Anderswo ist das völlig normal

Andere Länder, andere Sitten sagt man. Daher ist es ziemlich vermessen, wenn man entrüstet mit den Fingern auf andere zeigt und das, was die eigene Kultur ausmacht, zum allgemeinen Maßstab erhebt.

Dass es in Deutschland verboten ist, die eigene Ehefrau zu bestrafen, wenn sie Anlass dazu gegeben hat, dürfte zum Beispiel in den meisten asiatischen Ländern nur verständnisloses Kopfschütteln hervorrufen. Und ein Gesetz, das die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe stellt, löst vermutlich bereits unter den im Lande lebenden Moslems nur höhnisches Gelächter aus. Dass in Mitteleuropa kein Lehrer das Recht hat, eine Schülerinnen oder einen Schüler mit dem Stock zu bestrafen, wird vermutlich ein Lehrer in Japan gar nicht glauben. Genauso, wie Immigranten aus Südamerika ziemlich fassungslos reagieren würden, wenn die Polizei auftaucht, nur weil sie ihre Tochter so zurechtgewiesen habenwie es in ihrer Heimat gang und gebe ist.

Umgekehrt ist es so, dass eine Thailänderin geradezu davon ausgeht, dicke Striemen auf ihrem Hintern davon zu tragen, wenn sie sich ihrem Mann widersetzt hat. Und eine Südamerikanerin würde ihren Mann vermutlich als Schwächling bezeichnen, wenn er ihr alles durchgehen lassen würde, ohne ihr gelegentlich mit seinem Hosengürtel ihre Grenzen aufzuzeigen.

Ich habe einen Freund in Großbritannien, der hat vor Jahren eine Inderin geheiratet. Dass er sie in der Phase, die man dort als "Dating" bezeichnet, nur heimlich treffen konnte, hat ihn nicht weiter verwundert. Auch dass er sie heiraten musste, wenn er mehr von ihm wollte, hat er irgendwie akzeptiert. Kritisch wurde es erst, als sie meinte, er solle sich beeilen und bei ihrem Vater vorstellig werden. Die Familie wäre nämlich der Meinung, dass sie jetzt alt genug für die Ehe sei und würde bereits darüber diskutieren, mit wem sie sie verheiraten wollten. Also stellte er sich ihrer Familie vor und bat darum, mit dem Hausherrn ein Gespräch unter vier Augen führen zu dürfen. Das Ergebnis war zwiespältig. Zwar hatte ein Freund Glück und hatte keine Familie erwischt, in der die Töchter prinzipiell nur mit Indern verheiratet wurden. Aber das vertrauliche Gespräch brachte natürlich auch zum Vorschein, dass er das Mädchen schon mehrmals heimlich getroffen hatte. Mit der Folge, dass sie umgehend hereingerufen und zur Rede gestellt wurde. Anschließend entschuldigte sich der Hausherr und verpasst seiner Tochter erst mal im Nebenzimmer ein Tracht Prügel, bevor er das Gespräch fortsetzte.

Es vergingen dann mehrere Wochen, bis mein Freund die Zusage erhielt, das Mädchen heiraten zu dürfen.

Vaters wichtigstes Geschenk an meinen Freund war übrigens ein dünner, schmiegsamer Rohrstock. An den wäre sie gewohnt, erfuhr er in einem vertraulichen Gespräch unter Männern. Verbunden mit dem dringenden Rat, ihn auch weiterhin zu benutzen. Sie hätte nämlich eine Neigung zu Ungehorsam und die müsse man ihr von Zeit zu Zeit austreiben. Jahre später traf ich die beiden und fragte ganz unbekümmert nach der Begebenheit. Ja, den Stock hätte er noch, verriet mir mein Freund, während sie ganz verlegen wurde und einen Grund vorschob, um ganz schnell in die Küche verschwinden zu müssen. Eine Inderin würde sich nie trauen, ihn zu hintergehen, verriet er mir. Sie wäre auch immer bereit, wenn er Lust auf sie hatte. Denn sie wüsste nur allzu gut, dass er nicht zögern würde, den Ratschlag ihres Vaters zu beherzigen.

Westliche Gemüter geben sich gerne schockiert, wenn sie solche Berichte lesen. Aber sie übersehen gerne, dass auch hierzulande jeden Tag Frauen ins Krankenhaus eingeliefert werden, weil sie von ihrem Mann aufs Schlimmste misshandelt wurden. Die meisten sind seinem Wutausbruch mit einem blauen Auge entgangen. Manche tragen aber auch schlimme Hämatome am ganzen Körper. Und nicht wenige müssen wegen Rippenbrüchen, Gehiernerschütterungen und anderen üblen Frakturen behandelt werden. Da frage ich mich dann, ob da eine tracht Prügel nach altem Brauch nicht besser gewesen wäre. Denn unsere Vorfahren wussten, dass man einer Tochter, einer Schülerin oder einer Frau nicht ins Gesicht schlägt. Schließlich hat sie dafür einen Körperteil, der von der Natur nicht ohne Grund besonders üppig ausgestattet wurde und aus festem Muskelfleisch besteht, das so einige Hiebe aufnehmen kann, ohne dass sie bleibende Schäden davonträgt.