Erzeuge Angst und herrsche über sie
Angst gilt als Schwäche. Kleine Mädchen haben Angst vor dem Dunkeln. Ängstliche Menschen sind genau die Kunden, auf die es eine Versicherung abgesehen hat. Ängstliche Junges klettern auf keine Bäume und für ängstliche Mütter ist alles gefährlich, was Kindern Spaß macht. Angst ist aber auch ein wichtiger Schutzmechanismus, der uns alle vor so mancher riskanten Handlung bewahrt. Und Angst vor Strafe ist ein Machtinstrument, das sich schon seit Jahrtausenden bewährt hat.
Dabei kann niemand von sich behaupten, noch nie im Leben Angst gehabt zu haben. Selbst der stärkste Mann hat Angstschweiß auf der Stirn, wenn er sich in einer Situation befindet, in der ein falscher Schritt zwischen Tod und Leben entscheiden kann. Aber so weit muss man gar nicht gehen. Die meisten Menschen haben Angst vor weitaus banaleren Dingen. Angst vor dem sozialen Abstieg, zum Beispiel. Angst, den Job zu verlieren. Angst vor Konsequenzen Angst, einen Fehler zu machen und als der Schuldige dazustehen. Angst vor falschen Entscheidungen. Angst, die Zuneigung des Partners zu verlieren. Angst vor Strafe.
Vor allem Letzteres scheint in unserem Bewusstsein tief verankert zu sein und das nicht ohne Grund. Die erste soziale Erkenntnis, die ein kleines Kind gewinnt, ist die Tatsache, das Wohlverhalten belohnt wird und Widerspenstigkeit Strafe, Liebesentzug oder zumindest einen Tadel nach sich zieht. Das will ein Kind natürlich nicht, das voll und ganz vom Wohlwollen seiner Eltern abhängig ist. Es will geliebt, gelobt und gestreichelt werden und hat schon Angst, wenn Vater die Stimme erhebt oder Mutter zu Sanktionen greift, um das gewünschte Verhalten zu erzwingen.
In den meisten Regionen dieser Welt ist man nach wie vor der Meinung, dass ein Kind vor allem Gehorsam zu lernen hat. Tut es schön brav, was man ihm sagt, ist alles in Ordnung und das Leben geht seinen Gang. Zeigt es Widerspruch oder gar offene Rebellion, wird der Stock hervorgeholt, um dem Spuk schnell und wirksam ein Ende zu bereiten. Die Lektion, die es dabei lernen wird, ist unmissverständlich: Füge dich und alle sind zufrieden. Rebelliere gegen das Diktat der Mächtigen und man wird dir zeigen, wer den Stock in der Hand hält und wer sein schmerzhaftes Ende zu spüren bekommt. Eine Erkenntnis, die sich tief ins Bewusstsein frisst, denn sie wurde schon von frühester Jugend an geprägt.
Wobei sich bereits hier erste Unterschiede zwischen den Geschlechtern abzeichnen. Der Widerstand eines Mädchens ist schnell gebrochen. Mädchen haben ein ausgeprägteres Bedürfnis nach Harmonie, als man das bei den Jungen beobachten kann. Sie wollen, dass sich alle lieb haben und ihre kleine Welt so bleibt, wie sie ist. Daher genügt meist schon ein strenger Blick und jedes Aufbegehren erlischt auf der Stelle. Auch sind Mädchen die sensibleren Wesen, die nicht nur empfindlich auf alles reagieren, was ihre Umwelt ausmacht. Sie haben auch schon von Geburt an ein ausgeprägteres Körperbewusstsein. Haben sie auch nur ein paar Hiebe mit dem Kochlöffel bezogen, stehen sie vor dem Spiegel und betrachten ausgiebig die sichtbaren Spuren, die Vaters Zurechtweisung auf ihrem Körper hinterlassen hat. Ein Junge spürt zwar dieselben Schmerzen. Aber sobald sie abgeklungen sind, ist die Sache für ihn auch schon vorbei, erledigt, vergessen.
Während die Mädchen eher dazu neigen, aus Angst vor Strafe verbotene Dinge nicht zu tun, denken die Jungs eher darüber nach, wie sie es anstellen können, um beim nächsten Mal nicht erwischt zu werden. Die Folge ist, dass Mädchen allgemein als braver, gehorsamer und fügsamer gelten und genau das auch von ihnen erwartet wird. Jung hingegen sind Jungs und man verzeiht ihnen vieles, was man bei einem Mädchen nie tolerieren würde. Kommt sie erst nach Mitternacht nach Hause, dann geht man davon aus, dass sie sich mit Jungs herumgetrieben hat und macht einen riesen Skandal daraus. Lässt er sich zur vereinbarten Zeit nicht blicken, dann geht man zwar auch davon aus, dass Mädchen im Spiel sind. Aber bei einem Jungen gehört das eben dazu und Vater quittiert es mit einem Augenzwinkern, auch wenn er zur erwarteten Strafpredigt ansetzt.
