Sie schreien förmlich danach
Jede Zeit hat ihre Verrücktheiten und vor allem junge Leute fahren darauf ab. Es passiert in der Phase ihres Lebens, in der sie gegen die Erwachsenen rebellieren und alles tun, um zu provozieren und ihre Grenzen auszuloten. Und es ist das Zeichen einer Welt, die keine Regeln mehr kennt und jeder als intolerant verteufelt wird, der dem gängigen Trend nichts abgewinnen kann.
Zerrissene Jeans hatten wir schon einmal. Damals sprach man vom used look und je zerschlissener die Faser, desto gelungener war das Ergebnis. Da schimmerte dann schon mal nackte Haut durch das strapazierte Gewebe und ausgefranste Risse erzeugten die Illusion, dass es bei der Trägerin um eine ganz Wilde handelt, die auf Bäume geklettert ist und in Maschendrahtzäune überwunden hat. In Wirklichkeit war es meist nur eine übermütige Göre, deren Wildheit allein darin bestanden hatte, sich in der richtigen Boutique für das verwegenste Paar Jeans entschieden zu haben.
Früher hätte es eine Tracht Prügel gesetzt, wenn die Tochter mit zerrissener Kleidung nach Hause gekommen war. Doch Prügel sind schon lange nicht mehr angesagt. Mit dem Ergebnis, dass junge Mädchen so gut wie keine Schranken mehr kennen.
Ältere Damen in der Straßenbahn schütteln zwar entrüstet den Kopf, wenn ein junges Ding zusteigt, das jedermann großzügige Blicke auf ihr entblößtes Hinterteil gewährt. Doch sie haben nicht mehr den Mut, der betreffenden mit einer Ohrfeige den richtigen Weg zu weisen. Denn so etwas tut man nicht mehr. Dafür kann man sogar entrüstete Eltern auf den Plan rufen und am Ende angezeigt werden.
Der used look ist mittlerweile zum torn look avanciert. Wo früher lediglich blanke Haut durchblitzte, werden heute ganze Arschbacken freigelegt und die feilgebotenen Einsichten reichen bis knapp an die Schamgrenze heran. Besonders geil ist es, wenn man unschwer sehen kann, welche Unterwäscher das Früchtchen trägt. Das heißt, wenn man einen dünnen Bindfaden reduzierten String-Tanga überhaupt noch als Unterwäsche bezeichnen möchte.
Kann man einem Moslem verübeln, dass er ein junges Weib, das sich derart in der Öffentlichkeit zeigt, als als öffentliches Mädchen ansieht, das für Jedermann zur Verfügung steht? Wohl kaum. In seiner Heimat wäre so etwas unvorstellbar gewesen. Die einzigen Männer, die das Recht haben, sie nackt zu sehen, sind nämlich ihr Vater und ihr Ehemann. Ersterer, um sie in der Privatsphäre des eigenen Hauses zu züchtigen und letzterer, um sich ihrer weiblichen Rundungen und diversen Körperöffnungen zu erfreuen.
Aische aus der Nachbarschaft habe ich nur einmal mit einer Jeans gesehen, bei der man sich wunderte, wie der verbliebene Stoff überhaupt noch in der Lage ist, das zerfetzte Gebilde zusammenzuhalten. Vermutlich ist ihr modischer Ausrutscher zu Hause nicht unbemerkt geblieben. Auf jeden Fall war mir der Anblick nie wieder vergönnt. Sie trägt zwar immer noch Jeans. Aber darüber trägt sie einen weiten Rock, der die Einzelheiten ihrer Anatomie bestenfalls erahnen lässt. Wie ich ihren Vater kenne, hat sie eine ordentliche Tracht Prügel bezogen, während er ihr die Bedeutung des Ansehens eines jungen Mädchens für die Ehre der Familie eingebleut hatte. Ich weiß, er hat diesen von der Rinde befreiten Haselnussstock und er hat mir gesagt, dass der ausschließlich für seine Töchter da sei.
Wobei diese Verrücktheit der Mode auch vor älteren Frauen nicht halt macht. Erst kürzlich konnte ich eine Mutter sehen, die mit der Linken ihren Kinderwagen vor sich herschob, während sie mit der Rechten ihr Smartphone bediente und mit ihren Freundinnen kommunizierte. Sie war keine wirkliche Schönheit mehr. Ich dachte mir daher, dass die gelegentliche Sicht auf aufblitzendes Fleisch vermutlich ihr letzter Versuch war, Männerblicke auf sich zu lenken. Irgendwie scheint es eben in der Natur des Weibes zu liegen, sich in Szene zu setzen und Aufmerksamkeuit zu erregen. Wobei die ganz jungen unter ihnen ganz offensichtlich Spaß daran haben, mit dem Feuer zu spielen. Denn was sie tun, ist nichts anderes als das uralte Spiel nach dem Motto "ich weiß, du willst mich haben, aber du kriegst mich nicht".
Deshalb hält sich auch mein Mitgefühl in Grenzen, wenn mal wieder eine von ihnen an den Falschen geraten ist. Oder war es der Richtige? Auf jeden Fall war es ein Mann, der ihre Absichten sehr wohl erkannt hat und ihren Widerstand einfach nicht mehr ernst nehmen konnte.