Gottes Gesetz oder weltliches Recht?
Als die Kirche noch Einfluss auf das Leben im Land hatte, herrschte an den Schulen der Rohrstock und auch zu Hause wurde mit der Rute der Zucht nicht gespart. Mädchen, die durch mehrere Hände gingen, waren Huren und ledige Mütter wurden geächtet. Das hat sich zwar weitgehend geändert, aber es gibt sie immer noch: Religiöse Gruppierungen, die ihre Bibel als Gottes Gesetz lesen und klare Vorstellungen davon haben, wer was zu tun und zu lassen hat.
Der Mann ist das Haupt seiner Frau und das Oberhaupt der Familie. So will es der Herr und so hat es zu sein. Für fundamentale Christen besteht darin nicht der geringste Zweifel und sie betrachten alle Menschen als „gottlos“, die sich an diesen fundamentalen Grundsatz nicht halten. In meiner frühen Jugend hatte ich Einblick in das Leben einer Sekte und weiß daher, wovon ich rede.
Sektenkindern wird von Anfang an beigebracht, was das Wichtigste im Leben ist. Gehorsam ist für sie oberste Pflicht und sie lernen, dass es nichts bringt, sich gegen elterliche Anordnungen aufzulehnen. Wer seinen Eltern gegenüber ungehorsam ist, der zeigt auch Ungehorsam gegen Gott, lautet das Argument. Das erzeugt natürlich Angst, denn jedes Kind fürchtet sich davor den allmächtigen Gott zu erzürnen. Aber weil dieser Gott irgendwie zu weit weg ist und seine gerechte Strafe meist ausbleibt, müssen eben die Eltern diese Funktion übernehmen.
Sie tun es mit der Rute der Zucht, von der in der Bibel des Öfteren die Rede ist. Und weil es so in der Bibel steht, ist es keine Möglichkeit von vielen, sondern eine gottgewollte Pflicht, davon Gebrauch zu machen.
Sabine war erst vier, aber wenn sie sich bockig zeigte, nahm ihre Mutter einen nassen Waschlappen und schlug ihr damit ins Gesicht. Geschehen irgendwann in den 70er Jahren in Pforzheim. Ihre Eltern lebten zusammen mit der Großmutter in zwei Eigentumswohnungen, die man über eine Tür miteinander verbunden hatte. An der Erziehung des Mädchens waren sowohl Mutter als auch Großmutter aktiv beteiligt. Als sie sich zum Teenager entwickelt hatte, übernahm zunehmend ihr Vater diese Aufgabe. Wie ich hörte, war der Waschlappen irgendwann durch eine Weidenrute ersetzt worden. Sie stammte aus dem Garten der Familie und wurde jede Woche durch frisch geschnittene Zweige ersetzt.
Gabi war eine Musterschülerin. In der Gemeinde saß sie schön brav neben ihren Eltern. Im Orchester spielte sie Geige. Als ich einmal bei der Familie zum Essen eingeladen war, widersprach sie bei Tisch ihrer Mutter, wie es Teenager eben immer mal wieder tun. Doch Vaters strenger Blick ließ sie augenblicklich zusammenzucken und nach dem Essen wusste ich auch, weshalb. Er wies das Mädchen an, auf ihr Zimmer zu gehen und sich bereitzumachen. Wenig später folgte er ihr und die Geräusche, die man daraufhin von oben hören konnte, waren mehr als eindeutig. Dem Klatschen nach war es ein Ledergürtel, den er benutzte und ihrem Kreischen nach schlug er kräftig zu. Danach tauchte er wieder auf, als wäre nichts geschehen und widmete sich seinen Gästen.
