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Erziehungsbewusste Eltern wissen natürlich, in welchen Social Media-Kanälen sich ihre Tochter herumtreibt. Meist überprüfen sie auch heimlich das Handy ihres Früchtchens. Oder sie haben sich Zugang zu ihren Accounts verschafft, um sie besser im Auge behalten zu können. Und Sylvias Eltern waren erziehungsbewusst.
Kaum von der Klassenfahrt nach Hause zurückgekehrt, sah sie sich daher mit diversen Fotos und Videoclips konfrontiert, die andere ohne ihr Wissen von ihr gemacht hatten. Sie zeigten die angeblich so gut erzogene Tochter mal oben ohne, mal unten ohne und einmal sogar völlig nackt. Sie dokumentierten, was ihr Vater als eine „Orgie“ am Strand bezeichnete und bewiesen, dass all die Schläge, die sie im Laufe ihres jungen Lebens bezogen hatte, offenbar nicht die anständige Tochter aus ihr gemacht hatten, die sich ihre Eltern gewünscht hatten.
Erwachsene aus der Generation ihrer Eltern besaßen jedoch nicht die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Stattdessen waren sie der vollen Überzeugung, einfach nicht genügend getan zu haben, um ihre Tochter auf den Weg der Tugend zu führen. Ihre bisherige Erziehung war offensichtlich nicht nachhaltig genug gewesen, um im Bewusstsein des Mädchens tiefe Spuren zu hinterlassen. Nach dem Motto more of the same hieß es daher, die ungehorsame Tochter noch besser an die Kandarre nehmen und zu noch strengeren Erziehungsmaßnahmen greifen. Und die einzig wirklich wirksame Erziehungsmaßnahme war für traditionelle Eltern nach wie vor eine ordentliche Tracht Prügel.
Und genau die bezog Sylvia: die heftigste Tracht Prügel ihres Lebens. Mit vereinten elterlichen Kräften wurde sie ans Kopfende ihres Bettes gefesselt. Ihre Kleidung wurde entfernt, sodass sie die entscheidenden Körperpartien nackt waren, und Vaters breiter Ledergürtel versetzte ihren gesamten Unterkörper in ein sengendes Feuer, wie sie es noch nie erlebt hatte. Nicht nur an diesem Abend, sondern auch an den folgenden Tagen, an denen Sie sich vor dem Schlafengehen vor das Bett knien musste, um mit hochgehobenem Nachthemd ein Dutzend weitere Striemen aufgezählt zu bekommen. Wer nicht hören will, muss fühlen und wer die Regeln von Sitte und Anstand nicht annehmen will, dem muss man sie eben mit allen Mitteln einbläuen.
Sylvia ist übrigens immer eine Frau geblieben, die gegen die Regeln aufbegehrte und Widerstand zeigte. Sie war immer dabei, wenn es darum ging, gegen irgend etwas zu demonstrieren und es gibt zahlreiche Fotos von ihr, die sie mir Protestplakaten in der Hand zeigen. Ich habe sie über ihren späteren Mann kennengelernt und hatte das Gefühl, dieser recht gut wusste, wie er mit ihr umzugehen hatte. Ich habe sie bei wiederholt bei heftigen Diskussionen unter Freunden erlebt, aber er beteiligte sich nie daran. Er saß einfach da, trank sein Bier und lächelte wissend. Er war einige Jahre älter als Sylvia und sie wirkte neben ihm wie die erwachsene Tochter neben ihrem Vater. Ich habe daher den starken Verdacht, dass er die Tradition ihrer Eltern fortgeführt hat.