Zucht und Ordnung zur Zeit des Tenno

Der japanische Kaiser galt als göttlichen Ursprungs und damit unverletzlich. Er war der Tenno und wurde verehrt. Der Staat galt als Familie und er war der Vater. Die Untertanen waren die Kinder, die sich bereitwillig seinem Willen beugten. Alles hatte seine Ordnung und jeder hatte seinen Platz. Eine Frau wusste, dass sie zu gehorchen hatte und eine Tochter erst recht. Lehrer waren damals Meister, zu denen man aufsah und Schülerinnen hatten nichts zu lachen. 

Zur Kaiserzeit war Japan ein Land der strengen Hierarchien, die jeden Aspekt des Lebens bestimmten. Eine Frau verbeugte sich vor ihrem Mann und nahm demütig jede Strafe an, die er ihr zugedacht hatte. Ein Schüler hatte Ehrfurcht vor seinem Lehrer, denn dieser besaß die Weisheit, die er selbst erst zu erlangen verhoffte. Eine Schülerin betrachtete es gar als Vorrecht, unterrichtet zu werden. Sie unterwarf sich daher demütig seiner Herrschaft, auch wenn weit häufiger als jeder Schüler gezüchtigt wurde.

Das Prinzip ist noch heute zu erkennen und kann an jeder japanischen Schule beobachtet werden. So berichtet zum Beispiel eine deutsche Frau, die viele Jahre in Japan verbracht hatte und dort auch zur Schule gegangen war: „Der Lehrer hatte stets einen Rohrstock griffbereit. Doch es gab entscheidende Unterschiede, wie dieser bei Mädchen und Jungen angewandt wurde. Ein Junge musste seine Hand ausstrecken und bekam zwei, drei Tatzen. Danach erwartete man von ihm, dass er sich vor seinem Lehrer verbeugte und ihm für die Zurechtweisung dankte. Ein Mädchen hingegen musste sich über die Schulbank legen und bekam ein halbes Dutzend Hiebe auf den Po. Doch für sie genügte keine Verbeugung. Sie musste auf die Knie gehen und die Hand des Lehrers küssen, die sie soeben gezüchtigt hatte, bevor sie ihm demütig dafür dankte.“

Wobei die Schülerin heute vor allem für eines dankbar sein kann: Sie darf ihre Schuluniform anbehalten, während der zischende Rohrstock ihre Pobacken mit Striemen versieht. Zwischen ihrem Körper und dem unbarmherzigen Bambus sind daher immerhin zwei Lagen Stoff, nämlich der ihres Rockes und der ihres Höschens. 

Wenn sie großes Glück hat, benutzt der Lehrer keinen Rohrstock, sondern ein flaches Paddel. Seine Wirkung ist zwar genauso schmerzhaft wie die des Rohrstocks, aber es hinterlässt immerhin keine dicken Striemen, die später zu blauen Flecken werden und noch Tage später zu spüren sind. Die Wucht eines Paddels verteilt sich über eine größere Fläche, aber man braucht schon viele und kräftig geführte Schläge, um damit blaue Flecken zu erzeugen.

Zur Zeit des Tenno sah das noch anders aus. Damals hieß es für eine Junge Dame, die den Unmut ihres Lehrmeister erregt hatte, nicht nur, nach vorne zu kommen und sich über die erste Schulbank zu legen, die extra für diesen Zweck dort aufgestellt worden war. Sie musste auch ihren Rock hochschlagen und ihre Unterwäsche entfernen. Eine Züchtigung zeigt nur Wirkung, wenn sie auf das nackte Fleisch angewandt wird, lautete seinerzeit die Überzeugung. Und sie musste mindestens aus einem Dutzend Hieben bestehen, um sich tief ins Bewusstsein einzubrennen. 

Zu Hause wurden ungehorsame Mädchen übrigens auf den Tisch oder eine geeignete Bank gelegt, vom Bauchnabel ab nackt gemacht und mit einer Rute, einem Lederriemen oder einem Bambusstock geschlagen. Meist kam dabei der Mutter die Aufgabe zu, ihre Tochter an beiden Händen festzuhalten, während die Geschwister beauftragt wurden, dasselbe mit ihren Beinen zu tun. Oder man benutzt ein Seil und fesselte das Mädchen ganz einfach. 

Schon damals gab es natürlich auch Vergehen, die man nicht einfach mit einem Dutzend Hieben ahnden konnte. Hatte ein Mädchen gestohlen, betrogen oder sich gegen die Schulordnung aufgelehnt, gab es als letztes Disziplinarmittel den Pranger. Der war in etwa mit ähnlichen Einrichtungen im europäischen Mittelalter vergleichbar und bestand im Wesentlichen aus einem zweigeteilten Querbalken, der auf vier massiven Stützen ruhte und mit Öffnungen versehen war, durch die man die Handgelenke und den Kopf der Delinquentin stecken und damit unverrückbar fixieren konnte. 

Natürlich wurde das Mädchen dafür vom Nabel ab nackt gemacht und bezog eine gewaltige Tracht Prügel, die sie vermutlich ihr Leben lang nicht vergessen würde. Danach musste sie für Stunden in dieser Position verharren und ihre geschundene Kehrseite all den anderen Schülerinnen und Schülern präsentieren, ohne etwas dagegen tun zu können. Bestrafe eine und erziehe alle anderen, hieß offenbar schon damals das Prinzip.

Die Japanerin gilt noch heute als sanftes Wesen, das sich unterzuordnen weiß. Eine Eigenschaft, die vermutlich nicht nur auf ihre unmittelbare Erziehung, sondern auch auf eine Jahrhunderte alte Tradition zurückzuführen ist. Und dazu gehörte eben die Erkenntnis, dass ein Weib der männlichen Führung bedarf und sowohl Väter als auch Lehrer und Ehemänner die Pflicht hatten, durch eine strenge Erziehung dafür zu sorgen, dass es nie vom Weg abwich.