Wenn er „meine" Frau sagt und es genau so meint

Jede Frau gibt sich heute emanzipiert. Und jede ist stolz auf ihre Gleichberechtigung. Sie darf dasselbe studieren, wie die Männer. Sie muss Geld verdienen wie die Männer. Sie verbringt den schönsten Teil des Tages mit Arbeit wie die Männer. Sie kann sich auf den nächsten Urlaub freuen wie die Männer. Sie hat denselben Stress wie die Männer. Sie geht abends früh zu Bett wie die Männer, damit sie vor Sonnenaufgang aufstehen kann wie die Männer.

Die meisten von ihnen finden das toll. Sie fahren ihr eigenes Auto. Sie haben ihr eigenes Einkommen, ihr eigenes Konto und ihre eigene Kreditkarte. Sie stehen auf eigenen Beinen. Sie sind von keinem Mann abhängig. Sie sind frei und mächtig stolz darauf.

Nur Kinder sind in diesem Konzept nicht vorgesehen. Die hätte man zwar gerne und die bekommt man durchaus auch. Aber eigentlich stören sie nur. Also werden die Kleinen in die Kita ausgelagert und die Großen gehen auf die Ganztagsschule. Familienleben findet am Wochenende statt. Liebesleben plant man irgendwie zwischendurch ein. Zum Beispiel am Samstag Abend, wenn die Jüngste bei Oma ist und der Sohn nach der Disko bei einem Freund übernachtet (hat er gesagt). Ansonsten lernt die nächste Generation schon von Anfang an, dass es normal ist, wenn jeder seinen Weg geht und man sich nur selten sieht.

Der Zeitgeist diktiert, dass das alles gut so ist. Es ist gut für die Frau, von einem Mann unabhängig zu sein. Gut, weil sie dann jederzeit gehen kann. Wenn die Luft raus ist. Wenn es langweilig wird. Wenn sich etwas Neues ergibt. Denn jeder Mann ist austauschbar und so ein richtiges Wirgefühl hat sie ohnehin nie zugelassen. Sie muss schließlich auf ihre Unabhängigkeit achten und darf sich nicht unterkriegen lassen. Was natürlich auch er weiß und ebenfalls stets offen war für Neues, Anderes, Vielversprechenderes

In einer Welt der Gleichberechtigten gibt es eben keine rückhaltlosen Bindungen. Man spricht von Beziehung und meint das vorübergehende Miteinander in einer Phase ähnlicher Interessen und Ziele. Man zieht zusammen, weil es praktisch ist und Geld spart. Man heiratet, weil es sinnvoll erscheint, weil Kinder im Spiel sind, weil die Bank einem Paar eher einen Kredit gewährt, oder ganz einfach weil es Steuern spart. Dabei wird die Ehe als Vertrag verstanden und die Bedingungen werden vorher ausgehandelt.

Das ist modern. Das macht man heute so.

Doch es sind längst nicht alle, die so denken. Bei weitem nicht. Das wird einem schnell bewusst, wenn man durch die Reihenhaus-Siedlungen der Vorstädte fährt. Dort trifft man sie nämlich, die Frauen der anderen Art. Sie sind zu Hause und das mitten am Nachmittag. Sie knien mit ausgebeulten Jeans und kariertem Hemd im Blumenbeet. Sie öffnen ihre Kleinwagen mit dem Einkaufskorb in der Hand. Sie kutschieren die Kids zum Kindergarten oder zur Schule. Sie sehen alles andere als gelangweilt aus, denn sie haben immer etwas zu tun. 

Frauen wie diese suchen keinen Begleiter für den nächsten Lebensabschnitt, sondern einen Mann fürs Leben. Sie wollen nicht einfach die Freundin oder Partnerin sein. Sie wollen geheiratet werden und fühlen sich wohl, wenn er entschieden und unmissverständlich „meine Frau“ sagt, wenn er von ihnen spricht. Sie brauchen einfach dieses Gefühl von Sicherheit, das gemeinsame Haus, die Familie als Lebensinhalt und Lebensaufgabe.

Und nicht wenige von ihnen haben sich mit Leib und Seele an ihn gekettet. Ohne seine Fürsorge wären sie verloren und ziemlich einsam auf dieser Welt. Ohne sein Verantwortungsgefühl würde ihre ganze heile Welt in sich zusammenbrechen. Ohne sein Einkommen müssten sie zum Amt gehen. Deshalb haben sie einen starken Mann gesucht, an den sie sich anlehnen können. Einen Felsen in der Brandung des Lebens, in dessen Schatten sie sich sicher fühlen können. Daher finden sie es richtig, dass er die Entscheidungen trifft und in seinem Haus das Sagen hat. Ihr ganzes Leben dreht sich um ihn und all ihre Gedanken kreisen um sein Wohlergehen.

Es ist kein Zufall, dass sie zusammengefunden haben, denn auch er suchte nicht die selbstständige Frau für eine gleichberechtigte Beziehung, sondern ganz einfach die Frau an seiner Seite. Eine Frau, die Führung braucht. Eine, die zu ihm aufsieht und glücklich ist, von ihm auserwählt worden zu sein. Eine Frau aus einem konservativem Haus, die auf eine strenge Jugend zurückblickt. Eine Frau mit sanftem Wesen und weiblichen Reizen, die er sich formen kann und die durchaus nichts dagegen hat in seinen Händen zu dem Weib zu werden, das seine Sinne reizt und sein Verlangen befriedigt.

Schon als sie verliebt waren, hat er ihr klar gemacht, was es bedeuten wird, im wahrsten Sinne des Wortes „seine“ Frau zu sein. Er hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie es mit einem Mann zu tun hat, den man nicht an der Nase herumführen kann. Er hat ihr versprochen, sie zu lieben und glücklich zu machen. Aber er hat auch keinen Zweifel daran gelassen, dass er stets die Zügel in der Hand behalten würde. Und dass sie nicht einmal daran denken durfte, ihn herauszufordern, ihn zu manipulieren oder gar ihn zu hintergehen. Denn eine gute Frau ist eine unterwürfige Frau. Sie hat es verdient, gestreichelt, geküsst und verwöhnt zu werden. Eine widerspenstige Frau hingegen verlangt geradezu danach, aus seiner Hand bestraft zu werden.

Wobei es einen Mann mit Durchblick erfordert, um das eine und das andere gleichermaßen zu genießen.

Dazu eine lebendige Szene aus dem Leben eines Paares mit traditionellen Rollen: "Schmerzhafter Ausklang eines Wohltätigkeitsballs"