Erziehung nach alter Tradition
Es gibt sie noch, die Internate, in denen die alten Traditionen gepflegt und noch immer nach den altbewährten Methoden unterrichtet wird. Sie tragen große Namen mit einer langen Geschichte und liegen an abgeschiedenen Orten, umgeben von prachtvollen Parks. Dicke Mauern verhindern jeden Einblick von außen. Verschlossene Eisentore signalisieren unmissverständlich, dass hier ungebetene Gäste unerwünscht sind.
Es liegt etwas Geheimnisvolles über diesen Orten, die man in England genauso findet wie in Belgien, in Frankreich und der Schweiz. Die Menschen in der Nachbarschaft wissen, dass hier die Elite ihre Kinder erziehen lässt. Die Handwerker und Händler liefern diskret ihre Waren an und schätzen ihren Verdienst. Die Behörden schauen weg, denn mit bestimmten Kreisen legt man sich besser nicht an.
Die hier weggeschlossenen Schülerinnen sind zu einem Leben als Multimillionäre bestimmt. Sie tragen die Namen berühmter Väter, die nicht daran interessiert sind, dass ihr Aufenthalt ihrer Töchter publik wird. Denn sie legen wert auf eine standesgemäße Erziehung und die bekommt man nicht an Schulen, zu denen das gemeine Volk Zugang hat. Nicht von Lehrern, die sich an Regeln und Gesetze halten müssen. Nicht von Erziehern, die der modernen Pädagogik anhängen. Sondern von Männern, die noch die guten alten Werte vertreten und nach den seit Generationen überlieferten Prinzipien handeln. Und die heißen "ohne Fleiß kein Preis" und "wer nicht hörten will, muss fühlen".
Hier gibt es keine überfüllten Klassen und desinteressierten Lehrer, die ihren Lehrstoff abhandeln und nach Hause gehen. Hier herrscht das Prinzip der Verantwortung und jeder Erzieher ist verpflichtet, aus pubertierenden Mädchen wohlerzogene junge Damen zu machen, die sich auf dem Parkett der oberen Zehntausend zu bewegen wissen. Denn erfolgreiche Väter haben hohe Ansprüche und berühmte Familien, die im Licht der Öffentlichkeit stehen, wollen folgsame Töchter mit guten Manieren.
Und so kommt es, dass das Bild in der Regenbogenpresse meist wenig mit dem tatsächlichen Leben zu tun hat, das die vom gemeinen Volk bewunderten Menschen wirklich führen. Sie wissen nicht, was im Kopf der Präsidententochter vor sich geht, die so hinreißend Klavier spielt und die Gäste des Hauses begeistert. Sie kennen nicht die Bilder im Kopf, die ihre Erinnerung prägen. Bilder von den Tagen im Internat. Damals, als sie stundenlang üben musste, während der Klavierlehrer direkt hinter ihr stand. Er hatte diesen dünnen, schmiegsamen Rohrstock und sie war nackt bis zur Taille. Immer dann, wenn sie nicht genügend geübt hatte und er entschlossen war, sie bei jedem Misston für ihre Faulheit büßen zu lassen.