Verwöhnte Kids schlagen über die Stränge

„Reichen-Kinder greifen Polizei an“, konnte man im August 2020 in der Hamburger Ausgabe der „Bild“ lesen. Es ging um eine nächtliche Party an der vornehmen Elbchaussee und die Kids der dort wohnenden Familien, dir wohl denselben Spaß haben wollten, wie die Gleichaltrigen aus dem Ghetto, und mal eben einen Streifenwagen der Polizei demolierten. „Sowas hätte es früher nicht gegeben“, meinte dazu ein Rentner, der nicht genannt werden will. „Früher wären die alle im Erziehungsheim gelandet,“ kommentierte ein Anderer.

Man schreibt den Corona-Sommer 2020. Die alljährliche Flugreise ins Sommervergnügen ist dieses Mal ausgefallen. Selbst der Hamburger Ostseevorort namens Timmendorfer Strand war keine Option, denn da tummelt sich ja bereits das gemeine Volk, das dieses Jahr das Land nicht verlassen darf.. Was tun also die Teenies reicher Eltern, die eigentlich noch nie etwas getan haben, außer sich gegenseitig mit dem neuesten iPhone und den angesagtesten Markenklamotten zu übertrumpfen? Ganz klar, sie wissen nichts mit sich anzufangen.

Wobei die Langeweile nicht erst mit den Schulferien begann. Eigentlich setzte sie schon viel früher ein. Vor Monaten nämlich, als die Schulen geschlossen wurden und überforderte Lehrer sich damit abmühten, per eMail Kontakt zu den Schülern zu halten. Klassenarbeiten gab es folglich nicht. Noten auch nicht. Hausaufgaben hat niemand überprüft. Und das Zeugnis war eigentlich Makulatur. Und weil Teenies eben Teenies sind, haben sie eben irgendwann angefangen, aus lauter Langeweile Blödsinn zu machen.

Zum Beispiel in jener Nacht, in der verwöhnte Kids in bester Partylaune von der Polizei gestört wurden, die dem Treiben aus bisher unbekannten Gründen ein Ende bereitete. Die Uniformierten trafen auf eine Handvoll Teenies, die tatsächlich meinten, sich der Staatsmacht widersetzen zu müssen. Einige von ihnen beendete die Nacht in Handschellen. Ein völlig verstörtes Mädchen soll dabei laut nach seiner Mama gerufen haben.

Doch was soll ihnen schon passieren. Man wird sie in eine Ausnüchterungszelle stecken, am nächsten Morgen werden ein paar Rechtsanwälte auftauchen und das war’s dann auch schon. Ob es zu einer Anklage kommt, ist fraglich und selbst wenn sich irgendwann ein Richter mit dem Vorfall beschäftigen sollte, mehr als ein paar Sozialstunden haben die Früchtchen wohl nicht zu befürchten.

Vor zwei Generationen wäre das Ganze völlig anders ausgegangen. Eine minderjährige Tochter, die von der Polizei aufgegriffen wurde, das galt damals als der Skandal schlechthin. Die Polizei hätte sie auch nicht mit aufs Revier genommen, sondern direkt ihren Eltern überstellt. Statt einer Anzeige hätte es eine Verwarnung gegeben - für die Eltern natürlich, denn die waren schließlich für das junge Huhn zuständig. Eine Gerichtsverhandlung hätte es nie gegeben und eine Strafe wäre nie verhängt worden. 

Kindererziehung galt damals als reine Elternsache und bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr galten Töchter eben noch als Kinder. Und ein Mädchen, das man nachts betrunken in einem Park aufgegriffen hatte, hätte daraufhin ganz bestimmt ein heftiges Stück Erziehung erfahren. „Meine Mutter hätte mich bis zum Bauchnabel nackt gemacht,“ wusste Oma noch zu berichten. „Und Vater hätte den Lederriemen geholt.“ Häusliche Strafe wurde eben in der Zeit zwischen den Kriegen an Ort und Stelle vollzogen. Und was die Form anging, hatte jeder Vater seine eigenen Vorstellungen. Ganz besonders bei den Mädchen, die man ganz besonders streng erziehen musste. Schließlich konnten nur sie schwanger werden und damit der ganzen Familie Schande bringen.