Die Gründe dafür reichen wohl in eine Zeit zurück, als es für eine junge Maid weitreichende Folgen haben konnte, sich mit einem Jüngling einzulassen, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Das machte sie nicht nur zur Hure, die von allen geächtet wurde. Sie konnte auch ganz schnell schwanger werden und war dann fürs Leben gezeichnet. Also tat man alles, um so einen Vorfall auszuschließen und das beste Mittel dafür war ... Angst.
Mädchen galten zwar als zarte und empfindsame Wesen. Aber wenn es darum ging, sie für ein Fehlverhalten zu züchtigen, bekamen sie die ganze Strenge ihrer Zeit zu spüren. Sie lebten zwar in einer prüden Welt, in der sich ein anständiges Mädchen sorgsam bedeckt hielt und ihre Reize für ihren künftigen Ehemann reservierte. Aber wenn sie Strafe verdient hatten, dann war es keine Ausnahme, dass sie erst einmal entblößt wurden, bevor der Stock, die Riemenpeitsche oder der Lederriemen zur Anwendung kam. Einem kleinen, unartigen Mädchen hob man kurzerhand das Kleidchen hoch, um seinen blanken Po dem Biss der Rute auszusetzen. Bei einer jungen Dame verfuhr man nicht viel anders, denn wer sich wie ein unmündiges Kind verhalten hat, muss auch wie ein Kind bestraft werden.
Also hatten die Mädchen allen Grund, Angst vor ihrem Vater zu haben. Schließlich besaß er die Autorität, ihnen Anordnungen zu erteilen und Einschränkungen aufzuerlegen. Und er hatte das Recht, sie für jede Form von Widerstand zu bestrafen und das so zu tun, wie es ihm beliebte. Niemand hatte ein Problem damit, wenn aus dem Nachbarhaus schrille Schreie zu hören waren und niemand scherte sich darum, ob diese von einem jungen Mädchen kamen oder von einer jungen Dame im heiratsfähigen Alter. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass es in vielen Ländern Europas erst wen ige Jahre her ist, seit das Züchtigungsrecht nicht nur der Eltern, sondern auch des Ehemannes aufgehoben wurde. Bis in die fünfziger Jahre hinein stand das noch unbeanstandet in den Gesetzeswerken und in den weitaus meisten Ländern der Welt hat sich daran bis heute nichts geändert.
Eine junge Japanerin, die den harten Bambusstock ihres Herrn und Ehemannes zu spüren bekommen hat, wird deswegen nicht vor Gericht ziehen. Ein afghanisches Mädchen, das man an einen doppelt so alten Mann verheiratet hat, wird in ein Haus ziehen, in dem es nicht nur schon zwei andere Ehefrauen gibt, sondern in dem auch schon die Peitsche griffbereit ist, um jedes Aufbegehren im Keim zu ersticken. Auch afrikanische Männer wissen, wofür der liebe Gott die Frauen mit einem besonders ausgeprägten Hintern versehen hat und zögern nicht, einen Stock zur Hand zu nehmen, um sie auf die althergebrachte Weise Gehorsam zu lehren.
Auch hier ist es nackte Angst, die für Ruhe und Ordnung sorgt. Angst, die eine treue Ehefrau zur gehorsamen Ehefrau macht, die ihren Mann ganz selbstverständlich als den Herrn des Hauses akzeptiert, dem die Natur Rechte gegeben hat, die einer Frau eben nicht zustehen. Angst, die junge Mädchen veranlasst, demütig den Kopf zu senken, sobald ein Mann in der Nähe ist. Angst vor Zurechtweisung. Angst vor Strafe. Angst vor Demütigung. Angst vor bloßgelegten Hinterbacken, die wie Feuer brennen. Angst davor, von dem Mann verstoßen zu werden, von dessen Wohlwollen sie abhängig sind.
