Meine Eltern waren Mitglieder einer religiösen Sekte, die sich als die „Wahrheit“ schlechthin verstand. Sie nahmen die Bibel wörtlich und in den Familien war die „Rute der Zucht“ ständiger Begleiter nicht nur der Kinder. Die hier beschriebene Begegnung fand nicht vor hundert Jahren statt, sondern kurz vor Beginn des 21. Jahrhunderts.
„Der Imam Sa’d Arafat meinte bei einem ägyptischen Fernsehsender: Allah ehrt die Frauen durch den Einsatz der Prügelstrafe. Er ehrt sie durch Regeln. So dürfe die Prügel beispielsweise keine Frau entstellen. Der Mann dürfe seine Frau auch nicht ins Gesicht schlagen und ihr dabei keine Knochen brechen und keine Zähne ausschlagen. Er darf zwar eine kurze Rute nutzen, aber die Prügelstrafe sei nur erlaubt, wenn die Frau sich weigere, mit ihm zu schlafen.“
Als die Kirche noch Einfluss auf das Leben im Land hatte, herrschte an den Schulen der Rohrstock und auch zu Hause wurde mit der Rute der Zucht nicht gespart. Mädchen, die durch mehrere Hände gingen, waren Huren und ledige Mütter wurden geächtet. Das hat sich zwar weitgehend geändert, aber es gibt sie immer noch: Religiöse Gruppierungen, die ihre Bibel als Gottes Gesetz lesen und klare Vorstellungen davon haben, wer was zu tun und zu lassen hat.
Es geschieht mitten unter uns und das im 21. Jahrhundert. Ort der Handlung sind unzählige kleine, freikirchliche Gemeinde. Anlass ist nicht selten eine Verfehlung, die man einer Ehefrau einfach nicht durchgehen lassen konnte. Anwesend sind die Ältesten der Gemeinde und der Ehemann der Glaubensschwester. Der Frau stehen Tränen in den Augen, denn sie weiß, dass sie gleich bestraft werden wird. An Ort und Stelle. Aus der Hand ihres Ehemannes. Vor den Augen des versammelten Ältestenrats.
„Die Züchtigung dient dem Zweck der Zufügung von Schmerzen, die allerdings nur vorübergehend sein sollen.“ So kann man es im Juraforum nachlesen. In der eigenartig hölzernen Sprache der Juristen heißt es dort weiter: „Meistens tritt sie in Form von Schlägen auf, die der anderen Person per Hand oder mithilfe von Gegenständen verabreicht werden. Diese Art der Bestrafung, wird überwiegend bei der Kindererziehung angewendet, aber auch als Bestrafung von Personen, welche sich einen gesetzlichen Fehltritt geleistet haben.“
Allah ist groß. Gott ist barmherzig. Der Name des Herrn sei gelobt. Was für Atheisten lediglich Fabelwesen sind, die vor langer Zeit der Fantasie des Menschen entsprungen sind, steht für gläubige Menschen im Mittelpunkt ihres Daseins. Für sie ist Gott real. Er residiert irgendwo im Himmel und er wird die Ungläubigen richten und seine Anhänger ins versprochene Paradies führen.
Die meisten Menschen in der christlichen Welt glauben zwar an einen Gott, aber das war‘s dann auch schon. Andere sehen Religion als Tradition und gehen zumindest an Weihnachten in die Kirche. Und dann gibt es diejenigen, für die Glaube der Mittelpunkt des Lebens und die Bibel das Maß der Dinge ist. Sie halten nicht nur Sex außerhalb der Ehe für undenkbar. Sie verurteilen es auch als Selbstbefleckung, wenn junge Leute selbst Hand an sich legen.
Die Meldung hat einen Aufschrei unter den Feministen weltweit ausgelöst. Im saudi-arabischen Fernsehen war ein Beitrag zu sehen, der weltweit auch über andere arabischer Kanäle verbreitet wurde. Darin kommt ein "Familienarzt" mit Namen Khaled Al-Saqaby zu Wort.
Zugegeben, ein Mann hat es gerne, wenn die Frau Respekt vor ihm hat. Wenn sie sie jederzeit bereit für ihn ist. Wenn sich ihr ganzes Leben um ihn dreht. Wenn sie sich seinem Willen beugt und ihm aufs Wort gehorcht. Und wenn bei aller Liebe zu ihm auch eine Spur Angst vor ihm mitschwingt. Denn Macht und Erotik waren schon immer nahe Verwandte. Und die Bereitschaft zur Hingabe gehört zu den natürlichen Genen der Frau, während Dominanz zum Wesen des Mannes zählt.
Ganz gleich, ob jemand katholisch oder evangelisch aufgewachsen ist, ob seine Eltern einer Freikirche angehörten oder die Wahrheit in einer Sekte suchten. Es gibt ein Merkmal, das so gut wie alle christlichen Religionen gemein haben. Sie predigen, dass die Frau dem Manne untertan zu sein hat. Und sie bestehen darauf, dass der Mann die Hosen anhat und während von der Frau erwartet wird, sich in züchtige Kleider zu hüllen. Je kleiner eine Gemeinde ist und je fundamentalistischer sie ihren Glauben praktiziert, desto ausgeprägter ist diese Vorstellung.
Man hört immer wider davon. In einem katholischen Internat sollen über Jahre hinweg Jungen und Mädchen missbraucht worden sein. Zeugen, die mittlerweile in den Sechzigern sind, berichten von regelmäßigen Schlägen und demütigungen, die sie als Teenies aus der Hand rabiater Erzieher erfahren haben. Eine Frau bricht in Tränen aus und erzählt von ihrem Leben im Waisenhaus, das seinerzeit von Nonnen geleitet wurde, für die die Erziehung eines Mädchens vor allem darin bestand, ihm Demut und Gehorsam beizubringen. Und die nicht zögerten, den Geboten Gottes mit dem Stock in der Hand Geltung zu verschaffen.
Jean Jacques Rousseau
Männliche Dominanz zwischen Spanking und BDSMSpanking ist die heimliche Welt der Erregung zwischen Macht, Dominanz und Erziehung. Spanking bewegt sich im Spannungsfeld der BDSM-Szene und ist dennoch völlig anders. In früheren Generationen war Spanking ein ganz alltäglicher Vorgang. Damals kümmerten sich strenge Mütter und eifrige Gouvernanten um die Aufzucht der Brut. Vätern, Lehrern und Ehemännern hingegen war es eine heimliche Lust, besonders unter dem Weibervolk für Zucht und Ordnung zu sorgen. Dabei ging es darum, weibliche Demut hervorzubringen und jede Form von Widerspenstigkeit auszurotten. Es ging um Bestrafung, Züchtigung und Zurechtweisung. Und es kamen Rohrstock, Weidenrute, Reitgerte, Lederriemen oder Peitsche zum Einsatz, um weibliche Hintern mit Striemen zu versehen und weibliche Gedanken zu formen. In weiten Teilen der Welt ist das noch immer tägliche Praxis. Anderswo gibt es eine BDSM- oder Spanking-Szene, wo Menschen das ausleben, was ganz offensichtlich ein fester Bestandteil unserer Veranlagung ist. |
The spanking world of male dominance.
Widerwort eBooks Inc. | www.widerwort.com | webmaster@widerwort.com