Strenge Erziehung und die Folgen



Zwar bin ich nie auf der Couch gelegen, aber das Leben hat es so gewollt, dass ich mehrere Psychologen zu meinen Freunden zähle. Und da Psychologie ein hoch interessantes Thema ist, hatte ich mit ihnen schon stundenlange Gespräche und entsprechende Einblicke in die menschliche Psyche. Warum gibt es hoch aggressive Gesellschaften und andere, in denen es weitgehend friedlich zugeht? Ist die Neigung zu Gewalt angeboren oder anerzogen? War früher alles besser, weil Kinder streng erzogen wurden? Stimmt es, dass Religion Lust töten und Gewalt fördern kann?

Eine Aussage, die ich überrascht zur Kenntnis nahm, kam von einer erfahrenen Psychologin, die eine Einrichtung für verhaltensauffällige Kinder leitet: „Ein Mädchen, das unter unerbittlicher Strenge und häufigen Schlägen aufgewachsen ist, wird sich als erwachsener Frau einen Mann suchen, der sie ebenfalls schlagen wird. Das ist quasi ein Naturgesetz, zu dem es nur ganz wenige Ausnahmen gibt.“

Eigentlich hätte ich ja vermutet, dass es genau umgekehrt ist. Eine Frau, die ihren ersten Lebensabschnitt damit verbracht hat, zu gehorchen und für Ungehorsam bestraft zu werden, müsste doch den Tag als Befreiungsschlag erleben, an dem sie ihr Elternhaus verlässt, um endlich tun und lassen zu können, was ihr gefällt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Sie wird vermutlich in einer Behörde arbeiten, wo ihre gesamte Tätigkeit darin besteht, Regeln zu befolgen und Gesetzen Geltung zu verschaffen. Und sie wird dieser Aufgabe mit äußerster Akribie nachkommen. Weil sie sich keinen Fehler erlauben kann. Und weil Regeln schließlich dafür da sind, befolgt zu werden.

Ist sie verheiratet, dann ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie eine leidenschaftliche Ehefrau abgibt, an der ein Mann seine wahre Freude hat. Natürlich, sie wird ihm geben, was ihm zusteht. Aber sie wird dabei immer wissen, was sich gehört und was nicht. Einfach nackt durch die Wohnung laufen gehört ganz bestimmt nicht dazu. Dafür gibt es schließlich einen Morgenmantel und der bleib t fest geschlossen. Sonnenbaden am FKK-Strand? Unvorstellbar. Selbst in der Sauna verhüllt sie sich mit dem dicken Badetuch, damit ja nichts zu sehen ist. Denn Nacktheit ist irgendwie unmoralisch und lüsterne Männerblicke sind einfach nur widerlich. Selbst dem eigenen Mann zeigt sie sich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Dass ihre Mutter Sex mit ihrem Vater hatte, kann sie sich nicht wirklich vorstellen. Und dass man dabei Befriedigung finden, Lust haben oder gar vor Geilheit schreien kann, wird ihr kaum in den Sinn kommen. Schließlich ist sie keine Hure. Sie ist eine anständige Frau und weiß sich zu beherrschen.

„Die meisten Religionen sind lustfeindlich,“ erklärte mir ein Freund, der als Psychotherapeut sein Geld verdient. Bibel und Koran stammen aus derselben Zeit und wurden in derselben Region geschrieben. Es sind Männerbücher und Frauen kommen darin lediglich als der Besitz eines Mannes vor. So war das eben bei Wüstenvölkern. Und so lesen es die Gläubigen noch heute und nicht wenige von ihnen halten es für Moral, dass Sex vor der Ehe verboten ist. Die besonders strenggläubigen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie finden in den Seiten der alten Bücher Zitate, die angeblich genau festlegen, was man tun darf und was nicht, was moralisch ist und was als Sünde gilt.

Solche Menschen können ohne ihre Bibel oder ihren Koran nicht leben. Sie lesen darin wie in einem Gesetzbuch. Sie führen ein Leben nach Gottes Geboten. Je größer der Einfluss der Religion auf ihr Leben, desto lustfeindlicher ist dieses Leben und desto mehr wird es von Regeln und Verboten, Strafen und Gewalt geprägt. Das fängt mit häuslicher Gewalt an, denn wer gesündigt hat, muss büßen und wer nicht hören will, muss fühlen. Selbst in Deutschland war die körperliche Züchtigung der Ehefrau bis in die 60er Jahre hinein von Gesetz wegen ausdrücklich erlaubt. Die Züchtigung von Kindern sowieso.

