Was Jungs schon im Sandkasten lernen
Mädchen sind zarte Wesen. Ein Mädchen darf man nicht schlagen. Das predigt jede Mutter ihrem Dreijährigen und gibt sich ganz entrüstet, wenn klein Thorsten den Sandkasten betritt und sich nicht daran hält. Mädchen sind doof, das hat der angehende Mann nämlich schon früh im Leben gelernt. Und wenn sie mit Sand werfen, dann kriegen sie eben eine aufs Maul.
Na ja, manchmal sind Jungs etwas grobmotorisch. Auch denken sie nicht lange nach, wenn man sie ärgert und sie das Problem aus der Welt schaffen wollen. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass die kleine Lisa die Sandschaufel zu spüren bekommt, wenn sie nicht aufhört, zu nerven. Hat er sie bei seiner Abwehrreaktion zufällig im Gesicht erwischt, gibt es eben eine Beule und sie wird umgehend in die Mädchenrolle fallen. Mädchenrolle? Genau, sie wird nicht einfach klein beigeben und einsehen, dass eigentlich sie es war, die angefangen hat. Sie wird das schwerverletzte kleine, unschuldige Mädchen spielen und laut kreischend zu Mama rennen.
Die Mädchenmama wird dann der Jungenmama einen giftigen Blick zuwerfen und erwarten, dass diese den gemeingefährlichen Kerl umgehend aus dem Sandkasten entfernt. Tut sie es nicht, gibt es Krieg und es sind im Handumdrehen drei Weiber, deren entrüstetes Kreischen die Luft zum schwingen bringt.
Klein Thorsten wird das wenig stören. Sie hat angefangen, steht für ihn fest. Und wer anfängt, ist schuld, wenn es zum Streit kommt. Also wird er seelenruhig seinen Plastikbagger bedienen und die Männerrolle spielen. Und er wird zufrieden sein, sich gewehrt zu haben. Immerhin ist die Nervgöre jetzt weg und er hat den Sandkasten für sich.
Das sind die Momente, in denen kleine Jungs ganz wichtige Lektionen fürs Leben lernen. Zum Beispiel die, dass Mutter eine Frau ist und daher immer auf der Seite der Mädchen ist. Und die, dass sich ein Mann wehren muss, auch wenn sein Gegner eine Gegnerin ist und so ein dämliches Kleidchen trägt, unter dem man ständig ihre Unterhose sieht.
Leider sind viele Jungs nicht in der Lage der ständigen Indoktrination zu widerstehen und Mädchen als das schwache Geschlecht zu sehen, das verwöhnt, verhätschelt und geliebt werden muss. Was sie bis zur Pubertät schon zigtausend Mal gehört haben, hinterlässt eben irgendwann tiefe Merkspuren im Gehirn. Später wird aus Mamas gehorsamen Jungen der Streber, der gute Noten nach Hause bringt, aber viel zu schüchtern ist, ein paarungsfähiges Mädchen auch nur anzusprechen. Während der Rabauke aus dem Sandkasten längst zum Mädchenschwarm geworden ist und die halbe Klasse durchgevögelt hat, guckt Mamas Liebling bestenfalls Pornos und übt sich in Autoerotik.
Ein paar Jahre später heiratet er dann eine, die Mutter für gut befunden hat, auch wenn sie bei weitem sie nicht mit der Evelyn aus der Nachbarklasse vergleichbar ist, die jahrelang der heimliche Star seiner feuchten Träume war. Noch ein Jahr und er wird einen Kinderwagen schieben, in dem das Faustpfand liegt, mit dem sie ihn für alle Zeiten von ihm abhängig gemacht hat. Denn eine Scheidung mit Kind ist teuer, das weiß sie ganz genau und ein Muttersöhnchen wie er wird diesen Preis nie bezahlen wollen. Dafür wird sie ihn im Regen stehen lassen, falls er auf die Idee kommen sollte, ihren schwangerschaftsgezeichneten Körper zu verschmähen und neue Lust bei einem Seitensprung zu schöpfen. Dann wird er büßen müssen, oder besser gesagt zahlen, und sie wird die alleinerziehende Mutter spielen, die das Mitleid ihrer weiblichen Umgebung genießt.
Wobei das mit den zarten, unschuldigen Mädchen ohnehin eine Erfindung der Neuzeit ist. Mädchen waren nämlich noch nie unschuldige Wesen, die niemand etwas zuleide tun können. Wenn man ihnen die Chance gibt, können sie sogar noch brutaler und rücksichtsloser sein als jeder ach so toxische Mann. Nicht nur brutal, sondern auch heimtückisch, denn ihre weiblichen Gene haben die weibliche Version der Menschheit zu wahren Meisterinnen der Intrige gemacht. Sie haben es einfach drauf, mit einem Lächeln auf den Lippen alles zu tun, um ihre Widersacher auszuschalten und zu bekommen, was sie wollen. Ein gefügiges Muttersöhnchen zum Beispiel.
Nur wenige Männer durchschauen dieses Spiel, was wohl ebenfalls auf die ständige Propaganda zurückzuführen ist. Die kann man nämlich in allen Medien nachlesen und sie besagt, dass der Frauen eigentlich die besseren Menschen sind, die von den bösen Männern über Jahrtausende hinweg unterdrückt wurden. All die Mainstream-Typen glauben diese Sprüche. Schließlich ist alles andere sexistisch und man will schließlich nicht Opfer der #metoo Weiber werden, die sich in ihrer Opferrolle gefallen, weil sie irgendwann einmal für einen Entscheider die Beine breit gemacht haben, ohne dass der ihnen die gewünschte Filmrolle oder auch nur Beförderung gegeben hat.
