Ein Gürtel ist weit mehr als ein Accessoire
Jeder richtige Mann trägt eine Hose. Und zu jeder Hose gehört ein Gürtel. Manchmal ist es ein korrekter Business-Anzug und der Gürtel ist schmal und elegant. Manchmal ist es eine Freizeithose, die von einem deutlich breiteren Exemplar gehalten wird. Aber ein richtiger Gürtel ist immer aus Leder. Meist ist es gegerbtes Rindsleder, das anfangs recht steif ist, aber im Laufe der Zeit des Tragens immer geschmeidiger wird. Nach einigen Jahren hat so ein Gürtel zwar viel von seinem Glanz eingebüßt und wird durch einen neuen ersetzt. Aber sein Leben muss damit noch nicht zu Ende sein. Denn ein abgetragener, verschlissener, schön geschmeidig gewordener Ledergürtel ist eigentlich zu schade, um einfach weggeworfen zu werden.
Früher tat man das auch nicht. Vor zwei, drei Generationen erhielt ein ausgemusterter Ledergürtel sogar einen Ehrenplatz im Haus. Denn er war zwar alt und unansehnlich geworden. Aber er war das sichtbare Zeichen dafür, das ein Mann im Haus ist. Mehr noch: Er war ein Symbol seiner Macht und Autorität. Eine Warnung an alle, dass dieser Gürtel zwar nicht mehr dazu dient, eine Hose an ihrem Platz zu halten, aber eine andere und nicht weniger bedeutende Aufgabe hat.
Dahinter steckt eine ganz einfache Tatsache: Früher galt der Mann als Herr des Hauses. Niemand stellte seine Autorität in Frage. Was er sagte, hatte Gewicht. Was er bestimmte galt als Gesetz. Und er hatte durchaus das Recht, diesem Gesetz Geltung zu verschaffen. Sowohl seine Frau als auch seine Kinder unterlagen seinem Züchtigungsrecht. Ein richtiger Mann war damals ein dominanter Mann, der als Ehemann respektiert und als Vater gefürchtet wurde. Und er hatte den alten Gürtel immer griffbereit.
Heute ist Dominanz zwar eine Eigenschaft, die hoch angesehen wird – schließlich sind es Männer, die durchzusetzen wissen, die Karriere machen und Erfolg im Leben haben. Doch in seinen eigenen vier Wänden kann er seine Wesensart längst nicht mehr ausleben. Das kann er bestenfalls noch in diskreten SM-Zirkeln. Denn seine Machtmittel hat er verloren. Der ausgediente Ledergürtel landet im Müll. Frau und Kinder müssen ihn nicht mehr fürchten.
Mittlerweile ist eine ganze Generation an jungen Menschen herangewachsen, die nie Schläge gespürt haben. Keinen Klaps. Keine Ohrfeige. Und einen Ledergürtel erst recht nicht. Das mag seine positiven Seiten haben, denn Macht hat auch immer etwas mit Missbrauch zu tun. Doch es hat auch zu einer Generation geführt, die sich nichts mehr sagen lässt und nur noch die eigenen Vorteile als Maßstab kennt. Frauen, die aus einer Beziehung in die andere schlittern, weil sie den perfekten Partner suchen statt den richtigen Mann. Männer, die sich nicht mehr binden wollen, weil sie keinen Bock auf Familienstress haben. Kinder, die in ständig wechselnden Patchwork-Familien aufwachsen oder nicht erst geboren werden.
Dabei gibt es sie durchaus noch und es sind weitaus mehr als an der Oberfläche sichtbar wird: Frauen, die sich nach wie vor nach einem starken Mann sehnen. Ein Mann, der klare Vorstellungen hat und genau weiß, was er will. Einer, der sie an der Hand nimmt und ihr sagt, wo es langgeht, der sich nicht um den Finger wickeln lässt und ihr auch mal eine Abreibung verpasst, wenn sie nicht spurt. Ein Mann, der ihr Halt im Leben gibt. Weil sie sich auf ihn verlassen kann. Weil er sie vor Dummheiten bewahrt und ihre emotionale Weiblichkeit durch männliche Vernunft und Rationalität ersetzt.
Solch ein Mann ist der Herr im Haus. Aber er ist nie ein Schläger. Seine Frau wird von ihm zwar Schläge beziehen, wenn ihr Verhalten geradezu danach schreit. Aber sie wird nie ein blaues Auge davontragen. Sie wird nie mit Fäusten traktiert werden und mit Rippenbrüchen im Krankenhaus landen. Sie wird genau wissen, weshalb sie Prügel bezogen hat. Denn er kennt den Unterschied großen zwischen primitiver Gewalt und kontrollierter Bestrafung.
Und genau da kommt er wieder ins Spiel, der zerschlissene alte Ledergürtel. In einem Haus mit echtem Haushaltsvorstand wird er noch gebraucht und er hängt an einem Ort, an dem ihn jeder vor Augen hat. Als Zeichen dafür, dass es in diesem Haus noch einen richtigen Hausherrn gibt. Und dass die Frau allein um des Mannes Willen da ist. Denn ohne ihn ist sie unvollkommen. Ohne seinen Halt ist sie verloren auf dieser Welt. Und ohne seine strafende Hand wird sie nicht wissen, wo ihr Platz im Leben ist.
Rein physisch gesehen ist ein alter Ledergürtel lediglich ein Streifen dicken Rindsleders. Seine Geschmeidigkeit macht ihn ideal um zu bestrafen ohne zu verletzen. Er ist wie gemacht für zwei entblößte Hinterbacken, deren fleischige Masse jeden Hieb aufsaugen, ohne dabei dauerhaft Schaden zu nehmen. Sein Biss ist schmerzhaft und die beste Sühne für jedes vergehen. Seine Anwendung verlangt ihre ausdrückliche Zustimmung, denn sie muss sich dafür entblößen oder aber zulassen, dass Ihr Mann und Herr dies selbst tut. Dabei trifft männliche Dominanz auf weibliche Demut und seine Herrschaft auf ihre willige Unterwerfung.