Als Frauen noch ihren Preis hatten
"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen." Es sind Gottes Worte, die hier zitiert werden und sie stammen aus dem ersten Buch der Bibel (1.Mose 2,18). Jeder, der die Bibel gelesen hat, kennt sie. Jeder, der daran glaubt, dass der Mensch nicht das Ergebnis einer unendlich langen Evolution ist, sondern von einem allmächtigen Gott erschaffen wurde, sieht sie als Wahrheit an. Dennoch haben sich nur wenige Menschen Gedanken darüber gemacht, was diese Worte eigentlich bedeuten.
Gott der Allmächtige, wie ihn überzeugte Christen bezeichnen, hat nämlich hiermit klar zum Ausdruck gebracht, dass er Mann und Frau nicht als gleichberechtigte Wesen erschaffen hat. Nein, die Frau war lediglich als "Gehilfin" für den Mann gedacht. Sie wurde, wie es an anderer Stelle heißt, einzig und allein "um des Mannes Willen" erschaffen (1. Kor 11,9).
Die christlichen Kirchen stilisieren ja diesen Vorgang zu einem ganz besonderen Augenblick im Leben zweier Menschen hoch. Gern werden bei dieser Gelegenheit auch Beispiele großer Hochzeitsfeiern genannt, die in der Bibel beschrieben werden. Es wird die Heiligkeit der Ehe beschworen und es fallen Begriffe wie Verantwortung, Liebe und ewige Treue.
Dabei ist Ehe im Sinne der Bibel etwas völlig anderes, als das, was die Kirchen daraus gemacht haben.
Das verrät zum Beispiel der Apostel Matthäus mit einer Formulierung, die auf einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied hinweist: "Denn wie sie es in den Tagen vor der Sintflut gehalten haben: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten ihre Töchter bis zu dem Tage, als Noah in die Arche ging".
Es waren also stets die Männer, die eine Frau heirateten, während die Frauen lediglich verheiratet wurden. Wobei offensichtlich niemand eine Tochter nach ihrer Meinung dazu fragte. Im Gegenteil, sie konnte froh sein, von ihrem Vater verheiratet zu werden. Denn er hätte sie auch ganz einfach als Sklavin verkaufen können. Das schien nämlich seinerzeit durchaus üblich zu sein, denn es gab extra Regeln dafür. So heißt es zum Beispiel im 2. Buch Mose (21,7): "Verkauft jemand seine Tochter als Sklavin, so darf sie nicht freigelassen werden".
Mit seinen Töchtern konnte also ein Vater tun, was ihm beliebte. Er konnte sie verkaufen und er konnte sie verheiraten. Wenn er sich aber dafür entschlossen hatte, sie als Sklavin in die Hände eines anderen Mannes zu geben, dann galt das Prinzip, einmal Sklavin, immer Sklavin und sie war für alle Ewigkeit dazu verurteilt, ihrem neuen Herrn zu Willen zu sein.
Für den Mann hingegen war die Sache ganz einfach. Hatte sich ein "Diener Gottes" in eine Frau verguckt, zählte er einfach sein Geld, ging zu ihrem Vater und verhandelte über den Preis für das Objekt seiner Begierde. Wurden sich die beiden handelseinig, wechselte das Weib schlicht und einfach den Besitzer und man begoss den erfolgreichen Vertragsabschluss mit einer üppigen Feier, die später unter der Bezeichnung Hochzeit in die Geschichte eingehen sollte.
Eine entscheidende Voraussetzung für die Eignung einer Frau zur Heirat war natürlich, dass sie "unberührt" war und noch nie in ihrem jungen Leben einen Mann "erkannt" hatte. Ließ sich jedoch eine Tochter mit einem Mann ein und wurde dabei erwischt, dann mussten beide mit dem Leben dafür büßen (5. Mose 22,24). Einmal natürlich zur Abschreckung, damit ihr Beispiel nicht Schule machte. Aber darüber hinaus auch auch aus ganz praktischen Gründen. Denn eine bereits gefickte Frau war als Heiratsmaterial nicht mehr zu gebrauchen und somit für ihren Vater so gut wie wertlos. Also war es besser, sie umzubringen, anstatt sie ein Leben lang durchfüttern zu müssen.
Anders sah es aus, wenn ein Mann ein noch jungfräuliches Mädchen vergewaltigt hatte. In diesem Fall sah das Gesetz vor, dass der Mann ihrem Vater als Entschädigung für den entgangenen Brautpreis "fünfzig Silberstücke" zahlen musste (5. Mose 22,29). Außerdem war er gezwungen, sie zu heiraten. Auch hier spielte es keine Rolle, was die betreffende Tochter dabei empfand. Sie gehörte eben jetzt einfach ihrem Vergewaltiger und schuldete ihm fortan den Gehorsam, den man von einer Ehefrau erwartete. Wer also nicht erst lange über den Brautpreis eines jungen Mädchens verhandeln wollte, um vielleicht am Ende eine Unsumme für sie ausgeben zu müssen, der hatte immer noch die Option, ihr aufzulauern und zu entjungfern, um sie auf diesem Weg zum Festpreis in seinen Besitz zu bringen.
Überhaupt hatte ein weibliches Wesen vor allem zu gehorchen. Zuerst ihrem Vater und später ihrem Ehemann. Und dieser wusste, wie man mit einer unwilligen Frau umzugehen hat: "Ein schönes Weib ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch die Nase" (Spr. 11,22). Anders gesagt: sie braucht von Zeit zu Zeit eine Tracht Prügel, damit sie weiß, wo ihr Platz ist und ihr Herr sich ohne Umstände an ihrer Schönheit erfreuen kann. Das erklärt vielleicht, weshalb es in vielen Teilen der Welt heute noch absolut selbstverständlich ist, dass ein Mann zuschlägt, wenn seine Frau nicht pariert. Wobei sich hier die unterschiedlichen Religionen kaum voneinander unterscheiden. Selbst im aufgeklärten Europa wurde schließlich das Züchtigungsrecht des Ehemannes erst in den 50er Jahren aus dem Gesetz gestrichen.
Der allmächtige Gott scheint also doch ein wenig an Einfluss verloren zu haben. Eine Frau einfach zu kaufen, um sie dann mit dem Stock in der Hand zu Gehorsam anzuhalten, klappt heute nicht mehr überall. Selbst unter den Bibelgläubigen gibt es nur noch ganz wenige Fundamentalisten, die sich wortwörtlich an die alten Gebote halten. In diesen Kreisen sind die Patriarchen alter Prägung allerdings noch immer lebendig und sehen es als ihr göttliches Recht an, zumindest zu Hause auf die althergebrachte Art und Weise für Zucht und Ordnung zu sorgen. Gottes Gebote sind schließlich höher als menschliche Gesetze.