Meine allererste Freundin hieß Irmela. Auch sie war ein Sektenkind. Wir küssten uns heimlich auf dem Schulhof hinter einer Hecke. Ich freundete mich mit ihrem älteren Bruder an. Wenn wir beide ins Kino gehen oder sonst etwas unternehmen wollten, musste es nämlich so aussehen, als würde ich mit ihm ausgehen, während Irmela nur zufällig mit dabei war. Er hatte kein Problem damit, wenn wir ein paar Reihen hinter ihm knutschten und heftiges Petting praktizierten. Aber mehr als bei solchen Gelegenheiten meinen Finger in ihre erstaunlich nasse Muschi zu stecken, habe ich bei ihr nie erreicht. Ihre Mutter war eine Frau von der besonders gläubigen Sorte. Sie zog die beiden allein auf und muss wohl irgendwann Verdacht geschöpft haben. Auf jeden Fall forderte sie eines Abends das Mädchen auf, ihr Höschen auszuziehen, als sie wieder einmal mit ihrem Bruder nach Hause zurückkehrte. Der einfache Baumwollschlüpfer war natürlich völlig durchfeuchtet und bestätigte den Verdacht. Danach hieß es: „Beug dich über den Küchentisch“, was mein Jugendschwarm natürlich gehorsam tat. Ihr wurde das Kleid hochgehoben und Mutter prüfte eigenhändig nach, wie es um die Keuschheit ihrer Tochter bestellt war. Sie hat darauf eine fürchterliche Tracht Prügel bezogen, wie mir ihr Bruder berichtete. Ich galt seitdem als „schlechte Gesellschaft“ und sie durfte keinen Kontakt mehr mit mir haben. Als sie achtzehn war, heiratete sie einen wesentlich älteren Glaubensbruder, der es wohl verstand, seine Ehefrau in Unterwürfigkeit zu halten.
Jahre später, als ich selbst schon verheiratet war, lernte ich eine junge Frau aus Venezuela kennen. Ein Bekannter von mir hatte sie als Brieffreundin kennengelernt und das äußerst hübsche Ding nach Deutschland geholt. Auch er gehörte der Sekte an und so musste natürlich sofort geheiratet werden, damit er seine verführerische Freundin benutzen konnte. Eine junge Frau in der Fremde und ein despotischer Ehemann, der eifersüchtig über sie wachte, das konnte natürlich nicht gut für sie ausgehen.
Irgendwann trafen wir uns zufällig in der Karlsruher Fußgängerzone. Sie schien mich zu mögen und fühlte sich frei, mit mir in ein Café zu gehen, wo wir bestimmt zwei Stunden verbrachten, um über tausend Dinge zu reden. Sie stammte offensichtlich aus einer gut betuchten Familie und hatte eine ensprechend hohe Bildung genossen. Mir war sofort klar, dass sie ihrem Mann geistig haushoch überlegen war und ich wusste, dass er sich schwer damit tat, mit dieser Tatsache umzugehen. Wir richteten es so ein, dass sich immer mal wieder eine Gelegenheit ergab, uns zu treffen. Ich mochte sie zwar und sie war eine sehr gute Gesprächspartnerin. Aber ich hätte es nie fertiggebracht, etwas mit ihr anzufangen. In ihren Kreisen war das nämlich Ehebruch und so ziemlich die schwerste Sünde, der sich eine Frau schuldig machen konnte.
Doch es gibt nichts, was sich auf Dauer verheimlichen lässt, und so tauchte eines Tages ihr Mann auf, während wir uns gerade angeregt unterhielten. Er ging ziemlich grob mit ihr um und zerrte sie förmlich aus dem Café, was sie ziemlich kleinlaut und mit verängstigtem Blick über sich ergehen ließ. Das war unser letztes heimliches Treffen. Später telefonierten wir miteinander, während ihr Mann nicht zu Hause war. Es war passiert, was ich mir schon gedacht hatte. Kaum zu Hause angekommen hatte er ihr die Kleider vom Leib gerissen. Dann hatte er seinen Gürtel zur Hand genommen und sie nach Strich und Faden verdroschen. Und um ihr zu demonstrieren, dass er ihr Mann war und daher alle Rechte über sie hatte, hatte er sie anschließend noch richtig derb durchgefickt, bis sie wieder zu dem unterwürfigen Weib reduziert war, das seinen Vorstellungen entsprach.
Schließlich ist der Mann nicht nur das Haupt seiner Frau. In der Bibel steht auch, dass sie nicht das Recht hat, ihm zu verweigern, was ihm zusteht.