Wer schon immer die wahren Absichten des Weibes erkannt hat, ist die Heilige Kirche. Ihre führenden Köpfe haben schon vor Jahrhunderten erkannt, dass es besser ist, kein Weibervolk in ihren Reihen zu dulden. Sie sind sogar so weit gegangen, sich mit aller Konsequenz von allen weiblichen Verführungen fernzuhalten. Na ja, zumindest nach der Außendarstellung. War es nicht Eva, die den treuherzigen Adam verführt hatte? Sollte man daher nicht jedem Weib die schlimmsten Absichten unterstellen?
Im Mittelalter war man zumindest fest überzeugt davon. Das war dann auch die Zeit, in der weder kleine Mädchen noch erwachsene Weiber geschont wurden. Ganz im Gegenteil, die Männer setzte alles daran, ihren Töchtern die Keuschheit einzuprügeln und ihre Frauen unter der Knute zu halten. Gehorsam war damals das entscheidende Wort, das jede Tochter lernte. War sie gehorsam, dann wurde zärtlich gestreichelt. Muckte sie auf, dann holte Vater die Rute hervor und ihr Kreischen war weithin zu hören. Dabei war es äußerst hilfreich, dass junge Mädchen damals Kleider trugen. Kleider und sonst nichts. So ein Kleid ließ sich nämlich mit einem Handgriff hochschlagen und schon konnte man die Rute anwenden, dass es nur so fetzte. Was natürlich auch auf die eigene Ehefrau zutraf und auf die Mägde im Haus natürlich auch.
Für Männer war es eine großartige Zeit. Der Herr im Haus war wirklich noch ein Herr und das Weibervolk hatte zu kuschen. Wer nicht gehorchte oder gar Aufsässigkeit zeigte, wurde kurzerhand nackt gemacht und gezüchtigt. Manchmal sogar öffentlich zur Warnung an all die anderen Weiber. Dafür hatte man sogar eigens den Pranger erfunden. Er sorgte dafür, dass Kopf und Arme des Weibes fixiert waren, während die Ärmste eine gebeugte Stellung einnahm und nichts dagegen tun konnte, wenn ihr der Rock hochgehoben und der Hintern freigelegt wurde.
So eine öffentliche Züchtigung war ein wahres Spektakel, das niemand verpassen wollte. Daher fand sie auch auf dem Marktplatz statt, wo jeder beobachten konnte, wie man einem Weib Manieren beibrachte, während sie sich schreiend unter den Hieben eines Mannes wand, der die Autorität besaß, sie zurechtzuweisen.
Wer sich mit Geschichte auskennt, der weiß auch, dass das Züchtigungsrecht des Mannes irgendwann sogar Einzug in die weltlichen Gesetzeswerke fand. Zu Kaisers Zeiten wurde jede Magd als Teil des Haushaltes angesehen und so wie der Herr die Seinen züchtigen konnte, wenn er es für notwendig hielt, mussten auch die jungen Mägde jederzeit damit rechnen, den Stock, das Leder oder was auch immer zu spüren zu bekommen. Erst in den 50er Jahren hatte das letzte Land in Europa diesen alten Brauch aufgegeben und die entsprechenden Paragraphen aus dem Gesetz gestrichen.
Wobei es vor allem die katholische Kirche war, die am längsten daran festhielt. Mädchen in katholischen Kinderheimen wissen noch heute davon zu berichten. Im katholischen Kinderhort in Pforzheim herrschte seinerzeit Schwester Walburga über eine Schar von um die fünfzig Kinder. Ihr Regiment war streng und ihre Methode war einfach. Zeigte sich ein Junge rebellisch, zog man ihm den Hosenboden stramm und es setzte ein halbes Dutzend Hiebe mit dem kurzen Rohrstock. War es ein Mädchen, das nicht brav genug war, wurde ihm das Kleidchen hochgehoben - damals trugen alle Mödchen hübsche Kleidchen. Dann zog ihr Schwester Walburga das Höschen stramm, bis es zwischen den Pobacken verschwand und der Rohrstock entfaltete auf ganz besonders wirksame Weise seine Wirkung.
Ob es eine gute Entscheidung war, die Prügelstrafe grundsätzlich unter Strafe zu stellen, sei dahingestellt. Auf jeden Fall war diese Entscheidung der Auftakt zu einer fortschreitenden Liberalisierung des Weibes. Mädchen waren fortan kein sündiges Fleisch mehr, das der ständigen Züchtigung bedurfte. Sie galten plötzlich als zart besaitete Wesen mit einer besonderen Verletzlichkeit, auf die ein Mann Rücksicht zu nehmen hatte. Mädchen schlägt man nicht und Frauen natürlich erst recht nicht, lautete die Devise, und es gibt nicht wenige Männer, die der festen Meinung sind, dass dies den Frauen nicht gutgetan hat.
Denn eigentlich stehen ja die Frauen auf den starken Kerl, der sich durchzusetzen weiß. Dieser Typ Mann ist es nämlich, der es zu etwas bringt im Leben. Und wo es etwas zu Bewundern gibt, sind Frauen meist nicht fern. Daher sind Machos nicht totzukriegen und es gibt mehr als genügend Frauen, die sich unter ihrer schützenden Hand sicher und geborgen fühlen. Auch wenn diese Hand manchmal ausrutscht und spürbare Signale aussendet, wo ihre Grenzen sind und was sie zu tun und zu lassen hat.
So richtig hat sich eben doch nichts verändert. Wirft sie mit Sand, bekommt sie eine aufs Maul. Pariert sie nicht, knöpft er sie sich vor. Ein richtiger Mann hat schließlich sein Weib im Griff und eine richtige Frau fährt voll darauf ab. Sie weiß zwar meist nicht, warum das so ist. Aber die tief sitzende Erfahrung der Jahrtausende lässt sich eben nicht mal eben so abschütteln.