Kinder, so die einhellige Auffassung in Deutschland in einer Zeit, als die Religion noch großen Einfluss hatte, musste man streng erziehen, wenn etwas aus ihnen werden sollte. Davon waren Eltern genauso überzeugt, wie der Pfarrer oder der Lehrer. Hatten sie sich in der Öffentlichkeit daneben benommen, konnte es durchaus passieren, dass sie von einem Wildfremden eine Ohrfeige bezogen. Aber das war kaum der Rede wert. Denn viel schlimmer war es, wenn man zu Hause davon erfuhr. Dort herrschte nämlich der Lederriemen des Vaters, während der Schulalltag vom Rohrstock des Lehrers bestimmt wurde.

Eine Tracht Prügel hat schließlich noch niemand geschadet, so die einhellige Meinung und viele sind auch heute noch der Meinung, dass man die Jugend härter anfassen müsse, um der zunehmenden Kriminalität Herr zu werden. Dabei sagt die Realität eigentlich genau das Gegenteil aus. „Es gibt eine umfassende amerikanische Studie, bei der unterschiedliche Ethnien untersucht wurden, um herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Religion, Erziehung und Aggressivität gibt. Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache und die ist völlig anders als man vermuten würde.“

So hat man zum Beispiel herausgefunden, dass Kinder in säkulären Gesellschaften, in denen Religion nur eine Nebenrolle spielt, Kinder wesentlich mehr Nachsicht und Zuwendung erfahren und nur äußerst selten körperlich diszipliniert werden. Als Erwachsene neigen diese dann deutlich weniger zu Kriminalität. Mord ist äußerst selten und alle Formen von Gewalt liegen weit unter dem Durchschnitt. Strikte Moralvorschriften und die damit verbundene rigide Verfolgung von Fehlverhalten gibt es hier nicht. Sex gilt als Privatsache und wird vor allem als Ausdruck von Lust und Zuneigung angesehen. Die Geschlechter pflegen einen eher lockeren Umgang miteinander

Ganz anders sieht es in Gesellschaften aus, die von aggressiven Gottesvorstellungen geprägt sind. Körperliche Zuwendung zu Kindern ist hier genauso gering ausgeprägt, wie die Tendenz, Kinder mit Nachsicht und Fürsorge beim Heranwachsen zu unterstützen. Besonders in muslimischen Gesellschaften kommt dazu, dass die Frau grundsätzlich als Besitz des Mannes gesehen und entsprechend unterdrückt wird. Hier ist Polygamie genauso üblich ist, wie offene und versteckte Formen von Sklaverei. Die Sexualität ist streng geregelt und außerehelicher Geschlechtsverkehr steht unter Strafe. Gleichzeitig herrscht hier eine starke Klassentrennung vor, Kriminalität und gewalttätige Auseinandersetzungen bis hin zu Mord und Folter sind alltäglich.

Anders ausgedrückt: Islam und Christentum befürworten insgeheim Gewalt, die bereits bei der Kindererziehung anfängt und zum prägenden Element des gesamten Lebens wird. Hier wachsen Menschen heran, die ein eher lustfeindliches Denken in sich tragen, beim Sex zu aggressivem Verhalten neigen und Gewalt grundsätzlich nicht verurteilen. Das bestätigt auch eine Untersuchung unter amerikanischen Studenten.

Diejenigen, die Gewalt billigten, sind auch der Meinung, dass es für ungehorsame Kinder kein besseres Mittel gibt, als eine harte körperliche Strafe. Bestrafung und Schmerzen stärken die Moral und tragen zur Bildung eines starken Charakters bei. Körperliche Bestrafung sollte daher nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule erlaubt sein. Pornografie ist OK und besonders sadistische Varianten stehen im hohen Kurs.

Im von religiösem Fundamentalismus geprägten Amerika trifft natürlich auch sexuelle Lust auf Ablehnung. Studenten, die diese Einstellung vertreten sind auch gegen vorehelichen Geschlechtsverkehr. Sie sind der Meinung, dass Nacktheit in der Familie einen schädlichen Einfluss auf die Kinder hat. Und Prostitution sollte schlicht und einfach verboten werden. Bezeichnend die häufig angekreuzte Aussage „Ich finde Alkohol öfter, als ich einen Orgasmus erlebe“.

Die gesamte Studie kann hier nachgelesen werden.