Darüber mag die westliche Frau entrüstet den Kopf schütteln. Aber auch sie steckt voller Ängste auch wenn sie das natürlich nie zugeben würde. Zwar hat sie nach außen die gleichen Rechte, die auch jedem Mann zustehen. Sie kann heute Ärztin Rechtsanwältin oder auch Ingenieurin werden, ohne dass ihr jemand Steine in den Weg legt. Sie kann auch richtig Karriere machen, wenn sie sich ins Zeug legt. Doch die Realität sieht völlig anders aus. Je nach Studie verdienen Frauen zwischen 10 und 30 % weniger als Männer und die Emanzen dieser Welt werden nicht müde, auf diese „Ungerechtigkeit“ hinzuweisen. Doch wenn man näher hinsieht, erkennt man schnell, warum das so ist.
Frauen studieren nämlich keine Fächer, die man später zu Geld machen kann. Sie widmen sich bevorzugt der brotlosen Kunst und studieren Dinge, die eigentlich niemand braucht. Wer seine Studienzeit mit Gender Studies, Germanistik oder Politologie verbracht hat, darf sich eben nicht wundern, wenn er am Ende in einem schlecht bezahlten Job bei irgend einem Medienunternehmen landet. Dort sind nämlich all die anderen studierten Frauen auch und arbeiten für Einkommen, bei denen ein Mann nur den Kopf schütteln kann.
Am Ende läuft es dann auf den seit Jahrtausenden unveränderten Prozess hinaus: Die ach so moderne Frau sucht sich einen Mann, der das Einkommen hat, das sie selbst gerne hätte. Sie weiß, dass sie ohne diesen Mann nicht das Leben führen kann, das sie gerne hätte. Also setzt sie alles daran, um ihn an sich zu binden und lebt fortan mit der Angst, dass er sie eines Tages verlassen könnte. Schließlich ist die Welt voll mit attraktiven Frauen und ein Mann mit Ernährerqualitäten muss schon gute Gründe haben, um dieses Überangebot nicht zu nutzen.
Die Angst steht ihr also ins Gesicht geschrieben und sie verbraucht verdammt viel teure Kosmetika, um sich selbst davon zu überzeugen, dass dem nicht so ist.
Dabei sind Männer eigentlich völlig anders, als Frauen glauben. Ein Mann mag zwar die eine oder andere Blume am Wegesrand pflücken, weil er der Versuchung nicht widerstehen kann. Doch er ist nur selten bereit, eine gewohnte, vertraute und irgendwie auch bequeme Beziehung aufzugeben, nur um seinem Schwanz etwas Abwechslung zu gönnen. Also sollte seine Geliebte, Lebensbegleiterin, Partnerin oder Ehefrau weniger Angst davor haben, dass er eine Schönere findet. Sondern davor, dass er sich langweilt. Oder, was noch schlimmer ist, dass er zu Hause nicht auf die Achtung, Anerkennung und Unterwürfigkeit stößt, die seinem urmännlichen Bedürfnis entspricht.
Schon Adam soll sich bei Gott beschwert haben, dass er es unterlassen hatte, ihm eine Dienerin zur Seite zu stellen, die ihm das Leben erleichtern und seine Lust befriedigen würde. Das Konzept herrschender Mann und dienende Frau hat seitdem die Weltliteratur beherrscht und ist fest im Denkprogramm von Mann und Frau verankert.
Früher musste eine Frau lediglich Angst davor haben, bei ihrem Mann in Ungnade zu fallen und von ihm für irgend ein Fehlverhalten bestraft zu werden. Diese Strafe tat zwar weh, aber der Auslöser dafür war schon bald danach vergeben und vergessen. Heute tut man so, als wäre eine simple Züchtigung ein barbarischer Vorgang und lässt es lieber auf eine Trennung mit all den damit verbundenen tragischen Folgen ankommen. Dabei ist es die Natur, die die Weichen gestellt hat - oder Gott, wenn man es so sehen möchte. Und in der Natur sind Männchen und Weibchen eben nicht gleich. Sie versuchen auch nicht, ständig um die Führungsrolle zu wetteifern. Stattdessen kommt dem Männchen die Aufgabe des Führers, Ernährers, Beschützers und Kämpfers zu, während es dem Weibchen nie einfallen würde, ihm diese Rolle streitig zu machen.
Das erklärt vielleicht, weshalb die stabilsten Beziehungen immer diejenigen sind, in denen es ein eindeutiges Oben und Unten gibt. Beziehungen, in denen er bestimmt und sie gehorcht und in denen durchaus hin und wieder klatschende Schläge ertönen, weil sie sich daneben benommen hat und er es ihr nicht durchgehen lässt.