Es ist daher ein Märchen, wenn behauptet wird, nur Jungs wären früher mit dem Stock erzogen worden. In Wirklichkeit ging es den Mädchen genauso. Mit dem Unterschied, dass sie in der Regel gehorsamer waren und seltener nach einer Tracht Prügel verlangten. Wenn die aber angesagt war, dann erging es ihnen ganz besonders schlimm. Dafür sorgen nicht nur die Mütter, die auf die gleiche Weise erzogen worden waren und daher nichts anderes kannten. Auch die Väter holten ganz besonders weit aus, wenn es ein weiblicher Po war, den sie unter ihren Hieben zum Tanzen brachten. Nicht nur, weil sie Väter waren. Sondern weil in jedem Vater auch ein Mann steckt und der empfindet eine geradezu natürliche Zufriedenheit dabei, wenn er es einem Weib mal wieder so richtig zeigen kann. 

Eigentlich gab es das ja damals gar nicht, dass sich eine minderjährige Tochter nachts draußen herumtrieb und mit der Pulle in der Hand mit den Jungs herumknutschte. Jungs durften sich betrinken. Das gehörte irgendwie zum Erwachsenwerden und dafür hatte auch jeder Vater Verständnis. Doch ein Mädchen hatte spätestens mit Einbruch der Nacht zu Hause zu sein. Ohne Ausnahme und ohne Wenn und Aber. War sie das nicht, dann unterstellte man ihr automatisch unzüchtige Handlungen und das brachte strenge Väter erst richtig in Wallungen.

„Ich hatte mich heimlich ins Haus geschlichen,“ so der Bericht eines jungen Mädchens, der irgendwo auf die vierziger Jahre datiert wird. „Es war alles still und ich war erleichtert, dass mein Ausbleiben offensichtlich unbemerkt geblieben war. Ich ging also in mein Zimmer, um mich schnell auszuziehen. Als ich jedoch gerade dabei war, mir das Nachthemd überzustreifen, ging das Licht an. Ich hatte im Dunkeln gar nicht mitbekommen, dass mein Vater im Zimmer war. Er saß auf einem Stuhl direkt neben dem Lichtschalter und sah mich an. Auf der Kommode neben ihm lag eine frisch geschnittene Weidenrute. Er stand auf, griff nach dem Saum meines Nachthemds und zog es mir mit groben Handgriffen über den Kopf. Nackt wie ich war, warf er mich auf das Bett.“

Wie gesagt, eine gehorsame Tochter streunte nicht bei Dunkelheit draußen herum, sondern kam nach Hause, wann es sich gehörte. Und sie war eben nicht gehorsam. Sie war eine Streunerin. Sie verdiente es, bis aufs Blut geschlagen zu werden. Nur so würde sie ihre Lektion lernen und nur so war sichergestellt, dass sie ihren Fehltritt so schnell nicht wiederholen würde.

„Er hat mich an dem Abend verdroschen, wie er es noch nie getan hatte. Mein Po, meine Schenkel, mein Rücken waren vollständig mit Striemen übersät. So eine Weidenrute ist gnadenlos und es geht selten ab, ohne dass dass einzelne Striemen aufplatzen und kleine Blutstropfen hervortreten. Wobei er besonders meinen Hintern bearbeitet hat und ich tagelang nicht sitzen konnte, ohne die Nachwirkungen zu spüren.“

Wer damals ein Mädchen zur Frau nahm, konnte davon ausgehen, dass sie eine strenge Kindheit hinter sich hatte und von ihren Eltern buchstäblich zu einem gehorsamen Mädchen gepeitscht worden war. Es gab keinen Vater, der seine Tochter nicht bis ins heiratsfähige Alter mit der Rute heimgesucht hatte. Oder mit dem Rohrstock. Oder mit dem Lederriemen. Meist waren die Mütter für die kleineren Vergehen zuständig. Ein Widerwort und es setzte auf der Stelle eine Ohrfeige. Zu viele Fehler am Klavier üben und sie muste zum Spielen Rock und Höschen ablegen, damit der Kochlöffel ungehindert sein Ziel erreichen konnte. Zu lange auf dem Schulweg getrödelt und sie trug bereits zwei drei Striemen auf den Schenkeln, noch bevor sie zum Mittagessen platznehmen konnte. 

Ein Mädchen, das mit wenig Lob und viel Tadel großgezogen worden war, hatte genau die Eigenschaften, die sich ein Ehemann wünschte. Sie würde wenig erwarten und viel geben. Sie war glücklich, wenn er sie begattete und ließ es mit zusammengebissenen Zähnen geschehen, wenn er seinen Gürtel aus der Hose schleifte. 

Im Vergleich dazu leben Männer heute einfach in der falschen Zeit.