Wenn Weiber auf die Straße gehen
Agieren, protestieren, demonstrieren, Krawall machen – die Grenzen sind fließend, weiß jeder Polizist der ins Getümmel geschickt wird, wenn die Jugend auf die Straße geht. Doch wie fühlt er sich, wenn Steine fliegen und Autos Feuer fangen? Was denkt er über die Leute, mit denen er konfrontiert wird? Vor allem, was geht ihm durch den Kopf wenn er den Schlagstock in der Hand hält und auf junge Studentinnen trifft?
Frauen schlägt man nicht, das hat man ihm seit frühester Jugend eingetrichtert. Sie sind das schwache Geschlecht, hat er gelernt. Deshalb brauchen sie Frauenparkplätze und haben Angst im Dunkeln nach Hause zu gehen. Doch ihm sind auch die anderen Stimmen nicht entgangen. Frauen sind gleichberechtigt, kann er überall lesen und hören. Sie verlangen lautstark nach Quoten und wollen Führungspositionen. Sie fordern gleiche Rechte und gleiche Bezahlung. Sie dringen in immer mehr Männerberufe vor. Sie sind sogar bei der Polizei.
Er wird daher Hemmungen haben, den Schlagstock zu erheben, selbst wenn sie ihm gegen das Schienbein tritt. Aber genau das sollte sie nicht tun. Denn das kränkt seinen männlichen Stolz und befeuert seine Wut. Und es löst Gedanken aus, die er öffentlich nicht äußern darf. Denn auch ein Polizist ist ein Mann. Er denkt wie ein Mann und verhält sich wie ein Mann. Und ein Weib, das ihm die Stirn bietet, löst bei ihm Aggressionen der ganz besonderen Art aus.
Aggressionen, denen man freien Lauf lassen kann, wenn ringsum das Chaos herrscht und keiner hinsieht. Wut, die man nicht mehr zurückhalten muss, wenn man von kreischenden Weibern umgeben ist, die sich in der Menge geborgen fühlen und jeden Mann als ihren Gegner sehen, der Uniform trägt und die Staatsgewalt vertritt.
Denn sind erst einmal die Grenzen überschritten und die Hemmungen gefallen, ist auch bei einem Polizisten Schluss mit Nachsicht und Rücksicht. Dann tritt der Prügel in Aktion, der amtliche Schlagstock, der harte Gummi, der weh tut, weil er weh tun soll. Und jeder Mann weiß, wie man den führen muss, um sich durchzusetzen. Ganz besonders, wenn es heißt, ein Weib in seine Schranken zu verweisen.
Sie begegnet ihm mit verächtlichem Blick und provozierenden Worten? Ein gezielter Schlag auf ihre Schenkel wird sie in die Knie zwingen. Sie geht zu Boden und krümmt sich vor Schmerzen? Eine willkommene Gelegenheit, sie überall da zu treffen, wo ihr Fleisch besonders üppig ist, um elastisch die Wucht des Stockes in sich aufzunehmen. Sie rappelt sich auf und versucht auf allen Vieren zu fliehen? Eine willkommene Chance, um sich gezielt mit dem Körperteil zu befassen, der sich ihm mit provozierenden Rundungen entgegenstreckt. Sie schreit um Hilfe und wimmert um Gnade? Zeit, von ihr abzulassen und sich dem nächsten Objekt der Begierde zuzuwenden.
Am Ende bleiben besiegte Weiber übrig, die noch Wochen später die Spuren am Körper tragen und ihre Lektion nicht so schnell vergessen werden. Frauen, die gelernt haben, dass ein Mann treu und fürsorglich aber auch hart und unnachgiebig sein kann. Genauso wie damals, als Vater noch den Stock nahm, um seiner Tochter zu zeigen, dass es schmerzhafte Folgen hat, sich gegen ihn aufzulehnen.
Denn ein Mann ist zu allem bereit, wenn er gefordert ist, ein schwaches Weib zu beschützen. Aber er will auch, dass sie ihn als Mann respektiert. Er verlangt, dass sie zu ihm aufsieht. Er erwartet ihre Hingabe und Dankbarkeit. Denn er ist es, der sie fickt, während sie diejenige ist, die sich ficken lässt. Er ist es, der ihr Liebe, Schutz und Geborgenheit bietet. Und er ist es, der ihr eine Lehre erteilt, wenn sie diese Fakten nicht erkennen will. Eine schmerzhafte Lehre, die Verhalten verändert und Gedanken prägt. Ganz gleich, ob die Konfrontation zu Hause stattfindet oder auf der Straße.