Frauen, die solche Geschichten lesen

Meine erste Spanking-Geschichte entstand irgendwann Anfang der 70er Jahre. Damals tippte ich sie noch auf der Schreibmaschine und bezog meine Anregungen aus Magazinen wie Janus oder Kane, die aus England in die Regale der deutschen Pornoshops fanden. Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen und so entstand eine ganze Sammlung an Geschichten und Romanfragmenten, die irgendwann zu Büchern wurden und noch werden.

Damals war übrigens der Begriff "Spanking" hierzulande noch völlig unbekannt. Man sprach hölzern von "Flagellantismus", ein Begriff, der von irgendwelchen Büßermönchen abgeleitet war, die der Meinung waren, sich für ihre ererbte Sünde immer wieder geißeln zu müssen. Die nannte man Flagellanten und der Gedanke von Sünde und Sühne war von Anfang an das Leitmotiv von Menschen, die darin auch einen gewissen sexuellen Reiz sehen.

Irgendwann hatte die PC-Tastatur den Platz der guten alten Olympia eingenommen, einer der ersten Scanner hatte die alten Manuskripte in elektronische Form gebracht und in meinem PC gab es einen Ordner mit der harmlosen Bezeichnung "Flag", deren Bedeutung nur mir bekannt war. Vor meiner Umwelt hielt ich meine heimliche Neigung nämlich sorgfältig verborgen, denn irgendwie schätzte ich mich doch als "pervers" ein, auch wenn mich deswegen keine Schuldkomplexe plagten.

Eigentlich war für mich viele Jahre lang eine Sache klar: Ein Weib übers Knie zu legen, um ihm nach Großvaters Art den Arsch zu versohlen, war eine typische Männerfantasie. Es erschien mir irgendwie naturgegeben, dass hier der Mann hier den aktiven Part hatte, während der Platz der Tochter, der Geliebten oder der Ehefrau am empfangenden Ende des Stockes, des Riemens oder der Peitsche war. War es nicht früher so, dass der Vater die Respektsperson im Hause war und die Mutter drohend die Worte aussprach: "Warte nur, bis Vater nach Hause kommt"? Von der Mutter hatten doch unsere Eltern bestenfalls eine Ohrfeige bezogen. Die richtige Tracht Prügel, die gab es jedoch aus Vaters Hand. Schließlich war er der Herr des Hauses. Und bis in die 50er Jahre hinein hatte er sogar das Recht, seine Frau zu züchtigen, wenn er Grund dafür sah.

Als ich daher vor ein paar Jahren daran ging, meine Erzählungen, Episoden und Geschichten zu Büchern zusammenzufassen und der Szene anzubieten, ging ich eigentlich davon aus, dass sich meine Leserschaft vor allem aus Männern zusammensetzen würde.

Umso überraschter war ich, dass gut drei Viertel meiner Leserschaft aus Frauen bestand. Auch Leserbriefe trugen meist den Absender einer Frau und ich hatte mit zahlreichen Leserinnen einen regen Gedankenaustausch. Überrascht war ich vor allem, weil sich meine Titel ja nicht um eine irgendwie spielerische Variante der sexuellen Beziehung zwischen Menschen handelt, die irgendwie gleich ticken, sondern es hier ausschließlich um echte Bestrafungen geht. Um das alte Bild von Schuld und Sühne also. Um Männer, die bestimmen, wo's langgeht und Frauen, die sich zu fügen haben, sonst ...

Das ist ganz offensichtlich keine reine Männerfantasie, sondern in einem hohen Umfang auch ein weibliches Bedürfnis.
Wer mir schreiben will, kann das übrigens ganz disket per Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! tun. Ich werde auch niemand outen.